Bindungsstörung – Das WICHTIGSTE in Kürze (2024)

Stell dir vor, das Leben ist wie ein großes Puzzle. Jedes Stück symbolisiert wichtige Elemente unseres Lebens – Familie, Freunde, Erfahrungen. Doch was passiert, wenn einige dieser Stücke nicht richtig passen oder fehlen? Ähnlich verhält es sich mit Bindungsstörungen. Sie entstehen, wenn die frühen, grundlegenden Verbindungen in unserem Leben, die unsere emotionale Sicherheit formen, beeinträchtigt sind. Wie ein Puzzle, das nicht vollständig ist, können solche Störungen unser gesamtes Leben beeinflussen.

In diesem Artikel tauchen wir tief in das Thema Bindungsstörungen ein. Du wirst erfahren, was Bindungsstörungen genau sind, wie sie sich in verschiedenen Formen zeigen, und welche Symptome darauf hinweisen können. Wir beleuchten die aktuellen Diagnosekriterien nach ICD-11, erkunden die Ursachen und Risikofaktoren und betrachten die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis für dieses komplexe Thema zu schaffen und einen Wegweiser für Betroffene und Interessierte zu bieten.

Zusammenfassung:

  • Definition und Symptome: Bindungsstörungen entstehen in der Kindheit durch mangelnde oder inkonsistente emotionale Bindung zu Bezugspersonen, was zu vielfältigen sozialen und emotionalen Herausforderungen führt.
  • Ursachen und Diagnose: Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Vernachlässigung und Missbrauch bis hin zu inkonsistenter Betreuung. Die Diagnose erfolgt durch Fachpersonal unter Berücksichtigung spezifischer Verhaltensmuster und Ausschluss anderer Störungen.
  • Behandlung und Unterstützung: Effektive Behandlung umfasst eine Kombination aus Therapie, Beratung und Erziehungsunterstützung, wobei der Fokus auf der Schaffung einer sicheren Umgebung und der Stärkung der Eltern-Kind-Bindung liegt.

Bindungsstörung – Was ist das?

Bindungsstörungen sind tiefgreifende emotionale Herausforderungen, die bereits im frühen Kindesalter entstehen können. Sie entwickeln sich, wenn die Bindung – die emotionale Beziehung, die sich zwischen einem Kleinkind und seiner primären Bezugsperson bildet – gestört wird oder nicht sicher aufgebaut werden kann. Die Qualität dieser Bindung hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung des Kindes. Bindungsprobleme können sich daher auf die Fähigkeit des Kindes auswirken, Emotionen auszudrücken, Resilienz, Vertrauen und Selbstvertrauen aufzubauen sowie gesunde Beziehungen zu genießen.

Es gibt Hinweise darauf, dass eine unsichere Bindung sogar zu Verhaltensproblemen beitragen kann, wie zum Beispiel Mobbing. Die gute Nachricht ist jedoch, dass Bindungsstörungen behandelbar sind. Mit den richtigen Werkzeugen und einer gesunden Dosis Geduld und Liebe ist es möglich, die Bindung zu einem Kind zu festigen, seine Entwicklung zu formen und ihm zu helfen, gesunde, bedeutungsvolle und liebevolle Beziehungen aufzubauen.

Formen von Bindungsstörungen

Bindungsprobleme bei Kindern erstrecken sich über ein Spektrum, von leichten Störungen bis hin zu schweren Bindungsstörungen. Während leichte Bindungsprobleme in der Regel leicht zu adressieren sind, können bei schweren Bindungsproblemen zwei spezifische Störungen diagnostiziert werden:

  1. Reaktive Bindungsstörung (RAD): Kinder mit RAD suchen selten Trost, wenn sie verängstigt sind, und fühlen sich oft unsicher und allein. Sie können extrem zurückgezogen, emotional distanziert und widerwillig gegenüber Trost sein. Sie können sich von dir abwenden, dich ignorieren oder sogar aggressiv reagieren, wenn du versuchst, ihnen nahe zu kommen.
  2. Störung des Sozialverhaltens mit Enthemmung (DSED): Bei DSED zeigen Kinder keine erkennbare Präferenz für ihre Eltern gegenüber anderen Personen, selbst Fremden. Sie suchen Trost und Aufmerksamkeit praktisch bei jedem und zeigen keine Not, wenn ein Elternteil nicht anwesend ist. Obwohl sie gegenüber Fremden übermäßig vertraut sind, haben Kinder mit DSED oft Schwierigkeiten, bedeutungsvolle Verbindungen zu anderen aufzubauen.

