Antisoziale Persönlichkeitsstörung: Das WICHTIGSTE erklärt!

Stell dir die menschliche Persönlichkeit als ein komplexes Puzzle vor. Bei den meisten Menschen fügen sich die Teile zu einem harmonischen Bild zusammen. Bei einer antisozialen Persönlichkeitsstörung fehlen jedoch einige Schlüsselteile, die es schwierig machen, sich in die Gesellschaft einzufügen.

In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt der antisozialen Persönlichkeitsstörung ein. Wir klären, was diese Störung genau ist, wie sie sich von der Psychopathie unterscheidet und welche Anzeichen darauf hindeuten könnten. Außerdem erfährst du, wie sie diagnostiziert und behandelt wird und wie sie im Kontext von Straftaten zu sehen ist.

Zusammenfassung

  1. Die antisoziale Persönlichkeitsstörung ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die durch ein Muster von Missachtung für die Rechte anderer gekennzeichnet ist. Sie sollte nicht mit Psychopathie verwechselt werden.
  2. Die Ursachen der Störung sind vielfältig und reichen von genetischen Faktoren über die Erziehung bis hin zu Gehirnunterschieden. Eine genaue Diagnose nach ICD-11 ist entscheidend für die Behandlung.
  3. Obwohl die Behandlung herausfordernd sein kann, gibt es verschiedene Ansätze, die helfen können, darunter Psychotherapie, Medikamente und soziale Unterstützung.

Antisoziale Persönlichkeitsstörung – Was ist das?

Du hast sicher schon mal den Begriff “antisozial” gehört, aber was steckt wirklich dahinter? Nein, es geht nicht darum, Partys zu meiden oder lieber alleine zu sein. Die antisoziale Persönlichkeitsstörung ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die das soziale Verhalten und die Beziehungen zu anderen Menschen stark beeinträchtigt.

Definition

Antisoziale Persönlichkeitsstörung ist mehr als nur ein “schlechtes Benehmen”. Es handelt sich um eine ernsthafte psychische Erkrankung, bei der die Betroffenen anhaltende Muster von Missachtung für die Rechte anderer zeigen. Sie haben oft Schwierigkeiten, sich an soziale Normen zu halten und zeigen ein hohes Maß an Impulsivität.

Statistiken

Du wirst vielleicht überrascht sein zu erfahren, dass etwa 1-3% der Bevölkerung von dieser Störung betroffen sind. Männer sind dabei dreimal häufiger betroffen als Frauen. Es ist also keine “seltene” Erkrankung, sondern etwas, das in unserer Gesellschaft durchaus präsent ist.

Mythen

Es gibt viele Mythen und Missverständnisse rund um diese Störung. Ein häufiger Irrglaube ist, dass Menschen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung “böse” oder “unbelehrbar” sind. Das ist jedoch nicht der Fall. Viele Betroffene erleben selbst Leid und sind in der Lage, unter bestimmten Bedingungen Mitgefühl zu zeigen.

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Antisoziale Persönlichkeitsstörung vs. Psychopathie

Stell dir vor, du stehst vor zwei ähnlichen Gemälden. Auf den ersten Blick sehen sie identisch aus, aber bei genauerem Hinsehen bemerkst du feine Unterschiede. So ist es auch mit der antisozialen Persönlichkeitsstörung und der Psychopathie. Beide Begriffe werden oft synonym verwendet, aber sie sind nicht dasselbe.

Gemeinsamkeiten
Sowohl Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung als auch Psychopathen zeigen ein Muster von Missachtung für die Rechte anderer. Sie können manipulativ sein, ein geringes Verantwortungsbewusstsein haben und Schwierigkeiten mit dem Gesetz bekommen.

Unterschiede
Der Hauptunterschied liegt in der emotionalen Tiefe. Psychopathen haben oft eine geringere Fähigkeit, Emotionen wie Angst oder Liebe zu empfinden. Sie können charmant und charismatisch sein, aber diese Fassade dient meist dazu, andere zu manipulieren. Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung hingegen können durchaus Emotionen empfinden, aber sie handeln oft impulsiv und ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.

Diagnose
Die Diagnose einer antisozialen Persönlichkeitsstörung erfolgt in der Regel durch Fachleute und basiert auf den Kriterien des ICD-11, während die Psychopathie oft durch spezielle Tests wie den Hare Psychopathy Checklist-Revised (PCL-R) ermittelt wird.

Antisoziale Persönlichkeitsstörung im Zusammenhang mit Straftätern

Wenn du an einen Straftäter denkst, kommt dir vielleicht das Bild eines grimmigen, gefährlichen Menschen in den Sinn. Aber wusstest du, dass einige Straftäter tatsächlich an einer antisozialen Persönlichkeitsstörung leiden könnten? Bevor du vorschnelle Schlüsse ziehst, lass uns das mal genauer betrachten.

