Akzeptieren Sie sich selbst?
Wie sich herausstellt, ist Selbstakzeptanz kein automatischer oder standardmäßiger Zustand. Viele von uns sind von Selbstzweifel und übermäßiger Selbstkritik geplagt. Es ist nicht so schwer, die guten Seiten an uns zu akzeptieren, aber was ist mit dem Rest? Sollten wir nicht auch unsere Fehler und Misserfolge akzeptieren?
Ein Mangel an Selbstakzeptanz kann Sie in jedem Bereich Ihres Lebens zurückhalten. Er beeinträchtigt Ihr Selbstvertrauen und kann Sie daran hindern, Ihr volles Potenzial auszuschöpfen.
Aber was ist Selbstakzeptanz eigentlich? Und warum akzeptieren manche Menschen sich selbst mehr als andere? Wie kann sie Ihnen helfen und was können Sie tun, um mehr davon zu generieren? In diesem Artikel finden Sie alles zu diesen Themen heraus.
Was ist Selbstakzeptanz? – Definition
Selbstakzeptanz bedeutet, dass wir uns selbst trotz unserer „Fehler, Macken und Unzulänglichkeiten“ akzeptieren. Hierdurch machen wir uns bewusst, unsere Einzigartigkeit und Menschlichkeit gleichermaßen anzuerkennen. Dabei ist Selbstakzeptanz von großer Bedeutung, da sie ein Eckpfeiler der Selbstliebe ist.
Um Selbstakzeptanz zu erreichen, müssen Sie lernen, die Teile von sich zu akzeptieren, die Sie als negativ oder unerwünscht betrachten. Es ist auch wichtig, dass Sie Ihre positiven Eigenschaften und Erfolge anerkennen und feiern. Wenn Sie Ihre Ziele und Ihre Fortschritte auf dem Weg dorthin überprüfen, werden Sie an Ihre Stärken erinnert.
Selbstakzeptanz ist die Akzeptanz all seiner eigenen Eigenschaften – egal, ob positiv oder negativ.
Selbstakzeptanz bedeutet nicht, dass wir unsere negativen Eigenschaften einfach hinnehmen und aufgeben, sie zu ändern. Im Gegenteil, es bedeutet, dass wir uns unserer Schwächen bewusst sind, ohne eine emotionale Bindung an sie zu haben. Diese Selbsterkenntnis kann uns helfen, unser Verhalten zu verbessern und bessere Gewohnheitenzu entwickeln.
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Geringe Selbstakzeptanz: Anzeichen & Merkmale
Wie macht sich geringe Selbstakzeptanz bemerkbar?
Im Folgenden finden Sie eine Liste von Anzeichen dafür, dass es Ihnen möglicherweise an Selbstakzeptanz mangelt:
Hinweis: Wenn Sie die folgenden Fragen mit Ja beantwortet haben und Sie regelmäßig eines oder mehrere dieser Zeichen erleben, haben Sie wahrscheinlich eine geringe Selbstakzeptanz.
- Es mangelt Ihnen an Selbstliebe und Sie haben den tiefen Wunsch, jemand anderes zu sein, als Sie sind.
- Es fällt Ihnen schwer, Ihre Fehler, Schwächen und negativen Eigenschaften zuzugeben und darüber zu sprechen.
- Sie neigen dazu, sich selbst gegenüber überkritisch zu sein und sind sich Ihrer eigenen Identität nicht sicher.
- Ihre Einstellung zum Leben ist ohne besonderen Grund negativ.
Selbstakzeptanz: Vorteile & Folgen
Die Forschung zeigt, dass Selbstakzeptanz für die allgemeine psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von grundlegender Bedeutung ist. Die Beweise scheinen auf einen direkten Zusammenhang zwischen geringer Selbstakzeptanz und psychischen Erkrankungen hinzuweisen.
Aber es gibt noch andere Vorteile von Selbstakzeptanz in Bezug auf Ihr tägliches Leben, Ihre Arbeit, Ihre Beziehungen und Ihr Wohlbefinden. Hier sind fünf Beispiele:
1. Vorteil: Sich selbst sein
Wenn es Ihnen an Selbstakzeptanz mangelt, versuchen Sie ständig, Ihr wahres Ich zu verstecken oder zu unterdrücken. Das kann dazu führen, dass Sie sich emotional erschöpft fühlen.
Selbstakzeptanz kann Ihnen dabei helfen, authentischer zu sein, ohne sich Gedanken über das Urteil anderer über Sie zu machen. Wenn Sie sich mehr Selbstzuwendung und Selbstachtung schenken, fühlen Sie sich im Grunde frei, ganz Sie selbst zu sein.
