Könnte das, was Sie über sich selbst glauben, Ihren Erfolg oder Misserfolg beeinflussen? Laut der Stanford-Psychologin Carol Dweck spielen Ihre Überzeugungen tatsächlich eine entscheidende Rolle dabei, was Sie wollen und ob Sie es erreichen (1). Dweck hat festgestellt, dass Ihr Mindset (Einstellung beziehungsweise die innere Haltung) eine wichtige Rolle bei der Bestimmung von Leistung und Erfolg spielt. Aber was genau versteht man unter ein Mindset? Und gibt es so etwas wie ein positives Mindset?
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Mindset: Bedeutung – Growth Mindset vs. Fixed Mindset
Was bedeutet Mindset? Grob lässt sich die Frage wie folgt beantworten: Ihr Mindset ist eine Reihe von Überzeugungen, die bestimmen, wie Sie die Welt und sich selbst sehen und verstehen. Zugleich beeinflusst es, wie Sie in einer bestimmten Situation denken, fühlen und sich verhalten. Doch welche Mindsets gibt es?
Mindset: Beispiele – Habe ich ein Growth Mindset?
Gibt es das richtige Mindset? Laut Dweck gibt es zumindest zwei grundlegende Denkweisen, die man unterscheiden kann: Fixed Mindset (fixierte Denkweise) und Growth Mindset (wachstumsorientierte Denkweise). Wenn Sie einen Fixed Mindset haben, glauben Sie, dass Ihre Fähigkeiten feste Eigenschaften sind und daher nicht geändert werden können. Sie sind dann davon überzeugt, dass Ihre aktuellen Fähigkeiten und Ihre Intelligenz ausreichen sollten, um Erfolg zu erlangen und weitere Anstrengungen nutzlos seien.
Positiver Mindset – Was ist das?
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Ein positives Mindset oder positive mentale Einstellung zu haben bedeutet, dass Sie optimistisch in Bezug auf die Welt um Sie herum sind und erwarten, dass Ihnen gute Dinge passieren werden. Im Gegensatz dazu weist eine negative Einstellung oder Denkweise darauf hin, dass Sie schlechte Dinge erwarten und sich dagegen wehren, die Welt positiv wahrzunehmen.
Wenn Sie hingegen ein wachstumsorientiertes Mindset haben, dann glauben Sie, dass sich Ihre Talente und Fähigkeiten im Laufe der Zeit durch Anstrengung und Beharrlichkeit weiterentwickeln können. Allerdings impliziert das nicht, dass jeder der neue Einstein oder Mozart werden kann, nur weil er sich vielleicht anstrengt. Vielmehr denken Leute mit diesem Mindset, dass jeder schlauer oder talentierter werden kann, solange er daran arbeitet.
Hier sind einige Beispiele auf Deutsch für einen Fixed- oder Growth-Mindset:
Fixed Mindset | Growth Mindset |
---|---|
„Entweder bin ich gut darin oder nicht.“ | „Ich kann lernen, alles zu tun, was ich will.“ |
„So bin ich einfach, das kann ich nicht ändern.“ | „Ich bin ein Mensch, der sich in einem ständigen Wachstumsprozess befindet. |
„Wenn es einem schwerfällt, dann verfügt man nicht über die nötigen Fähigkeiten.“ | „Je mehr man sich selbst herausfordert, desto schlauer kann man werden.“ |
„Wenn ich es erst gar nicht versuche, kann ich auch nicht scheitern.“ | „Ich scheitere nur, wenn ich aufhöre, es zu versuchen.“ |
„Diese Jobposition ist völlig außerhalb meiner Liga.“ | „Diese Jobposition sieht nach einer spannenden Herausforderung aus! Ich werde mich bewerben.“ |
Mindset: Entstehung und Entwicklung
Wie entsteht Ihr Mindset überhaupt? Dwecks Forschung deckt zwei Hauptquellen auf: Lob und Attribuierung, die beide in der frühen Kindheit vorkommen.
In einer wegweisenden Reihe von Experimenten fanden Dweck und ihre Kollegen heraus, dass sich Kinder je nach Art des Lobes sehr unterschiedlich verhalten (2). Sie stellten fest, dass persönliches oder fähigkeitsbezogenes Lob und diese z. B. als „schlau“ zu bezeichnen, ein Fixed Mindset fördern. Es vermittelt dem Kind, dass es entweder über eine gewisse Fähigkeit verfügt oder nicht, und dass es nichts gibt, um dies zu verändern.
