Autismus: Das WICHTIGSTE einfach erklärt (2024)

Stell dir vor, das menschliche Gehirn wäre wie ein Orchester. Jedes Instrument spielt seine eigene Melodie, aber zusammen erzeugen sie eine harmonische Symphonie. Bei Autismus ist es, als ob einige Instrumente eine andere Melodie spielen. Das macht die Symphonie nicht schlechter, nur anders und einzigartig.

In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt des Autismus ein. Wir klären, was Autismus genau ist, zerlegen Mythen und schauen uns die neuesten Forschungen an. Von Symptomen und Diagnosekriterien bis hin zu Behandlungsmöglichkeiten – hier findest du umfassende und fundierte Informationen.

Zusammenfassung:

  • Autismus ist ein Spektrum mit verschiedenen Formen und Ausprägungen, das sowohl Herausforderungen als auch Stärken mit sich bringt.
  • Es gibt keine Einheitslösung für die Behandlung von Autismus, aber eine Kombination aus Medikamenten und Therapie kann vielen Menschen helfen, besser im Alltag zurechtzukommen.
  • Akzeptanz und Verständnis sind Schlüssel zur Verbesserung der Lebensqualität für Menschen mit Autismus und ihre Familien.

Autismus – Was ist das?

Definition

Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die die Art und Weise beeinflusst, wie eine Person kommuniziert und mit anderen interagiert. Es ist kein “Zustand”, den man “heilen” kann, sondern eine andere Art, die Welt zu erleben. Autismus ist ein Spektrum, was bedeutet, dass es viele verschiedene Formen und Ausprägungen gibt.

Statistiken

In Deutschland sind schätzungsweise etwa 1 von 100 Menschen autistisch. Das bedeutet, in einer durchschnittlichen Kleinstadt könnten mehrere hundert Menschen leben, die auf dem Autismus-Spektrum sind. Es ist also kein seltenes Phänomen, sondern ein integraler Teil unserer Gesellschaft.

Mythen

Es gibt viele Mythen rund um Autismus, die dringend aufgeklärt werden müssen. Zum Beispiel die Vorstellung, dass autistische Menschen keine Gefühle hätten oder nicht in der Lage seien, Liebe zu empfinden. Das ist schlichtweg falsch. Autistische Menschen erleben Emotionen, oft sogar intensiver als Nicht-Autisten, sie drücken sie nur anders aus.

Formen

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Negative Glaubenssätze überwinden

Autismus ist ein Spektrum, und das bedeutet Vielfalt. Es gibt nicht “den einen Autismus”. Man unterscheidet zum Beispiel zwischen dem frühkindlichen Autismus, dem Asperger-Syndrom und dem atypischen Autismus. Jede Form hat ihre eigenen Merkmale und Herausforderungen, aber auch ihre eigenen Stärken.

Autismus: Symptome & Anzeichen

Autismus ist ein Spektrum, und das bedeutet, dass die Symptome von Person zu Person variieren können. Aber es gibt einige gemeinsame Anzeichen, die oft in der Kindheit erkennbar werden und sich im Laufe des Lebens weiterentwickeln können.

Kommunikation

Eines der auffälligsten Merkmale ist die Herausforderung in der Kommunikation. Manche autistische Menschen sprechen spät oder gar nicht, während andere ein großes Vokabular haben, aber Schwierigkeiten beim Smalltalk oder beim Verstehen von Ironie und Sarkasmus haben.

Soziale Interaktion

Autistische Menschen können es als herausfordernd empfinden, soziale Signale oder Emotionen zu lesen. Das bedeutet nicht, dass sie keine Freunde haben wollen oder keine Gefühle haben. Sie interagieren einfach auf ihre eigene, einzigartige Weise mit der Welt.

Wiederholende Verhaltensweisen

Viele autistische Menschen zeigen wiederholende Verhaltensweisen oder Interessen. Das kann von der Faszination für einen bestimmten Gegenstand bis hin zu festen Routinen reichen, die ihnen helfen, sich in einer oft überwältigenden Welt zurechtzufinden.

Sensorische Empfindlichkeiten

Nicht zu vergessen sind die sensorischen Empfindlichkeiten. Geräusche, Lichter oder sogar die Textur von Lebensmitteln können für autistische Menschen intensiver sein. Das kann sowohl eine Herausforderung als auch eine Stärke sein, je nach Situation.

Individuelle Unterschiede

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle autistischen Menschen alle diese Symptome zeigen. Autismus ist individuell unterschiedlich, und was für den einen gilt, muss nicht zwangsläufig für den anderen gelten.

Autismus: Symptome bei Frauen

Die Maskierung

Eines der auffälligsten Merkmale von Autismus bei Frauen ist die sogenannte “Maskierung”. Viele Frauen lernen früh, soziale Signale und Verhaltensweisen zu imitieren, um “normal” zu wirken. Das macht die Diagnose oft schwieriger und führt dazu, dass viele Frauen erst im Erwachsenenalter diagnostiziert werden.

