Persönlichkeitsstörung: Arten – Welche 3 Gruppen gibt es?

Stell dir vor, du stehst vor einem riesigen Puzzle, bei dem jedes Teil eine Facette der menschlichen Persönlichkeit repräsentiert. Manche Teile passen nahtlos zusammen, während andere scheinbar nicht zueinander finden wollen. Persönlichkeitsstörungen sind wie diese schwer zu platzierenden Puzzleteile, die das Gesamtbild der Persönlichkeit komplexer und manchmal herausfordernder gestalten.

In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt der Persönlichkeitsstörungen ein. Wir werden die verschiedenen Arten von Störungen in drei Hauptkategorien unterteilen: Cluster A, B und C. Jeder Cluster hat seine eigenen charakteristischen Verhaltensweisen und Herausforderungen.

Zusammenfassung:

  • Vielfältige Arten von Persönlichkeitsstörungen: Persönlichkeitsstörungen können in die Cluster A, B und C eingeteilt werden. Jede Störung hat ihre eigenen charakteristischen Symptome und Verhaltensweisen, die von Paranoia und Misstrauen bis hin zu emotionaler Instabilität und übermäßigem Kontrollbedürfnis reichen.
  • Ursachen und Einflüsse: Persönlichkeitsstörungen entwickeln sich im Laufe des Lebens und werden stark durch die familiäre Umwelt beeinflusst. Sie sind oft “ich-synton”, was bedeutet, dass die Betroffenen ihre Symptome nicht als störend empfinden, was die Diagnose und Behandlung erschwert.
  • Empathie und Unterstützung sind Schlüssel: Empathie und Verständnis im Umgang mit Menschen, die an Persönlichkeitsstörungen leiden, ist wichtig.

Persönlichkeitsstörung: Arten

Persönlichkeitsstörungen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie Personen in ihrem Handeln unflexibel machen. Daneben führen sie dazu, dass Betroffene sich zwischenmenschlich ungünstig verhalten, wodurch beträchtliche interaktionelle Kosten erzeugt werden.

Persönlichkeitsstörung Arten und Gruppen
Persönlichkeitsstörung: Arten und Gruppen

Es kommt hinzu, dass Persönlichkeitsstörungen sehr ich-synton sind. Hierdurch erleben betroffene Personen wesentliche Aspekte ihrer Störung nicht als störend oder ungewöhnlich.

Diese Störungen entwickeln sich im Laufe der eigenen Lebensgeschichte und werden stark durch unsere familiäre Umwelt geformt. Dabei können verschiedene Formen von Persönlichkeitsstörungen entstehen, welche im Folgendem vorgestellt werden.

Cluster A – sonderbares, exzentrisches Verhalten

Zu den Persönlichkeitsstörungen der Gruppe A gehören:

  • Paranoide Persönlichkeitsstörung
  • Schizoide Persönlichkeitsstörung
  • Schizotypische Persönlichkeitsstörung

Obwohl es sich um unterschiedliche Zustände handelt, neigen Betroffene dazu, Denkweisen und Verhaltensweisen zu haben, die sie ungewöhnlich oder exzentrisch erscheinen lassen. Dies führt wiederum oft zu sozialen Problemen.

Paranoide Persönlichkeitsstörung

Die paranoide Persönlichkeitsstörung verursacht starkes Misstrauen. Menschen mit dieser Störung sind oft misstrauisch gegenüber den Motiven anderer oder befürchten, dass andere ihnen schaden wollen.

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Negative Glaubenssätze überwinden

Andere Merkmale der paranoiden Persönlichkeitsstörung sind:

  • Schwierigkeiten, anderen zu vertrauen; Angst, dass geteilte Informationen gegen sie verwendet werden
  • Ungerechtfertigte Angst/ Verdacht, dass andere ohne Grund untreu sind
  • Tendenz zu fortwährendem Groll und Weigerung, Verletzungen, Missachtungen oder Beleidigungen zu verzeihen
  • Ständige Selbstbezogenheit, v. a. in Verbindung mit starker Überheblichkeit
  • Unschuldige Bemerkungen werden als bedrohlich oder beleidigend wahrgenommen
  • Übertriebene Empfindlichkeit gegenüber Kritik
  • Streitsuchendes und unangemessenes Beharren auf eigenen Rechten

Da stets erwartet wird, dass man hintergangen wird, gelingt es kaum, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen

Schizoide Persönlichkeitsstörung

Schizoide Persönlichkeitsstörung ist eine seltene Erkrankung, die dazu führt, dass Menschen soziale Aktivitäten meiden und Schwierigkeiten haben, Emotionen zu zeigen. Auf andere wirken Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung humorlos oder kalt.

