Stell dir vor, du steckst in einem Traum fest, der so real wirkt, dass du die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie nicht mehr unterscheiden kannst. Dieses Gefühl, in einer unwirklichen Welt gefangen zu sein, beschreibt die Derealisation ziemlich treffend.
In diesem Artikel tauchen wir tief in das Thema Derealisation ein. Wir klären, was es genau ist, welche Symptome und Anzeichen darauf hindeuten und welche Ursachen dahinterstecken könnten. Außerdem erfährst du, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, um wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren.
Zusammenfassung:
- Derealisation ist ein Zustand, in dem die äußere Welt unwirklich erscheint. Sie kann als Symptom anderer psychischer Störungen auftreten oder als eigenständige Störung existieren.
- Die Ursachen für Derealisation sind vielfältig und reichen von psychischen und neurologischen Störungen bis hin zu Stress, Medikamenten und inneren Ohrstörungen.
- Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, darunter Psychotherapie und medikamentöse Behandlung der zugrunde liegenden Störung. Der erste Schritt zur Besserung ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Derealisation – Was ist das?
Hast du jemals einen Film gesehen, in dem die Hauptfigur plötzlich merkt, dass sie in einer Art Matrix gefangen ist? So ähnlich fühlt sich Derealisation an. Es ist ein Zustand, in dem die äußere Welt unwirklich erscheint, als ob man durch eine Glasscheibe oder einen Nebel schaut. Man könnte sagen, es ist, als würde man in einer 3D-Simulation leben, die sich nicht ganz echt anfühlt.
Statistiken
Du bist nicht allein. Tatsächlich ist Derealisation nicht so selten, wie man vielleicht denkt. Die Prävalenz der Störung wird auf etwa 2% der Bevölkerung geschätzt. In den USA erleben täglich etwa 200.000 Menschen eine Depersonalisations-Episode, die eng mit der Derealisation verwandt ist. Bei Patienten mit bestimmten psychischen Störungen sind die Raten sogar noch höher. Zum Beispiel liegt die Prävalenz bei Menschen mit Depressionen bei etwa 50% und bei Menschen, die interpersonalen Missbrauch erlebt haben, zwischen 25-53,8%.
Formen
Derealisation kann in verschiedenen Formen auftreten. Manchmal ist sie ein Symptom einer anderen psychischen Störung wie Depression oder Angststörung. In anderen Fällen tritt sie als eigenständige Störung auf. Es gibt auch die “Depersonalisations-Derealisation-Störung”, bei der sowohl das Gefühl der Entfremdung von der eigenen Person als auch von der Umwelt auftritt.
Derealisation: Symptome und Anzeichen
Stell dir vor, du spazierst durch eine Stadt, die du gut kennst, aber plötzlich kommt dir alles fremd und unwirklich vor. Die Gebäude sehen aus wie Kulissen, und die Menschen wirken wie Statisten in deinem eigenen Film. Das sind Anzeichen für Derealisation. Aber wie erkennt man diesen Zustand wirklich? Hier sind einige der häufigsten Symptome und Anzeichen:
Gefühl der Entfremdung
Das Hauptmerkmal der Derealisation ist das Gefühl der Entfremdung von der Umwelt. Alles fühlt sich “falsch” an, als ob du in einer anderen Dimension wärst.
Veränderte Wahrnehmung
Farben können blasser erscheinen, Geräusche können entweder gedämpft oder verstärkt wirken, und selbst die Zeit kann sich langsamer oder schneller anfühlen.
Emotionale Taubheit
Viele Menschen berichten von einem Gefühl der emotionalen Taubheit oder Gleichgültigkeit. Es ist, als ob die emotionalen Verbindungen zu den Menschen und Dingen um dich herum gekappt wären.
Konzentrationsschwierigkeiten
Es kann schwierig sein, sich auf Aufgaben zu konzentrieren oder klare Gedanken zu fassen. Das kann im Alltag zu erheblichen Einschränkungen führen.
Körperliche Symptome
Obwohl Derealisation hauptsächlich ein psychisches Phänomen ist, können auch körperliche Symptome wie Schwindel, Übelkeit oder ein Gefühl der “Leere” im Kopf auftreten.
Derealisation: Ursachen
Die Frage, warum man sich plötzlich wie in einer anderen Welt fühlt, ist nicht einfach zu beantworten. Die Ursachen für Derealisation können vielfältig sein und von psychischen bis hin zu neurologischen Störungen reichen. Manchmal ist es sogar eine Reaktion auf extremen Stress oder Erschöpfung.