Lob/ Feedback im Rahmen eines Prozesses betont hingegen die Anstrengung, die eine Person aufbringt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Es impliziert, dass ihr Erfolg auf die Anstrengung und die verwendete Strategie zurückzuführen ist, die sie beide kontrollieren und im Laufe der Zeit verbessern kann.
Hier ist ein Beispiel, um die Unterschiede zu verdeutlichen:
Wenn Ihr Kind in einem Mathetest eine gute Note bekommt, kann ein persönliches Lob hierzu wie folgt lauten:
1. „Siehst du, du bist gut in Mathe. Du hast eine 1 in deinem Test bekommen.“
Lob im Rahmen eines Prozesses könnte hingegen so klingen:
2. „Ich bin beeindruckt, wie viel du für deine Matheprüfung gelernt hast. Du hast den Stoff mehrmals gelesen, deinen Lehrer gebeten, dir bei der Lösung der kniffligen Probleme zu helfen und das Gelernte überprüft. Das hat wirklich funktioniert!“
Erwachsene können bestimmte Schritte unternehmen, damit ihre Kinder ein Growth Mindset entwickeln. Hierzu sollten sie idealerweise die Bemühungen und nicht Ergebnisse loben. Wenn sie sich auf den Prozess statt auf das Ergebnis konzentrieren, können Erwachsene Kindern helfen zu verstehen, dass ihre Bemühungen, ihre harte Arbeit und ihr Engagement sowohl jetzt als auch in Zukunft zu Veränderungen, Lernerfolge und Wachstum führen können.
Insgesamt stellt somit die wachstumsorientierte Denkweise ein positives Mindset dar, da es auf in Bezug auf die persönliche Entwicklung positiv ausgerichtet ist.
Mindset: Auswirkungen und Folgen
Ihr Mindset spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Herausforderungen in Ihrem Leben. Wenn ein Kind ein wachstumsorientiertes Mindset hat, neigt es dazu, wissbegierig zu sein und den Wunsch zu haben, hart zu arbeiten und neue Dinge zu entdecken. Dies führt oft zu akademischen Leistungen.
Als Erwachsene neigen dieselben Menschen eher dazu, bei Rückschlägen durchzuhalten. Anstatt das Handtuch zu werfen, sehen Erwachsene mit einem Growth Mindset Misserfolge als Gelegenheiten zum Lernen und Wachsen. Auf der anderen Seite geben diejenigen mit einem Fixed Mindset angesichts herausfordernder Umstände eher auf.
Laut Dweck, suchen Menschen mit einer fixierten Denkweise – sei es in der Schule, bei der Arbeit oder in der Beziehung – ständig nach Bestätigung, um ihren Selbstwert nicht nur anderen, sondern auch sich selbst zu beweisen (3). Diese Bestätigung kann sich z.B. auf die eigene Intelligenz oder Persönlichkeit beziehen.
Wie ist mein Mindset? – Test
Haben Sie ein Fixed- oder Growth-Mindset? Um das herauszufinden, lesen Sie zunächst die folgenden Aussagen und entscheiden Sie, welchen Sie am ehesten zustimmen:
- Menschen werden mit einer gewissen Intelligenz geboren und können diese nicht ändern.
- Es gibt nicht viel, was man tun kann, um die eigenen grundlegenden Fähigkeiten und Persönlichkeit zu verbessern.
- Menschen sind in der Lage, zu ändern, wer sie sind.
- Menschen können neue Dinge lernen und Ihre Intelligenz verbessern.
- Menschen haben entweder besondere Talente oder eben nicht. Man kann nicht einfach eine Begabung für Dinge wie Musik, Schreiben, Kunst oder Leichtathletik erwerben.
- Durch Lernen, hartes Arbeiten und das Trainieren neuer Fähigkeiten können Menschen sich weiterentwickeln und als Person wachsen.
Wenn Sie den Aussagen 1, 2 und 5 am meisten zustimmen, dann haben Sie wahrscheinlich ein Fixed Mindset. Wenn Sie den Aussagen 3 und 4, 6 jedoch am meisten zustimmen, neigen Sie wahrscheinlich zu einem Growth Mindset.