Andere mögliche Merkmale der schizoiden Persönlichkeitsstörung sind:

  • Wollen lieber allein sein
  • Mangel an engen Freunden oder vertrauensvollen Beziehungen
  • Sich unfähig fühlen, Freude an irgendetwas zu empfinden
  • Schwierigkeiten haben, Gefühle auszudrücken
  • Schwierigkeiten haben, angemessen auf emotionale Situationen zu reagieren
  • Verspüren wenig oder kein Verlangen nach sexuellen Beziehungen

Durch die oft fehlende Sensibilität für soziale Normen oder Feinheiten von Interaktionsprozessen kommt es oft zu unbeholfenem und unpassendem Verhalten in sozialen Situationen

Schizotypische Persönlichkeitsstörung

Personen mit schizotypischer Persönlichkeitsstörung werden oft als Menschen mit einer ungewöhnlichen Persönlichkeit beschrieben. Sie neigen dazu, wenige intime Beziehungen zu haben, misstrauisch anderen gegenüber zu sein und leiden unter starker sozialer Angst.

Andere mögliche Merkmale der schizotypischen Persönlichkeitsstörung sind:

  • Verwendung eines besonderen Sprachstils oder ungewöhnliches Sprechmuster (z.B. vage, umständlich, metaphorisch, gekünstelt)
  • Enge Freunde fehlen
  • Sind ohne Grund misstrauisch gegenüber andere
  • Erleben ungewöhnliche Empfindungen, wie z.B. das Hören einer Stimme, die nicht da ist
  • Gelegentliches Depersonalisations– oder Derealisationserleben
  • Kleiden sich auf ungewöhnliche Weise (exzentrisch oder eigentümlich)
  • Glauben, dass sie ungewöhnliche Kräfte haben, wie z.B. die Fähigkeit, Ereignisse mit ihren Gedanken zu beeinflussen (magisches Denken)
  • Haben ungewöhnliche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Manierismen
  • Haben unangemessene Reaktionen

Cluster B – emotionales, dramatisches oder launisches Verhalten

Es gibt vier Persönlichkeitsstörungen in Gruppe B, darunter:

Menschen mit diesen Störungen wirken oft instabil, dramatisch und launisch und verfügen meist über eine hohe Stressreagibilität, eine geringe soziale Verträglichkeit und geringes soziales Funktionsniveau.

Antisoziale Persönlichkeitsstörung

Menschen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung neigen dazu, die Rechte anderer zu missachten und zu verletzen. Andere zu manipulieren und zu täuschen, wird zu ihrem persönlichen Vorteil eingesetzt.

Soziopathie (im englischen Sprachraum „Psychopathie“) beschreibt eine schwere Form der antisozialen Persönlichkeitsstörung und ist ein zentraler Begriff der forensischen Psychiatrie.

Weitere mögliche Persönlichkeitseigenschaften sind:

  • Mangelnde Empathie
  • Mangelndes Verantwortungsbewusstsein
  • erhöhtes Risiko für Drogen- oder Alkoholabhängigkeit
  • Leichte Tendenz zum aggressiven (auch gewalttätigen) Verhalten
  • Sind oft leicht zu reizen
  • Mangelndes Schuldbewusstsein
  • Ignorieren sozialer Regeln und Normen
  • Beschuldigen oft andere
  • Schwierigkeiten, langfristige Beziehungen aufrechtzuerhalten

Borderline-Persönlichkeitsstörung

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung haben oft instabile persönliche Beziehungen. Es kann auch die Art und Weise beeinflussen, wie sie sich selbst sehen.

Zu den typischen Symptomen gehören:

  • Impulsives Verhalten
  • Instabiles Selbstbild
  • chronische Gefühl innerer Leere
  • chronische Verlassenheitsgefühle
  • heftige Wutausbrüche
  • rücksichtsloses Verhalten
  • selbstverletzendes Verhalten
  • suizidales Verhalten

Wenn du Suizidgedanken hast, wende dich bitte an die Telefonseelsorge unter 0800.1110111, um Unterstützung und Hilfe von einem ausgebildeten Berater zu erhalten. Wenn du oder ein Angehöriger in unmittelbarer Gefahr bist, rufe die 112 an.

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Menschen mit histrionischer Persönlichkeitsstörung streben oft danach, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Sie verwenden häufig verschiedene aufmerksamkeitserregende Verhaltensweisen, die oft in sozial unangemessenen Situationen stattfinden.