2. Vorteil: Mehr Selbstmitgefühl
Selbstmitgefühl beschreibt „die gleiche Freundlichkeit und Fürsorge, die Sie einem guten Freund schenken würden“. Und jeder, der einen Kampf mit sich selbst führt, wird zustimmen, dass wir dazu neigen, unsere eigenen schlimmsten Feinde zu sein.
Die Förderung von Selbstmitgefühl kann Ihnen helfen, freundlicher zu sich selbst zu sein, wenn Sie scheitern, und macht Sie resilienter gegenüber Rückschlägen.
3. Vorteil: Selbst verzeihen
Wenn Sie lernen, sich selbst zu akzeptieren, sind Sie weniger selbstkritisch. Es hilft Ihnen, eine positivere, mitfühlendere und ausgewogenere Sicht auf sich selbst zu entwickeln und sich schneller bei Fehler zu vergeben. Das ist wichtig für Ihr Wohlbefinden, denn wenn Sie in der Vergangenheit verweilen, bleiben Sie im Kreislauf negativer Gedanken und Emotionen gefangen.
4. Vorteil: Mehr Selbstvertrauen
Selbstakzeptanz kann Ihnen mehr Vertrauen in sich selbst und Selbstbewusstsein geben. Sie hilft Ihnen zu verstehen, dass Ihre wahrgenommenen negativen Eigenschaften Sie oder Ihren Wert nicht definieren. Wenn Sie selbstbewusst sind, sind Sie eher bereit, trotz Ihrer Ängste etwas zu unternehmen.
Selbstakzeptanz hilft Ihnen zu erkennen, dass Misserfolge Sie nicht definieren und immer eine Lernmöglichkeit auf dem Weg zum Erfolg sind (Growth-Mindset). Außerdem hilft es Ihnen dabei, Entscheidungen für sich selbst zu treffen, ohne auf die Zustimmung anderer angewiesen zu sein.
5. Vorteil: Emotionen kontrollieren
Ein Mangel an Selbstakzeptanz kann den Teil Ihres Gehirns beeinträchtigen, der für die Kontrolle Ihrer Emotionen zuständig ist. Dies kann zu geistigem Ungleichgewicht und negativen Gefühlen, wie z. B. erhöhter Angst, Stress oder Wut führen.
Ein hohes Maß an Selbstakzeptanz ist mit positiveren Emotionen und größerem psychologischen Wohlbefinden verbunden. Selbstakzeptanz kann Ihre Stimmung heben und Sie vor den Auswirkungen von Stress und Depression schützen.
Selbstakzeptanz: Hindernisse & Probleme
Von dem Moment an, in dem wir geboren werden, wird die Art und Weise, wie wir in die Welt passen, von unseren Bezugspersonen (in den meisten Fällen von unseren Eltern) bestimmt und stark beeinflusst.
Das gibt ihnen eine Menge Macht darüber, wie wir uns selbst verstehen und sehen. Wenn Ihre Bezugsperson Sie zum Beispiel ermutigt, geliebt und akzeptiert hat, wird Ihre Selbstakzeptanz oft viel stärker ausprägt sein als bei einem Kind, das das Gegenteil erlebt hat.
Wenn wir in die Schule kommen, werden wir daran gemessen, wie gut wir bei Tests und im Unterricht abschneiden und wie gut wir uns in die Gruppe der Gleichaltrigen einfügen. All dies kann zum Selbstwert und zur Selbstakzeptanz beitragen.
Wenn wir älter werden, können Lebensumstände, Beziehungen und die Art und Weise, wie wir von anderen behandelt werden, beeinflussen, wie bereitwillig wir uns selbst akzeptieren.
Es kann vielen von uns schwerfallen, sich selbst zu akzeptieren, wenn:
- ein Trauma es schwierig gemacht hat, Ihre Vergangenheit oder Gegenwart anzunehmen
- Vielfalt, Gleichberechtigung und Eingliederung in Ihrem Umfeld gering sind
- Sie sich auf schädliche Verhaltensweisen eingelassen haben, die Konsequenzen hatten
- das Impostersyndrom in Ihrem Leben eine Rolle gespielt hat
Selbstakzeptanz lernen: Übungen & Schritte
Wahre Selbstakzeptanz entsteht nicht über Nacht. Tägliche Übung und Selbstfürsorge können Ihnen helfen, Ihre Selbstakzeptanz im Laufe der Zeit allmählich zu steigern.