Soziale Interaktion

Während Männer mit Autismus oft wenig Interesse an sozialen Interaktionen zeigen, neigen Frauen dazu, den Wunsch nach Freundschaften und sozialen Kontakten zu haben. Sie haben jedoch Schwierigkeiten, die sozialen Regeln und Nuancen zu verstehen, was zu Missverständnissen und sozialer Isolation führen kann.

Sensibilität und Emotionen

Viele autistische Frauen sind besonders sensibel und empfinden Emotionen intensiv. Sie können auch sehr empathisch sein, haben aber Schwierigkeiten, ihre eigenen Gefühle oder die Gefühle anderer zu interpretieren.

Interessen und Hobbys

Die speziellen Interessen von Frauen mit Autismus sind oft weniger auffällig und könnten als “normal” angesehen werden, wie zum Beispiel die Liebe zu Büchern oder Tieren. Diese Interessen sind jedoch oft intensiv und können eine wichtige Rolle im Leben der betroffenen Frauen spielen.

Autismus: Diagnose nach ICD-11

Diagnosekriterien

Die Diagnose von Autismus nach ICD-11 basiert auf einer Kombination von Symptomen, die sich in zwei Hauptkategorien unterteilen lassen: Beeinträchtigungen in der sozialen Kommunikation und wiederholende, eingeschränkte Verhaltensweisen. Diese Symptome müssen für mindestens mehrere Monate bestehen und in verschiedenen Kontexten auftreten, um als diagnostisch relevant zu gelten.

Diagnoseprozess

Die Diagnose ist ein mehrstufiger Prozess, der oft mit einer Beobachtungsphase beginnt. Ärzte, Psychologen und andere Fachleute arbeiten zusammen, um ein umfassendes Bild der Symptome zu erhalten. Dazu können Interviews mit den Eltern, Beobachtungen und standardisierte Tests gehören. Es ist ein gründlicher Prozess, der darauf abzielt, nicht nur die Diagnose zu stellen, sondern auch die individuellen Stärken und Herausforderungen der betroffenen Person zu erkennen.

Wichtigkeit der frühzeitigen Diagnose

Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, denn sie ermöglicht den Zugang zu Therapien und Unterstützungsmaßnahmen, die die Lebensqualität verbessern können. Aber es ist nie zu spät für eine Diagnose; auch im Erwachsenenalter kann sie wertvolle Einsichten und Hilfestellungen bieten.

Autismus: Ursachen & Risikofaktoren

Die genaue Ursache für Autismus ist bis heute nicht vollständig geklärt. Aktuelle Forschungen zeigen, dass es nicht nur eine einzelne Ursache gibt, sondern eine Kombination aus verschiedenen Faktoren, die eine Rolle spielen könnten.

Verdächtige Risikofaktoren

Es gibt einige Faktoren, die als Risikofaktoren für Autismus betrachtet werden:

  • Familienmitglieder mit Autismus: Wenn in der Familie bereits jemand autistisch ist, steigt das Risiko.
  • Genetische Mutationen: Bestimmte genetische Veränderungen können das Risiko erhöhen.
  • Ältere Eltern: Ein höheres Alter der Eltern bei der Geburt kann ebenfalls ein Risikofaktor sein.
  • Niedriges Geburtsgewicht: Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht haben ein erhöhtes Risiko.
  • Stoffwechselungleichgewichte und Umweltgifte: Ein Ungleichgewicht im Stoffwechsel oder die Exposition gegenüber Schwermetallen und Umweltgiften können ebenfalls eine Rolle spielen.
  • Mütterliche Viren und Medikamente: Eine Vorgeschichte von viralen Infektionen bei der Mutter oder die fetale Exposition gegenüber bestimmten Medikamenten wie Valproinsäure oder Thalidomid können ebenfalls Risikofaktoren sein.

Genetik und Umwelt

Es könnten sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren entscheidend sein, ob eine Person Autismus entwickelt oder nicht.

Impfungen sind nicht schuld

Es ist wichtig zu betonen, dass Impfungen nicht die Ursache für Autismus sind. Eine umstrittene Studie aus dem Jahr 1998, die einen Zusammenhang zwischen dem MMR-Impfstoff und Autismus herstellte, wurde durch weitere Forschungen widerlegt und schließlich im Jahr 2010 zurückgezogen.

Autismus: Typen

Wenn jemand die Diagnose Autismus erhält, wird auch der Funktionsgrad festgelegt. Es gibt drei verschiedene Ebenen des Autismus-Spektrums, die dazu dienen, das Ausmaß der Beeinträchtigungen im sozialen Verhalten und den Alltagsfähigkeiten zu beschreiben.

Level 1: Hochfunktional

Level 1 wird als milde Form von Autismus angesehen. Menschen mit diesem Typ haben oft Probleme in sozialen Beziehungen und zeigen eingeschränkte Verhaltensweisen. Sie benötigen normalerweise nur minimale Unterstützung, um im täglichen Leben zurechtzukommen.

Level 2: Mittelschwer

Menschen mit Autismus des Level 2 benötigen mehr Unterstützung. Ihre sozialen Schwierigkeiten sind offensichtlich, sie können Kommunikationsprobleme haben und benötigen Hilfe, um problematisches Verhalten zu bewältigen.