Zu den typischen Verhaltensweisen gehören:

  • Provokatives Erscheinungsbild und Interaktionen
  • Stark an körperlicher Attraktivität interessiert
  • Ein falsches Gefühl der Intimität
  • Theatralische und übertriebener Ausdruck von Gefühlen
  • Leicht beeinflussbar
  • Suizidale Verhaltensweisen

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung glauben, dass sie anderen überlegen sind.

Zu den häufigen Symptomen gehören:

  • Überschätzung der eigenen Wichtigkeit (um brüchiges Selbstwertgefühls zu kompensieren)
  • Übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung
  • Beziehung zu Bezugspersonen oft zwischen Auf- und Abwertung
  • Äußerst negative Reaktionen auf Kritik
  • Starkes Anspruchsdenken
  • Beschäftigung mit Grandiosität und grandiosen Erfolgsgedanken

Menschen mit dieser Störung zeigen oft eine mangelnde Empathie und können persönliche Beziehungen ausnutzen, um ihr Selbstbild zu verbessern.

Cluster C – ängstliches und furchtsames Verhalten

Cluster C umfasst folgende Störungen:

Intensive Angst und Furcht kennzeichnen Persönlichkeitsstörungen der Gruppe C.

Vermeidende Persönlichkeitsstörung

Menschen mit einer vermeidenden Persönlichkeitsstörung erleben oft Schüchternheit und ungerechtfertigte Angst vor Zurückweisung. Sie fühlen sich häufig einsam, vermeiden es aber, Beziehungen außerhalb ihrer unmittelbaren Familie aufzubauen.

Andere Merkmale der vermeidenden Persönlichkeitsstörung sind:

  • Überempfindlichkeit gegenüber Kritik und Ablehnung
  • Sich von persönlichen Beziehungen zurückhalten
  • Vermeidung von sozialen Aktivitäten oder Jobs, die die Zusammenarbeit mit anderen Menschen erfordern
  • Sich regelmäßig minderwertig oder unzulänglich fühlen

Aus Angst vor Kränkung und Ablehnung werden enge Beziehungen und Bindungen vermieden. Zugleich besteht eine Sehnsucht nach Akzeptanz, Nähe und Sicherheit.

Abhängige Persönlichkeitsstörung

Eine abhängige Persönlichkeitsstörung führt dazu, dass sich Menschen zu sehr auf andere verlassen, um ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse zu befriedigen. Dies liegt oft daran, dass sie sich nicht zutrauen, die richtige Entscheidung zu treffen.

Andere Merkmale der abhängigen Persönlichkeitsstörung sind:

  • Mangelndes Selbstvertrauen, sich um sich selbst zu kümmern oder kleine Entscheidungen zu treffen
  • Tolerieren ungesunder oder missbräuchlicher Beziehungen
  • Häufige Angst vor dem Verlassenwerden und Alleinsein
  • Sich übermäßig aufregen, wenn Beziehungen enden oder aus Verzweiflung sofort eine neue Beziehung beginnen
  • Schwierigkeiten haben, anderen zu widersprechen
  • Anderen unterwürfig sein und eigene Bedürfnisse unter die anderer Personen ordnen

Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung konzentrieren sich übermäßig darauf, Ordnung und Kontrolle aufrechtzuerhalten.

Sie zeigen einige der gleichen Verhaltensweisen wie Menschen mit Zwangsstörungen. Sie erleben jedoch keine unerwünschten oder aufdringlichen Gedanken (Zwangsgedanken), die häufige Symptome einer Zwangsstörung sind.

Zu den Merkmalen einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung gehören:

  • Zu viel arbeiten, oft unter Ausschluss anderer Tätigkeiten
  • Extrem strenge und hohe Anforderungen an sich selbst stellen, die oft unmöglich zu erfüllen sind
  • Übermäßig beschäftigt mit Zeitplänen, Regeln oder Details
  • Geld oder Budget streng kontrollieren
  • Dinge nicht wegwerfen zu können, selbst wenn sie kaputt oder von geringem Wert sind
  • Schwierigkeiten haben, Aufgaben an andere zu delegieren
  • Unflexibel in Bezug auf Moral, Ethik oder Werte zu sein
  • Vernachlässigung von Beziehungen aufgrund von Arbeit oder Projekten
  • Mangel an Flexibilität, Großzügigkeit und Zuneigung