Statistiken
Studien zeigen, dass eine signifikante Anzahl von Straftätern eine antisoziale Persönlichkeitsstörung aufweist. Aber Achtung: Das bedeutet nicht, dass jeder mit dieser Störung automatisch kriminell wird. Es gibt viele Menschen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung, die nie eine Straftat begehen.

Risikofaktoren
Die Störung kann das Risiko für kriminelles Verhalten erhöhen, vor allem wenn sie mit anderen Faktoren wie Drogenmissbrauch, einer schwierigen Kindheit oder mangelnder sozialer Unterstützung kombiniert ist.

Behandlung und Resozialisierung
Die gute Nachricht ist, dass es Behandlungsmöglichkeiten gibt, die helfen können, das Risiko für kriminelles Verhalten zu senken. Therapie und Medikamente können in einigen Fällen wirksam sein, und Resozialisierungsprogramme können den Betroffenen helfen, wieder ein Teil der Gesellschaft zu werden.

Antisoziale Persönlichkeitsstörung: Anzeichen

Manchmal ist es schwer zu erkennen, ob jemand eine antisoziale Persönlichkeitsstörung hat. Es ist nicht so, als würde ein Alarm losgehen, sobald man mit einer betroffenen Person spricht. Aber es gibt bestimmte Anzeichen, die dir einen Hinweis geben könnten.

Manipulatives Verhalten
Eines der auffälligsten Merkmale ist die Neigung, andere Menschen zu manipulieren. Sie können charmant und überzeugend sein, aber oft nur, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.

Impulsivität
Menschen mit dieser Störung handeln oft impulsiv und ohne an die Konsequenzen zu denken. Das kann von riskantem Fahrverhalten bis hin zu unüberlegten finanziellen Entscheidungen reichen.

Geringes Verantwortungsbewusstsein
Sie zeigen oft ein Muster von Unzuverlässigkeit und fehlendem Verantwortungsbewusstsein. Ob es um die Arbeit, Freundschaften oder familiäre Verpflichtungen geht, sie scheinen sich nicht an Normen oder Erwartungen zu halten.

Missachtung der Rechte anderer
Ein weiteres häufiges Anzeichen ist die Missachtung der Rechte und Gefühle anderer Menschen. Sie können respektlos, unhöflich oder sogar aggressiv sein.

Geringe Reue
Selbst wenn sie anderen Schaden zufügen, zeigen sie oft wenig oder gar keine Reue. Sie schieben die Schuld gerne auf andere und nehmen selten Verantwortung für ihr eigenes Handeln.

Antisoziale Persönlichkeitsstörung: Diagnose nach ICD-11

Du hast also einige der Anzeichen der antisozialen Persönlichkeitsstörung bei dir oder jemandem, den du kennst, bemerkt. Was nun? Der nächste Schritt ist die Diagnose, und dafür gibt es klare Richtlinien, die im ICD-11 festgelegt sind.

Was ist der ICD-11?
Der ICD-11 ist das “Internationale Klassifikationssystem für Krankheiten”, 11. Ausgabe. Es ist sozusagen das Regelbuch, das Ärzte und Psychologen verwenden, um eine genaue Diagnose zu stellen.

Diagnosekriterien
Laut ICD-11 müssen für die Diagnose einer antisozialen Persönlichkeitsstörung mehrere spezifische Kriterien erfüllt sein. Dazu gehören:

  1. Ein Muster von Missachtung für die Rechte anderer, das sich bereits im Jugendalter zeigt.
  2. Manipulatives Verhalten, um persönliche Ziele zu erreichen.
  3. Impulsives und unverantwortliches Handeln.
  4. Fehlende Reue oder Schuldgefühle nach dem Schaden oder der Ausnutzung anderer.
  5. Die Unfähigkeit, stabile und dauerhafte Beziehungen aufzubauen.

Dauer

Für eine Diagnose muss dieses Verhaltensmuster über einen längeren Zeitraum bestehen, in der Regel mindestens sechs Monate. Es ist auch wichtig, dass die Symptome nicht auf eine andere psychische Störung oder den Gebrauch von Substanzen zurückzuführen sind.

Diagnoseprozess
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine gründliche Untersuchung, die Interviews, Fragebögen und manchmal auch Tests umfassen kann. Es ist wichtig, dass die Diagnose von einem qualifizierten Fachmann gestellt wird, da die Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten können.

Antisoziale Persönlichkeitsstörung: Ursachen

Du fragst dich vielleicht: “Warum entwickelt jemand eine antisoziale Persönlichkeitsstörung?” Die Antwort ist komplex und kann nicht auf einen einzigen Faktor reduziert werden. Es ist ein Zusammenspiel aus Genetik, Erziehung und sogar Gehirnstrukturen.

Genetik
Studien zeigen, dass die antisoziale Persönlichkeitsstörung häufiger bei biologischen Verwandten ersten Grades von Betroffenen auftritt als in der Allgemeinbevölkerung. Das legt nahe, dass die Störung stark vererbt sein könnte. Aber Vorsicht: Die Gene sind nicht alles. Umweltfaktoren können die Entwicklung der Störung ebenfalls beeinflussen.