Level 3: Schwer

Menschen mit Level 3 Autismus haben Symptome, die ihre Fähigkeit, unabhängig zu leben und zu funktionieren, stark beeinträchtigen. Sie kommunizieren oft nicht verbal, haben Schwierigkeiten mit Veränderungen, zeigen repetitive oder eingeschränkte Verhaltensweisen und können empfindlich auf sensorische Reize reagieren.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Ebenen nicht in Stein gemeißelt sind. Sie dienen als Richtlinien für die Unterstützung und Betreuung, die eine Person benötigen könnte, aber Autismus ist ein Spektrum und jeder Mensch ist einzigartig.

Autismus: Behandlung

Autismus ist eine lebenslange Erkrankung, aber es gibt Behandlungen, die viele Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern können.

Medikamente

Es gibt keine speziell für Autismus zugelassenen Medikamente, aber bestimmte Medikamente können zur Linderung von Symptomen wie Aggression, Angst oder Hyperaktivität verschrieben werden. Dazu gehören SSRIs, Antipsychotika und Antikonvulsiva.

Verhaltenstherapie und Entwicklungsförderung

Ein häufig angewandter Ansatz ist die Angewandte Verhaltensanalyse (ABA), die positive Verstärkung nutzt, um wünschenswertes Verhalten und Fähigkeiten zu fördern. Andere Therapieformen sind kognitive Verhaltenstherapie (KVT), Frühintervention und Beziehungsentwicklung.

Selbsthilfe und Coping

Neben professioneller Behandlung gibt es auch Selbsthilfestrategien:

  • Akzeptanz: Anstatt sich auf die Unterschiede zu konzentrieren, ist es hilfreich, diese als Teil der Persönlichkeit zu sehen.
  • Entspannte Umgebung: Achte auf Stressfaktoren wie laute Geräusche oder grelles Licht und minimiere diese.
  • Struktur und Routine: Menschen mit Autismus profitieren von einem geregelten Tagesablauf. Bei Veränderungen sollte genügend Vorlaufzeit eingeplant werden.
  • Unterstützungsgruppen: Der Austausch mit anderen kann sehr hilfreich sein, um Erfahrungen zu teilen und neue Ressourcen zu entdecken.
  • Positive Verstärkung: Lob und andere Belohnungen können als Verstärker für gutes Verhalten dienen.

Abschlusswort von Mentalwohl

Autismus ist mehr als nur eine Diagnose; es ist eine andere, aber nicht weniger wertvolle Art, die Welt zu erleben. Wenn du oder jemand, den du kennst, auf dem Autismus-Spektrum ist, denke daran: Ihr seid nicht allein. Es gibt viele Ressourcen, Therapieansätze und Unterstützungsnetzwerke, die helfen können. Jeder Mensch ist einzigartig, und das gilt auch für Menschen mit Autismus. Ihre Fähigkeiten und Talente verdienen es, gefeiert zu werden. Also, lass uns gemeinsam daran arbeiten, eine inklusivere und verständnisvollere Welt für alle zu schaffen.

Häufig gestellte Fragen

  • Ist Autismus heilbar?

    Autismus ist nach aktuellem Wissensstand nicht heilbar. Es gibt jedoch verschiedene Therapieansätze und Medikamente, die dazu beitragen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Es ist wichtig zu verstehen, dass Autismus eine Lebensweise ist und nicht “geheilt” werden muss, sondern dass Unterstützung und Akzeptanz im Vordergrund stehen sollten.

  • Welche Ursachen gibt es für Autismus?

    Die genauen Ursachen für Autismus sind nicht bekannt, aber es gibt mehrere Risikofaktoren, die eine Rolle spielen könnten. Dazu gehören genetische Faktoren, das Alter der Eltern bei der Geburt, bestimmte medizinische Bedingungen und Umweltauslöser. Es ist wichtig zu betonen, dass Impfungen als Ursache für Autismus wissenschaftlich widerlegt sind.

  • Kann man auch ein bisschen autistisch sein?

    Der Begriff “autistische Züge” wird manchmal verwendet, um bestimmte Verhaltensweisen oder Eigenschaften zu beschreiben, die auch bei Menschen ohne Autismus-Diagnose auftreten können. Eine Autismus-Diagnose wird jedoch nur gestellt, wenn eine bestimmte Kombination von Kriterien erfüllt ist. Es ist also nicht möglich, “ein bisschen autistisch” zu sein; entweder man erfüllt die Diagnosekriterien oder nicht.


Quellen

  1. Lord C, Risi S, DiLavore PS, Shulman C, Thurm A, Pickles A. Autism from 2 to 9 years of ageArch Gen Psychiatry. 2006;63(6):694-701. doi: 10.1001/archpsyc.63.6.694. PMID: 16754843
  2. Taylor LE, Swerdfeger AL, Eslick GD. Vaccines are not associated with autism: an evidence-based meta-analysis of case-control and cohort studiesVaccine. 201417;32(29):3623-9. doi:10.1016/j.vaccine.2014.04.085