Beide Arten von Bindungsstörungen treten häufiger bei Kindern auf, die Traumata erlebt haben, misshandelt wurden, Zeit in Pflegeeinrichtungen oder Waisenhäusern verbracht haben oder nach dem Aufbau einer Bindung von ihrer primären Bezugsperson getrennt wurden, wie etwa durch einen längeren Krankenhausaufenthalt. Diese Kinder können Schwierigkeiten haben, sich auf andere zu beziehen und können in ihrer Entwicklung verzögert sein.

Bindungsstörung: Symptome & Anzeichen

Das Erkennen von Symptomen und Anzeichen einer Bindungsstörung ist entscheidend, denn je früher sie erkannt und behandelt werden, desto besser. In der Säuglingszeit erkannt, lassen sich Bindungsprobleme oft leicht korrigieren, wenn die richtige Hilfe und Unterstützung vorhanden sind.

Symptome bei Säuglingen (12 bis 20 Monate):

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Negative Glaubenssätze überwinden
  • Emotionale Gleichgültigkeit gegenüber der An- oder Abwesenheit der Bezugsperson.
  • Untröstliches Weinen, selbst wenn versucht wird, das Kind zu beruhigen.
  • Angst oder Wut bei der Trennung und Rückkehr der Bezugsperson.

Entwicklungsschritte zur Früherkennung:

  • Mit etwa ein bis zwei Monaten sollte dein Baby zurücklächeln und auf hohe Töne reagieren.
  • Mit etwa vier Monaten wird das Baby wahrscheinlich Geräusche mit dir austauschen.
  • Mit fünf Monaten erkennt es dich anhand des Sehens.
  • Mit etwa acht Monaten folgt es deinem Blick, bekannt als “gemeinsame Aufmerksamkeit”.
  • Zwischen sechs und 12 Monaten sollte das Kind aktiv Trost bei dir suchen, das Spiel genießen, bei Trennung verstört erscheinen und Fremdenangst zeigen.
  • Mit etwa 12 Monaten spielt das Baby Spiele wie “Kuckuck” und kommuniziert nonverbal (z.B. mit Gesten für “Hallo”, “Tschüss” oder “Schau mal dort”).
  • Mit etwa 15 Monaten zeigen Kinder Anzeichen von Empathie, zum Beispiel Traurigkeit, wenn sie ein weinendes Geschwisterkind sehen.
  • Zwischen 18 und 24 Monaten spielen sie “So-tun-als-ob”-Spiele, wie zum Beispiel ein Gespräch mit einem Spielzeugtelefon führen oder eine Puppe füttern.

Symptome bei älteren Kindern:

  • Zurückgezogenheit von anderen und Zögern, an Gruppenaktivitäten teilzunehmen.
  • Übermäßige Abhängigkeit von anderen.
  • Schnelles Handeln, um Aufmerksamkeit zu erlangen.
  • Neigung, Gleichaltrige zu mobben oder trotzig gegenüber Eltern und Lehrern zu sein.
  • Hypervigilanz und leichte Stressanfälligkeit.
  • Emotionale Unbeständigkeit, häufig extreme Wut, Verzweiflung oder Angst zeigend.

Bindungsstörung: Diagnose nach ICD

Die Diagnose von Bindungsstörungen erfolgt gemäß den Kriterien des Internationalen Klassifikationssystems für Krankheiten (ICD-11). Sie umfasst eine detaillierte Beurteilung des Verhaltens und der emotionalen Reaktionen des Kindes in verschiedenen Kontexten. Hier konzentrieren wir uns auf zwei Haupttypen der Bindungsstörung: die reaktive Bindungsstörung und die Bindungsstörung mit Enthemmung.