Mindset ändern: Übungen – Keine fixierte Denkweise mehr
Während Menschen mit einer fixierten Denkweise an dieser Stelle sagen würden, dass man seine Denkweise nicht grundlegend verändern kann, betont Dweck, dass alle Menschen in der Lage sind, ihre Denkweise zu ändern. Und so geht es:
1. Übung: Konzentrieren Sie sich auf den Weg zum Ziel
Ein wichtiger Faktor beim Aufbau einer wachstumsorientierten Mentalität ist, den Wert Ihrer Reise zu erkennen. Wenn Sie lediglich auf das Endergebnis fixiert sind, verpassen Sie all die Dinge, die Sie unterwegs lernen könnten.
2. Übung: Gebrauchen Sie das Wort „noch“
Wenn Sie mit einer Aufgabe zu kämpfen haben, erinnern Sie sich daran, dass Sie sie „noch“ nicht gemeistert haben. Wenn Sie dieses Wort in Ihren Wortschatz integrieren, signalisieren Sie, dass Sie trotz aller Schwierigkeiten alles überwinden können.
3. Übung: Achten Sie auf Ihre Worte und Gedanken
Hinterfragen und ersetzen Sie negative Gedanken durch positivere, um eine Wachstumsmentalität aufzubauen. Es wird Ihnen dabei helfen, zwischen Fakten und Meinungen zu unterscheiden. Dies ist der erste Schritt, um schädliche Meinungen über uns selbst und andere infrage zu stellen.
Versuchen Sie daneben festgefahrene Muster in Ihrem Denken und Handeln zu erkennen und sie durch Gedanken und Verhaltensweisen zu ersetzen, die eine Wachstumsmentalität unterstützen.
Zur Überprüfung Ihrer Gedanken kann ein Gedankentagebuch hilfreich sein, um zu erkennen, welche Erfahrungen und Situationen Sie systematisch mit Gedanken und Emotionen verknüpfen.
4. Übung: Nehmen Sie Herausforderungen an
Fehler zu machen ist eine der besten Methoden, um zu lernen (4). Also, anstatt Herausforderungen zu scheuen, heißen sie diese willkommen.
Fordern Sie Ihre Denkweise heraus, indem Sie nach Menschen suchen, die anders denken. Wenn Sie eine bestimmte Meinung zu etwas haben, regen Sie eine vernünftige Diskussion mit nicht gleichgesinnten Menschen an, in der Sie sich gegenseitig herausfordern. Versuchen Sie nicht nur, sie zu „schlagen“ oder Recht zu behalten; lernen Sie von ihnen. Was wussten Sie vorher nicht? Sollten Sie Ihre Sichtweise ändern, vielleicht moderater werden, oder sie ersetzen?
5. Übung: Umarmen Sie die Möglichkeit, falsch zu liegen
Wir sind oft so festgefahren in unserem Denken oder besorgt darüber, töricht auszusehen, dass wir trotz neuer widerlegenden Informationen an unseren Überzeugungen festhalten.
Wenn Sie feststellen, dass Sie sich irren oder Ihr Denken aktualisieren müssen, begrüßen Sie es und seien Sie bereit, über sich selbst zu lachen. Konzentrieren Sie sich darauf, sich zu verbessern, anstatt sich zu beweisen.
Manchmal kann das Teilen unserer Fehler und unseres Lernprozesses ein Gefühl der Freiheit vermitteln, für sich selbst und andere.
6. Übung: Realistische Erwartungen in Beziehung aufbauen
Während wir uns ideale Beziehungen (romantisch, geschäftlich oder anderweitig) oft als harmonisch und ohne Meinungsverschiedenheiten vorstellen, ist dies höchstwahrscheinlich unrealistisch und nicht in unserem besten Interesse.
Arbeiten Sie mit Ihrem Partner:in zusammen und überlegen Sie, wie eine „wachsende Beziehung“ verschiedene Situationen bewältigen könnte.
Positives Mindset bei Kindern fördern
Eine Studie mit Vorschulkindern zeigte, wie die Denkweise eines Kindes nicht nur sein Selbstbild, sondern auch sein Lernverhalten und seine Resilienz beeinflussen kann. Es deutet darauf hin, dass Pädagog:innen ihnen helfen können, Herausforderungen mit einer Wachstumsmentalität anzugehen, indem sie Kindern helfen, ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit zu entwickeln.