Abschlusswort von Mentalwohl

Das Verstehen von Persönlichkeitsstörungen ist wie das Entschlüsseln eines komplexen Codes. Es kann schwierig und manchmal auch frustrierend sein, aber es ist ein wichtiger Schritt, um Empathie und Verständnis in unserer Gesellschaft zu fördern. Wenn du oder jemand, den du kennst, mit einer Persönlichkeitsstörung zu kämpfen hat, denke daran: Du bist nicht allein, und Hilfe ist verfügbar. Es ist nie zu spät, den ersten Schritt zu machen und Unterstützung zu suchen. Jeder Mensch ist ein Puzzle mit eigenen Herausforderungen, aber auch mit eigenen Stärken und Möglichkeiten. Und manchmal sind es gerade die komplizierten Teile, die das Gesamtbild so einzigartig und wertvoll machen.

Häufig gestellte Fragen

  • Welches ist die häufigste Persönlichkeitsstörung?

    Die Borderline-Persönlichkeitsstörung und die narzisstische Persönlichkeitsstörung gehören zu den häufiger diagnostizierten Persönlichkeitsstörungen. Aber es ist wichtig zu beachten, dass die Häufigkeit von vielen Faktoren abhängt, einschließlich der Region und der zugrunde liegenden Bevölkerung. Jede Persönlichkeitsstörung ist einzigartig und verdient individuelle Aufmerksamkeit und Behandlung.

  • Wie viele Arten von Persönlichkeitsstörungen gibt es?

    Es gibt insgesamt 10 anerkannte Arten von Persönlichkeitsstörungen, die in drei Hauptgruppen oder “Cluster” eingeteilt sind. Jede hat ihre eigenen charakteristischen Verhaltensmuster und Herausforderungen, was die Diagnose und Behandlung komplex machen kann.

  • In welche drei Gruppen werden Persönlichkeitsstörungen eingeteilt und welche Persönlichkeitsstörungen gehören zu welcher Gruppe?

    Persönlichkeitsstörungen werden in drei Hauptgruppen eingeteilt:
    Cluster A: Hierzu gehören die paranoide, schizoide und schizotypische Persönlichkeitsstörung. Diese sind oft durch sonderbares und exzentrisches Verhalten gekennzeichnet.
    Cluster B: Dazu zählen die Borderline-, histrionische, narzisstische und antisoziale Persönlichkeitsstörung. Diese sind oft durch emotionales, dramatisches oder impulsives Verhalten charakterisiert.
    Cluster C: Hier finden wir die vermeidende, abhängige und zwanghafte Persönlichkeitsstörung. Diese sind oft durch ängstliches und furchtsames Verhalten gekennzeichnet.

Persönlichkeitsstörungen werden in drei Hauptgruppen eingeteilt:

  • Cluster A: Hierzu gehören die paranoide, schizoide und schizotypische Persönlichkeitsstörung. Diese sind oft durch sonderbares und exzentrisches Verhalten gekennzeichnet.
  • Cluster B: Dazu zählen die Borderline-, histrionische, narzisstische und antisoziale Persönlichkeitsstörung. Diese sind oft durch emotionales, dramatisches oder impulsives Verhalten charakterisiert.
  • Cluster C: Hier finden wir die vermeidende, abhängige und zwanghafte Persönlichkeitsstörung. Diese sind oft durch ängstliches und furchtsames Verhalten gekennzeichnet.

Quellen

  1. Wiegand, H. F. (2019). Häufiger als sogenannte VolkskrankheitenInFo Neurologie & Psychiatrie21(5), 16-16.
  2. Fiedler, P. (2011). Persönlichkeitsstörungen. In Klinische Psychologie & Psychotherapie (pp. 1101-1121). Springer, Berlin, Heidelberg.
  3. Fiedler, P. (2000). Integrative Psychotherapie bei Persönlichkeitsstörungen. Hogrefe, Verl. für Psychologie.
  4. Markon, K. E., Krueger, R. F., & Watson, D. (2005). Delineating the structure of normal and abnormal personality: an integrative hierarchical approachJournal of personality and social psychology88(1), 139.
  5. Hopwood, C. J., Thomas, K. M., Markon, K. E., Wright, A. G., & Krueger, R. F. (2012). DSM-5 personality traits and DSM–IV personality disordersJournal of abnormal psychology121(2), 424.
  6. American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (DSM-5®). American Psychiatric Pub.
  7. World Health Organization. (1992). The ICD-10 classification of mental and behavioural disorders: clinical descriptions and diagnostic guidelines. World Health Organization.