Erziehung
Die Art und Weise, wie jemand aufgewachsen ist, spielt auch eine große Rolle. Kindesmissbrauch, Vernachlässigung und Traumata sind oft mit der Entstehung der antisozialen Persönlichkeitsstörung verbunden. Kinder, die in chaotischen und vernachlässigenden Haushalten aufwachsen, haben weniger Möglichkeiten, Disziplin, Selbstkontrolle und Empathie zu entwickeln.

Gehirnunterschiede
Forschungen deuten darauf hin, dass Menschen mit dieser Störung Unterschiede im Frontallappen des Gehirns aufweisen, der für Planung und Urteilsvermögen zuständig ist. Darüber hinaus neigen sie dazu, eine höhere Stimulation zu benötigen und suchen möglicherweise gefährliche oder illegale Aktivitäten, um ihr Erregungsniveau zu erhöhen.

Antisoziale Persönlichkeitsstörung: Behandlung

Die Behandlung der antisozialen Persönlichkeitsstörung ist eine echte Herausforderung. Warum? Weil viele Betroffene erst dann Hilfe suchen, wenn sie rechtliche Probleme haben. Und selbst dann sind herkömmliche Strafmaßnahmen oft wirkungslos, da die Betroffenen auf Bestrafung meist nicht reagieren.

Psychotherapie
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich als hilfreich erwiesen, um Betroffenen Einsicht in ihr Verhalten zu geben und schädliche Denkmuster zu ändern. Aber Geduld ist gefragt: Wirkliche Verbesserungen zeigen sich meist erst nach einer langfristigen Therapie.

Gruppen- und Familientherapie
Auch andere Therapieformen wie Gruppen- und Familientherapie oder mentalisierungsbasierte Therapie, die darauf abzielt, das Verständnis für den eigenen und den mentalen Zustand anderer zu verbessern, zeigen vielversprechende Ergebnisse.

Medikation
Medikamente können ebenfalls eingesetzt werden, um einige der Symptome zu behandeln. Dazu gehören Anti-Angst-Medikamente, Antidepressiva, Antipsychotika und Stimmungsstabilisatoren.

Bewältigungsstrategien
Die antisoziale Persönlichkeitsstörung kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Wer einen Angehörigen mit dieser Störung hat, sollte sich professionelle Hilfe suchen. Therapeuten können dabei helfen, Bewältigungsstrategien zu entwickeln, um sich selbst zu schützen. Gruppentherapie und Selbsthilfegruppen können ebenfalls nützliche Ressourcen sein.

Abschlusswort von Mentalwohl

Wenn du bis hierhin gelesen hast, bist du bereits auf einem guten Weg, die antisoziale Persönlichkeitsstörung besser zu verstehen. Es ist ein komplexes Thema, das oft missverstanden wird, aber Wissen ist der erste Schritt zur Veränderung. Ob du selbst betroffen bist, einen Angehörigen hast oder einfach nur mehr darüber erfahren möchtest – es gibt Hoffnung. Therapie, Medikamente und soziale Unterstützung können einen echten Unterschied machen. Du bist nicht allein auf dieser Reise, und es ist nie zu spät, den ersten Schritt zu machen.

Häufig gestellte Fragen

  • Ist die antisoziale Persönlichkeitsstörung heilbar?

    Die antisoziale Persönlichkeitsstörung galt lange als schwer behandelbar. Doch das Bild hat sich gewandelt. Mit einer Kombination aus Psychotherapie, Medikamenten und sozialer Unterstützung können Betroffene ihr Verhalten verbessern. Es ist allerdings ein langer Weg, und die Behandlung ist oft nur dann erfolgreich, wenn sie frühzeitig beginnt und konsequent durchgeführt wird.

  • Warum sind Menschen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung oft straffällig?

    Menschen mit dieser Störung haben oft Schwierigkeiten, die Rechte und Bedürfnisse anderer zu respektieren. Sie neigen zu impulsivem und rücksichtslosem Verhalten, was sie häufig mit dem Gesetz in Konflikt bringt. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass nicht alle Menschen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung kriminell sind.

  • Spielen genetische Faktoren eine Rolle bei der antisozialen Persönlichkeitsstörung?

    Ja, genetische Faktoren können eine Rolle spielen, aber sie sind nicht der einzige Auslöser. Auch die Erziehung und die soziale Umgebung, in der jemand aufwächst, können die Entwicklung der Störung beeinflussen. Kindesmissbrauch, Vernachlässigung und problematische Familienverhältnisse sind oft zusätzliche Faktoren.


Quellen

  1. Abdalla-Filho E, Völlm B. Does every psychopath have an antisocial personality disorderBraz J Psychiatry. 2020;42(3):241-242. doi: 10.1590/1516-4446-2019-0762
  2. Blair RJ. Neurobiological basis of psychopathyBr J Psychiatry. 2003;182:5-7. doi:10.1192/bjp.182.1.5