Lehrer:innen (und Eltern) können folgende Dinge tun, um eine positive und wachstumsorientierte Denkweise bei Kindern zu fordern:
- Fördern Sie das Selbstvertrauen von Kindern, damit diese sich von Misserfolgen schneller erholen können
- Helfen Sie ihnen, Anstrengung und harte Arbeit als „normalen“ Teil der Problemlösung zu betrachten
- Geben Sie ihnen mehr Vertrauen in ihre Ideen
- Bringen Sie Kinder dazu, Herausforderungen zu suchen und sich ihnen zu stellen, anstatt sie zu vermeiden
All dies hing mit beobachtbaren Verbesserungen der Hartnäckigkeit, Belastbarkeit und Offenheit der Kinder gegenüber „potenziellen Ergebnissen schwieriger Situationen“ zusammen (5).
Und wie setzt man dies nun in die Praxis um?
Die Autoren schlagen vor, dass Lehrer:innen und Betreuer:innen Kindern auf zwei Arten helfen können: indem sie Begründungen liefern und Strategien anbieten, die Kinder anwenden können.
Lesen Sie als Nächstes: Selbstwirksamkeit – Definition und 7 Übungen
Begründung – Fehler als Teil des Lernprozesses
Erwachsene können Kindern helfen, zu erkennen, dass es normal ist, Fehler zu machen. Indem sie Fehler und Ausrutscher absichtlich als Teil des Lebens umformulierten, akzeptierten junge Kinder in dieser Studie die anstehenden Schwierigkeiten besser.
Erwachsene können auch versuchen, dem wahrgenommenen Scheitern eine optimistische Ansicht zu geben, indem sie Kinder in Dinge einbeziehen, die sie schwierig finden. Verwenden Sie positive Verstärkung, wie zum Beispiel:
„Schau, du hast es geschafft, obwohl es dir anfangs schwerfiel“
Indem man Rückschläge als Chance zur Verbesserung präsentiert, werden Fehler Teil des „Lernpakets“.
Betonen Sie Übung und Fortschritt. Lehrer:innen, Eltern und Betreuer:innen können Kindern dabei helfen, sich auf den Lernprozess statt auf das Ergebnis zu konzentrieren, indem sie es selbst tun.
Strategien – Schwierigkeit anerkennen und angehen
Vorbildfunktion ist eine Möglichkeit, Kindern zu helfen, Resilienz zu entwickeln. Indem Sie Ihre Gefühle hervorheben, wenn Sie einen Fehler machen, dann positive Selbstgespräche üben und die Lerngelegenheit betonen, können Kinder lernen, dasselbe zu tun. Zum Beispiel:
„Ups, ich habe vergessen, meine Schuhe auszuziehen und überall Schlamm hinterlassen. Ich ärgere mich über mich selbst. Na gut, nächstes Mal werde ich mich daran erinnern.“
Vermeiden Sie es, die Schwierigkeit der Problemlösung zu minimieren. Indem Erwachsene Situationen trivialisieren und sie als „einfach“ oder „schnell“ bezeichnen, können sie Kinder davon abhalten, durchzuhalten. Versuchen Sie, Enthusiasmus aufzubauen, ohne Kinder davon abzuhalten, sich anzustrengen und Herausforderungen direkt anzugehen.
Lassen Sie Kinder vernünftige Herausforderungen selbst bewältigen. Es besteht keine Notwendigkeit, Kinder vor Problemen zu schützen, die sie lösen können. Solange eine Herausforderung ihre Fähigkeiten nicht übersteigt, lernen sie daraus, ihre Fähigkeiten zur Problemlösung zu entwickeln und aus ihren Fehlern lernen. Erfolg an sich ist natürlich eine positive Verstärkung, daher sollten Aufgaben nicht zu kompliziert sein.
Quellenverzeichnis
- O’Keefe, P. A., Dweck, C. S., & Walton, G. M. (2018). Implicit theories of interest: Finding your passion or developing it?. Psychological Science, 29(10), 1653-1664.
- Gunderson, E. A., Gripshover, S. J., Romero, C., Dweck, C. S., Goldin‐Meadow, S., & Levine, S. C. (2013). Parent praise to 1‐to 3‐year‐olds predicts children’s motivational frameworks 5 years later. Child development, 84(5), 1526-1541
- Dweck, C. S. (2008). Mindset: The new psychology of success. Random House Digital, Inc..
- Moser, J. S., Schroder, H. S., Heeter, C., Moran, T. P., & Lee, Y. H. (2011). Mind your errors: Evidence for a neural mechanism linking growth mind-set to adaptive posterror adjustments. Psychological science, 22(12), 1484-1489.
- Pawlina, S., & Stanford, C. (2011). Preschoolers grow their brains: Shifting mindsets for greater resiliency and better problem solving. YC Young Children, 66(5), 30.