1. Reaktive Bindungsstörung (ICD-10 F94.1):

  • Störungen der sozialen Funktionen: Abnormes Beziehungsmuster zu Betreuungspersonen, eingeschränkte Interaktion mit Gleichaltrigen, Beeinträchtigung des sozialen Spielens, Aggressionen gegen sich selbst und andere.
  • Emotionale Auffälligkeiten: Furchtsamkeit, Übervorsichtigkeit, Unglücklichsein, Mangel an emotionaler Ansprechbarkeit, Verlust oder Mangel an emotionalen Reaktionen, Apathie, “eingefrorene Wachsamkeit”.

2. Bindungsstörung mit Enthemmung (ICD-10 F94.2):

  • Störungen der sozialen Funktionen: Ähnlich wie bei der reaktiven Bindungsstörung, jedoch mit zusätzlichen Symptomen wie nicht-selektives Bindungsverhalten, wahllose Freundlichkeit und Distanzlosigkeit, gleichförmige Interaktionsmuster gegenüber Fremden und inadäquate Reaktionen auf Beziehungsangebote von Bezugspersonen.
  • Emotionale Auffälligkeiten: Weniger im Vordergrund stehend, können aber ebenfalls vorkommen.

Diagnosekriterien und Prozess:

  • Symptome und Dauer: Die Symptome müssen in verschiedenen Situationen bemerkbar sein. Die Dauer und Intensität der Symptome sind entscheidend für die Diagnose.
  • Ausschluss anderer Störungen: Für eine genaue Diagnose müssen andere Störungen, wie psychosoziale Probleme infolge von Misshandlung, kognitive Behinderungen, Autismus-Spektrum-Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Anpassungsstörungen und Schizophrenie, ausgeschlossen sein.
  • Unterscheidungskriterien: Bei Bindungsstörungen ist das Sprachvermögen im Gegensatz zu Autismus-Spektrum-Störungen in der Regel intakt. Die Intelligenz ist normal ausgeprägt, und es treten keine Wahnvorstellungen auf, wie es bei Schizophrenie der Fall sein kann.

Diagnoseprozess: Der Diagnoseprozess beinhaltet eine umfassende Anamnese, Beobachtung des Verhaltens des Kindes in verschiedenen Umgebungen und die Bewertung durch Fachpersonal. Es ist wichtig, den gesamten Kontext des Kindes zu berücksichtigen, einschließlich seiner Entwicklungs- und Lebensgeschichte, sowie die Interaktionen mit primären Bezugspersonen.

Bindungsstörung: Behandlung

Selbsthilfe

Bei der Behandlung von Bindungsstörungen kann Selbsthilfe eine wichtige Rolle spielen. Es kann herausfordernd und emotional anstrengend sein, ein Kind mit unsicherer Bindung zu erziehen. Doch mit Zeit, Geduld und konzentriertem Einsatz können Bindungsprobleme behoben werden.

Tipp 1: Emotionale Vorbereitung Ein Kind mit Bindungsstörung erlebt bereits viel Stress. Daher ist es wichtig, dass du zuerst deine eigenen Stresslevel bewertest und handhabst. Lerne, Stress zu managen und mit überwältigenden Emotionen umzugehen, damit du dich auf die Bedürfnisse deines Kindes konzentrieren kannst.

  • Realistische Erwartungen: Der Weg der Hilfe kann lang sein. Konzentriere dich auf kleine Schritte vorwärts und feiere jeden Erfolg.
  • Geduld bewahren: Der Prozess kann langsamer sein, als du möchtest. Geduld und Konzentration auf kleine Verbesserungen schaffen eine sichere Atmosphäre für dein Kind.
  • Humor bewahren: Freude und Lachen helfen bei der Reparatur von Bindungsproblemen und geben dir Energie.
  • Selbstfürsorge: Reduziere andere Anforderungen, nimm dir Zeit für dich und manage Stress. Ruhe, gute Ernährung und Pausen helfen dir, deine Batterien aufzuladen.
  • Unterstützung suchen: Verlasse dich auf Freunde, Familie und Gemeinschaftsressourcen. Zögere nicht, um Hilfe zu bitten, bevor du sie dringend brauchst.
  • Positiv und hoffnungsvoll bleiben: Kinder spüren deine Gefühle. Bleibe positiv und suche bei Bedarf Unterstützung bei anderen.