Wir müssen uns erst einmal eingestehen, dass wir unerwünschte Eigenschaften und Gewohnheiten haben, bevor wir uns auf den Weg machen, uns zu verbessern.
Mit diesen Übungen zur Selbstakzeptanz lernen Sie, wie Sie jeden Tag Selbstliebe und Selbstakzeptanz praktizieren können:
1. Übung: Strukturieren Sie Ihre negativen Gedanken um
Negative Glaubenssätze sind die Stimme Ihres inneren Kritikers. Sie verursachen viel Leid und hindern Sie daran, bedingungslose Selbstakzeptanz zu erreichen.
Umstrukturieren Sie Ihre negativen Überzeugungen über sich selbst, indem Sie sie aufschreiben. Wenn Sie zum Beispiel glauben, dass Sie ein schlechter Mensch sind, weil Sie in der Vergangenheit etwas getan haben, schreiben Sie es auf.
Sobald Sie Ihre Liste geschrieben haben, gehen Sie jede Überzeugung durch und formulieren sie neu. Beginnen Sie damit, jede Aussage zu hinterfragen, indem Sie sich fragen: „Ist das wahr?“
Ersetzen Sie dann jede Aussage durch positivere Selbstgespräche. Zum Beispiel: „Ich bin ein guter Mensch. Aber ich bin auch nur ein Mensch, deshalb mache ich manchmal Fehler“.
2. Übung: Vergeben Sie sich selbst
Vergebung für vergangene Fehler und Bedauern ist ein wesentlicher Schritt zur Selbstakzeptanz.
Nutzen Sie diese Übung zur Selbstvergebung, um vergangene Fehler zu überwinden. Sie wird Sie daran erinnern, dass Sie nur ein Mensch sind und dass Sie Ihr Bestes getan haben. Das wird Ihnen helfen, das Bedauern loszulassen und weiterzumachen.
Denken Sie an eine Situation, eine Handlung oder einen Fehler, den Sie sich verzeihen möchten. Identifizieren Sie alle Urteile über sich selbst, die mit dieser Situation zusammenhängen, und schreiben Sie sie auf.
Sie könnten zum Beispiel schreiben: „Ich hätte X nicht tun sollen. Ich bin so dumm“.
Verzeihen Sie sich dann für diese Überzeugung. Schreiben Sie etwas auf wie: „Ich vergebe mir selbst, dass ich geglaubt habe, dass ich deswegen dumm bin. Die Wahrheit ist…“ und füllen Sie die Lücke aus.
Überlegen Sie, was ein mitfühlender Freund zu Ihnen sagen könnte. Es könnte etwas sein wie: „Ich war gestresst, weil…“ oder „Ich war verletzt und habe eine schlechte Entscheidung getroffen.“
3. Übung: Üben Sie Selbstmitgefühl
Selbstmitgefühl bedeutet, sich in schwierigen Zeiten oder wenn Sie sich unzulänglich fühlen, Wärme und Verständnis entgegenzubringen.
Einige Möglichkeiten, Selbstmitgefühl zu üben, sind:
- Reden Sie mit sich selbst, wie Sie es mit einem Freund tun würden.
- Schreiben Sie auf, wie Sie sich selbst helfen möchten.
- Setzen Sie Ihre Situation ins rechte Licht.
- Achten Sie auf sich selbst, indem Sie meditieren, Sport treiben und sich gesund ernähren.
4. Übung: Üben Sie sich in Dankbarkeit
Schreiben Sie jeden Tag drei bis fünf Dinge auf, für die Sie dankbar sind. Das kann anfangs schwierig erscheinen, vor allem, wenn Sie die Angewohnheit haben, sich auf das Negative zu konzentrieren.
Aber wenn Sie sich jeden Tag in Dankbarkeit üben, können Sie Ihr Gehirn darauf trainieren, sich auf das Positive zu konzentrieren.
Suchen Sie in jeder scheinbar negativen Situation den Silberstreif am Horizont. Wenn Sie bei etwas gescheitert sind, seien Sie dankbar für die daraus gezogenen Lehren. Suchen Sie auch nach Dingen, für die Sie dankbar sein können, wenn Sie einen Fehler gemacht haben.
5. Übung: Schaffen Sie ein soziales Unterstützungssystem
Machen Sie eine Liste mit den Menschen, mit denen Sie die meiste Zeit verbringen. Denken Sie darüber nach, wie sie mit Ihnen sprechen – sind sie eher positiv oder negativ?