Psychiatrische und Neurologische Störungen
Derealisation ist oft ein Bestandteil der Depersonalisations-Derealisation-Störung, einer dissoziativen Störung. Sie kann aber auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie Depression, Angststörungen und Borderline-Persönlichkeitsstörung auftreten. Neurologische Störungen wie Migräne und Epilepsie können ebenfalls Derealisation auslösen.
Stress und Trauma
Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) ist eine weitere mögliche Ursache. Derealisation kann eine unbewusste Abwehrreaktion gegen Angst, Konflikte und Traumata sein.
Medikamente und Drogen
Anästhetika wie Ketamin und Freizeitdrogen wie Halluzinogene können ebenfalls Derealisation hervorrufen.
Innere Ohrstörungen und Erschöpfung
Manchmal kann Derealisation durch Störungen des Innenohrs oder durch extreme Müdigkeit ausgelöst werden. Das Gefühl, dass der Raum sich dreht (Vertigo), kann beispielsweise Derealisationssymptome auslösen.
Veränderungen der Hirnfunktion
Derealisation kann auch durch temporäre oder zugrunde liegende Veränderungen in der Gehirnfunktion resultieren. Manchmal ist sie nicht einmal mit einer identifizierbaren Störung der Gehirnfunktion verbunden.
Derealisation: Behandlung
Wenn die Welt um dich herum plötzlich unwirklich erscheint, möchtest du natürlich wissen, wie du wieder festen Boden unter den Füßen bekommst. Die gute Nachricht ist: Es gibt Behandlungsmöglichkeiten, die dir helfen können, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Allgemeine Behandlungsansätze
Die Behandlung von Derealisation ist oft Teil eines umfassenden Behandlungsplans für zugrunde liegende Zustände wie Angst, PTSD oder andere psychische oder medizinische Probleme. Medikamente werden in der Regel nur zur Behandlung der zugrunde liegenden Störung eingesetzt, wie zum Beispiel bei Depression oder Epilepsie.
Psychotherapie
Die Depersonalisations-Derealisation-Störung wird häufig mit Psychotherapie behandelt. Dabei können verschiedene Techniken zum Einsatz kommen, darunter kognitive, verhaltenstherapeutische und psychodynamische Ansätze. Wenn Derealisation als Reaktion auf starken Stress auftritt, kann die Therapie darauf abzielen, effektivere Bewältigungsstrategien für das zugrunde liegende Trauma zu entwickeln.
Selbsthilfe und Unterstützung
Wenn du oder ein Angehöriger mit Gefühlen der Dissoziation oder Derealisation zu kämpfen habt, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. In Deutschland gibt es verschiedene Anlaufstellen und Helplines, die Unterstützung bieten können.
Anpassung des Behandlungsplans
Wenn du bereits in Behandlung bist und die Symptome wieder auftreten, ist es wichtig, deinen Arzt oder Therapeuten zu kontaktieren. Gemeinsam könnt ihr den Behandlungsplan überprüfen und gegebenenfalls anpassen.
Abschlusswort von Mentalwohl
Du bist nicht allein, und es gibt Wege aus dem Nebel der Derealisation. Es mag sich manchmal anfühlen, als wärst du in einer anderen Welt gefangen, aber es gibt Menschen und Therapieansätze, die dir helfen können, wieder festen Boden unter den Füßen zu finden. Der erste Schritt ist oft der schwerste, aber er ist auch der wichtigste. Trau dich, Hilfe zu suchen und den Weg zurück zu dir selbst zu finden. Du hast es verdient, in einer Welt zu leben, die sich echt und erfüllend anfühlt.
Häufig gestellte Fragen
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Was löst Derealisation aus?
Derealisation kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, darunter Stress, Angst, Müdigkeit und sogar Substanzmissbrauch. Bei einigen Menschen kann sie auch als Reaktion auf schwerwiegende Traumata oder Stresssituationen auftreten, wie zum Beispiel emotionale Vernachlässigung in jungen Jahren oder das Erleben von Gewalt.
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Ist Derealisation gefährlich?
Obwohl Derealisation beunruhigend sein kann, ist sie in der Regel nicht gefährlich. Sie kann jedoch die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und sollte daher professionell behandelt werden, insbesondere wenn sie chronisch ist oder mit anderen psychischen oder medizinischen Zuständen verbunden ist.
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Wie wird Derealisation behandelt?
Die Behandlung von Derealisation kann je nach Ursache variieren. In der Regel wird sie als Teil eines umfassenden Behandlungsplans für zugrunde liegende Zustände wie Angst oder PTSD behandelt. Psychotherapie ist oft der erste Ansatz, und es gibt keine speziell zugelassenen Medikamente zur Behandlung von Derealisation selbst.
Quellen
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