Tipp 2: Stabilität und Sicherheit bieten Sicherheit und Stabilität sind Kernthemen für Kinder mit Bindungsproblemen.

  • Grenzen setzen: Konsequente, liebevolle Grenzen lassen die Welt stabiler und weniger beängstigend erscheinen.
  • Ruhig, aber bestimmt bleiben: Wenn dein Kind aufgebracht oder ungehorsam ist, bleibe ruhig. Schlechtes Verhalten bedeutet, dass dein Kind nicht weiß, wie es mit seinen Gefühlen umgehen soll und deine Hilfe braucht.
  • Nach Konflikten sofort wieder verbinden: Sei bereit, dich sofort wieder zu verbinden, sobald dein Kind dazu bereit ist. Dies stärkt deine Beständigkeit und Liebe.
  • Eigene Fehler zugeben und reparieren: Wenn du Fehler machst, adressiere diese schnell. Deine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und Wiedergutmachung zu leisten, kann die Bindung stärken.

Tipp 3: Die Gesundheit deines Kindes unterstützen Die Ess-, Schlaf- und Bewegungsgewohnheiten deines Kindes sind immer wichtig, aber noch mehr für Kinder mit Bindungsproblemen.

  • Ernährung: Stelle sicher, dass dein Kind eine gesunde Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und magerem Protein zu sich nimmt.
  • Schlaf: Ein konsistenter Schlafplan hilft, Schlafprobleme bei Kindern zu lindern.
  • Bewegung: Körperliche Aktivität ist ein großartiges Gegenmittel zu Stress und Frustration.

Tipp 4: Deinem Kind das Gefühl geben, geliebt zu werden Ein Kind, das früh im Leben keine Bindung aufgebaut hat, tut sich schwer, Liebe anzunehmen.

  • Liebevolle Handlungen zeigen: Bestimme Handlungen, die deinem Kind gefallen, wie Schaukeln, Kuscheln und Halten.
  • Nonverbale Signale beachten: Deine Körpersprache kann positive und negative Botschaften senden. Halte beispielsweise Augenkontakt, wenn du mit deinem Kind sprichst.
  • Hilf deinem Kind, Emotionen zu identifizieren und Bedürfnisse auszudrücken: Kinder mit Bindungsproblemen wissen möglicherweise nicht, was sie fühlen oder wie sie um das bitten, was sie brauchen.
  • Höre zu, sprich und spiele mit deinem Kind: Widme deinem Kind deine volle Aufmerksamkeit. Eine schöne gemeinsame Zeit zu verbringen, ist für Ihr Kind eine großartige Gelegenheit, sich dir zu öffnen.

Therapie

Wenn ein Kind an einer schweren Bindungsstörung leidet, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zusätzliche Unterstützung kann eine dramatische und positive Veränderung im Leben des Kindes bewirken, und je früher Hilfe gesucht wird, desto besser.

Professionelle Behandlung:

  • Erste Schritte: Beginne mit einer Konsultation bei deinem Kinderarzt, einem Spezialisten für Kinderentwicklung oder einer Organisation, die auf Kinderentwicklung oder Bindungsstörungen spezialisiert ist.
  • Behandlungsansätze: Die Behandlung von Bindungsproblemen und -störungen umfasst in der Regel eine Kombination aus Therapie, Beratung und Erziehungsberatung. Diese zielen darauf ab, sicherzustellen, dass das Kind in einer sicheren Umgebung lebt, seine Beziehungen zu Gleichaltrigen verbessert und positive Interaktionen mit dir als Elternteil oder Pflegeperson entwickelt.

Behandlungsmethoden:

  • Familientherapie: Typischerweise beinhaltet die Therapie sowohl das Kind als auch dich. Die Therapie beinhaltet oft spaßige und belohnende Aktivitäten, die die Bindung stärken sowie Eltern und andere Kinder in der Familie über die Symptome der Störung und effektive Interventionen aufklären.
  • Individuelle psychologische Beratung: Therapeuten können auch individuell mit deinem Kind arbeiten oder während du zuschaust. Dies dient dazu, deinem Kind direkt bei der Überwachung seiner Emotionen und seines Verhaltens zu helfen.
  • Spieltherapie: Hilft deinem Kind, angemessene Fähigkeiten für die Interaktion mit Gleichaltrigen und den Umgang mit anderen sozialen Situationen zu erlernen.
  • Spezielle Bildungsangebote: Speziell entworfene Programme in der Schule deines Kindes können dabei helfen, notwendige Fähigkeiten für den schulischen und sozialen Erfolg zu erlernen, während gleichzeitig verhaltensbezogene und emotionale Schwierigkeiten adressiert werden.
  • Erziehungsfähigkeitskurse: Bildung für Eltern und Pflegepersonen konzentriert sich auf das Erlernen von Kenntnissen über Bindungsprobleme sowie andere notwendige Erziehungsfähigkeiten.

Medikation: Während Medikamente zur Behandlung von assoziierten Bedingungen wie Depression, Angst oder Hyperaktivität verwendet werden können, gibt es keinen schnellen Lösungsweg. Der Kinderarzt kann einen Behandlungsplan empfehlen, der diese Aspekte berücksichtigt.

Abschlusswort von Mentalwohl

Bindungsstörung ist ein Thema, das Tiefe, Sensibilität und Verständnis erfordert. Aber es ist auch ein Bereich, der Hoffnung und Heilung bietet. Denke daran, dass jeder Schritt, den du unternimmst, um ein Kind mit Bindungsproblemen zu unterstützen, ein Schritt in Richtung eines sichereren, gesünderen und glücklicheren Lebens für dieses Kind ist. Bindungsstörungen sind Herausforderungen, die überwunden werden können – mit Geduld, Hingabe und professioneller Hilfe. Dein Einsatz, deine Liebe und dein Verständnis können eine Welt des Unterschieds für ein Kind machen. Bleibe ermutigt und hoffnungsvoll, denn dein Beitrag zählt enorm in der Welt eines Kindes, das lernt, zu vertrauen und zu lieben.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie erkennt man eine Bindungsstörung?

    Eine Bindungsstörung erkennt man an bestimmten Verhaltensmustern bei Kindern, die sich von denen anderer Kinder ihres Alters unterscheiden. Zu den Anzeichen gehören Schwierigkeiten, emotionale Bindungen zu anderen aufzubauen, Widerstand gegen Trost oder Nähe, mangelnde soziale Interaktion und in einigen Fällen extreme Verhaltensweisen wie Aggressivität oder Distanzlosigkeit. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome in verschiedenen Situationen und über einen längeren Zeitraum hinweg konstant sein sollten, bevor man von einer Bindungsstörung ausgeht.

  • Wie äußert sich eine Bindungsstörung bei Erwachsenen?

    Obwohl Bindungsstörungen in der Kindheit beginnen, können die Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter reichen. Bei Erwachsenen kann sich eine Bindungsstörung durch Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen, Vermeidung von Intimität und Nähe, Misstrauen gegenüber anderen und Angst vor Zurückweisung äußern. Oft haben betroffene Erwachsene Probleme, stabile und gesunde Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Es kann auch zu Herausforderungen bei der Regulierung von Emotionen und im Umgang mit Stress kommen.

  • Wann liegt eine Bindungsstörung vor?

    Eine Bindungsstörung liegt vor, wenn ein Kind oder Erwachsener signifikante und anhaltende Schwierigkeiten bei der Bildung und Aufrechterhaltung von gesunden emotionalen Bindungen zu anderen zeigt. Diese Störung wird typischerweise durch inkonsistente oder unzureichende Reaktionen der Bezugspersonen auf die Bedürfnisse des Kindes während seiner frühen Entwicklungsphasen verursacht. Eine professionelle Diagnose ist erforderlich, um eine Bindungsstörung festzustellen, da die Symptome oft mit denen anderer psychischer Störungen oder Verhaltensauffälligkeiten überlappen können. Hierbei wird auf spezifische Verhaltensmuster, die Dauer und Intensität der Symptome sowie den Ausschluss anderer Störungen geachtet.


Quellen

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  3. Paetzold, R. L., Rholes, W. S., & Kohn, J. L. (2015). Disorganized Attachment in Adulthood: Theory, Measurement, and Implications for Romantic Relationships. Review of General Psychology, 19(2), 146–156.