Identifizieren Sie diejenigen, die überwiegend negativ sind und fragen Sie sich, ob es möglich wäre, weniger Zeit mit ihnen zu verbringen. Vielleicht könnten Sie sie sogar ganz aus Ihrem Leben streichen.
Das ist nicht immer möglich, z.B. wenn es sich um ein enges Familienmitglied handelt. Aber versuchen Sie, so viele negative Menschen wie möglich aus Ihrem Leben zu entfernen. Umgeben Sie sich mit positiven Menschen, die Sie schätzen und die Sie aufrichten.
6. Übung: Üben Sie Achtsamkeit
Obwohl wir die Umstände des Lebens oft nicht kontrollieren können, ist es möglich, jeden Tag aufzuwachen und zu versuchen, achtsamer zu leben.
Sie könnten zum Beispiel versuchen, sich jeden Abend ein Ziel für den nächsten Tag zu setzen. Etwas so Einfaches wie eine Zeit zum Aufwachen festzulegen und vor der Arbeit einen Spaziergang zu machen, kann Ihnen eine Richtung geben.
Wenn Sie sich ein größeres Ziel setzen wollen, wie z.B. Ihren Traumjob zu finden, könnten Sie versuchen, die Jobsuche oder die Aktualisierung Ihres Lebenslaufs in den Tag einzubauen.
7. Übung: Loben Sie Ihre Fähigkeiten & Stärken
Kennen Sie Ihre Stärken? Vielleicht backen Sie einen tollen Apfelkuchen oder Sie sind die Person, an die sich Ihre Freunde wenden, wenn sie ein offenes Ohr brauchen. Oder vielleicht sind Sie ein harter Arbeiter oder haben einen grünen Daumen.
Was auch immer Ihre Stärken sind – egal wie klein oder groß – Sie könnten sie aufschreiben, um sich selbst zu loben.
Wann immer Sie an sich selbst zweifeln und es Ihnen schwerfällt, sich zu akzeptieren, können Sie die Liste laut vorlesen.
8. Übung: Fördern Sie ein Growth-Mindset
Wenn Sie Ihre Schwächen und Misserfolge akzeptieren, bedeutet das nicht, dass Sie sich mit weniger zufrieden geben. Wenn Sie Ihre Grenzen kennen, kann das sogar sehr gut für Ihr geistiges Wohlbefinden sein. Sie lernen hierdurch kennen, was sie bereits können und worin Sie noch Wachstumspotential haben.
Anstatt sich zum Beispiel darauf zu konzentrieren, wie ungeduldig Sie mit Kindern sind, sollten Sie anerkennen, wie gut Sie mit älteren Menschen umgehen können, indem Sie häufig Ihre Großeltern besuchen oder ehrenamtlich in einem Pflegeheim arbeiten.
Häufig gestellte Fragen
Wie lernt man Selbstakzeptanz?
Es gibt verschiedene Übungen und Tipps, um Selbstakzeptanz zu lernen. Hier sind einige Beispiele:
- Seien Sie freundlich zu sich selbst
- Schreiben Sie auf, was Sie einzigartig macht
- Struktieren Sie negative Gedanken um
- Identifizieren Sie Ihre Stärken
- Feiern Sie Ihre Errungenschaften
- Setzen Sie sich realitische, aber auch herausfordernde Ziele
- Lassen Sie die Dinge los, die Sie nicht ändern können
Was gehört zur Selbstakzeptanz?
Selbstakzeptanz ist definiert als „die Akzeptanz aller Eigenschaften einer Person, ob positiv oder negativ„. Wenn wir uns selbst akzeptieren, nehmen wir jeden Teil von uns an (nicht nur die „positiven“ Dinge). Selbstakzeptanz ist bedingungslos – Sie können Schwächen erkennen, sich aber dennoch voll und ganz akzeptieren.
Was bringt Selbstakzeptanz?
Selbstakzeptanz hängt mit vielen Vorteilen zusammen. Sie gibt Ihnen mehr Vertrauen in sich selbst und macht Sie weniger anfällig für Kritik. Mithilfe einer höheren Selbstakzeptanz und Selbstwertes kann das psychische Wohlbefinden gesteigert werden. Zugleich gilt Selbstakzeptanz in der Resilienzforschung als ein bedeutender Schutzfaktor vor psychischen Problemen.
Quellenverzeichnis
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- Berger, E. M. (1952). The relation between expressed acceptance of self and expressed acceptance of others.The journal of Abnormal and social psychology, 47(4), 778.
- Pillay, S. (2016). Greater self-acceptance improves emotional well-being. Journal of Medical School, 1(1), 1-13.