Depression ist wie ein Nebel, der sich langsam über einen sonnigen Tag legt. Anfangs bemerkst du vielleicht nur eine leichte Trübung, aber bevor du es merkst, ist alles grau und schwer zu durchdringen. Der Nebel beeinflusst deine Sicht, deine Energie und sogar deine Fähigkeit, klar zu denken.
In diesem Artikel werden wir die 5 Phasen der Depression durchleuchten, die viele Menschen durchlaufen. Von der Verleugnung bis zur Akzeptanz – wir schauen uns an, was in jeder Phase passiert und wie man sie bewältigen kann. Aktuelle Forschung und Studien fließen in unsere Erkenntnisse ein, um dir ein umfassendes Bild zu geben.
Zusammenfassung:
- Verleugnung bis Akzeptanz: Die Reise durch die Depression ist nicht linear und umfasst fünf verschiedene Phasen, die von Verleugnung bis zur Akzeptanz reichen.
- Emotionale Achterbahn: In den Phasen der Wut und des Verhandelns erleben Betroffene eine emotionale Achterbahn, die sowohl sie selbst als auch ihre Beziehungen beeinflusst.
- Schlüssel zur Heilung: Die Akzeptanz der eigenen Depression öffnet die Tür zu professioneller Hilfe und individuellen Bewältigungsstrategien.
5 Phasen der Depression
Depression ist ein komplexes Thema, das viele Menschen auf unterschiedliche Weisen erleben. Es ist jedoch hilfreich, einige gemeinsame Muster zu erkennen, die uns dabei unterstützen können, besser zu verstehen, was wir oder unsere Lieben durchmachen. Die fünf Phasen der Depression, die ursprünglich von Dr. Elisabeth Kübler-Ross im Kontext von Trauer und Verlust entwickelt wurden, bieten einen solchen Rahmen. Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jeder alle Phasen durchläuft und die Reihenfolge variieren kann. Manche Menschen springen zwischen den Phasen hin und her oder erleben sie mehrmals.
1. Phase: Verleugnung
Die erste Phase, die Verleugnung, ist oft wie ein Schutzschild. In dieser Phase mag man sich eingestehen, dass man sich “nicht gut” oder “etwas niedergeschlagen” fühlt, aber der Gedanke, dass es sich um eine ernsthafte Depression handeln könnte, wird oft abgewehrt. Es ist, als würde man sich selbst sagen: “Das ist nur eine Phase, das geht vorbei.”
Diese Verleugnung kann kurzfristig sogar hilfreich sein, weil sie uns Zeit gibt, uns emotional auf das vorzubereiten, was kommen könnte. Aber sie hat auch ihre Tücken. Wenn man in der Verleugnung stecken bleibt, kann das dazu führen, dass man die notwendige Hilfe und Unterstützung nicht sucht. Man übersieht vielleicht, wie lange man sich schon so fühlt und wie stark die eigene Lebensqualität bereits beeinträchtigt ist.
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2. Phase: Wut
Nachdem die Verleugnung nachlässt, tritt oft die Phase der Wut ein. In dieser Phase kann man sich überwältigt und sogar wütend darüber fühlen, mit einer Depression konfrontiert zu sein. Die Frage “Warum ich?” hallt vielleicht in deinem Kopf wider. Es ist, als würde man sich gegen eine unsichtbare Wand lehnen, die einfach nicht nachgibt.
Diese Wut kann sich in verschiedenen Formen zeigen. Manche Menschen werden laut und ausdrucksstark, andere ziehen sich zurück und werden still, aber innerlich brodelt es. Die Wut kann auch aus der Angst heraus entstehen, nicht zu wissen, wie man mit der Depression umgehen soll, oder aus der Sorge, nicht die nötigen Ressourcen dafür zu haben.
Das Stigma, das psychische Gesundheit oft begleitet, kann diese Wut noch verstärken. Man fühlt sich vielleicht missverstanden oder sogar isoliert, weil man sich nicht traut, offen über die eigenen Gefühle zu sprechen. In dieser Phase ist es besonders wichtig, sich bewusst zu machen, dass Wut ein natürlicher Bestandteil des Prozesses ist. Sie ist ein Zeichen dafür, dass man beginnt, die Realität der Situation zu akzeptieren, auch wenn sie unangenehm ist.
3. Phase: Verhandeln
Nach der Wut kommt oft die Phase des Verhandelns. In dieser Phase versucht man vielleicht, einen “Deal” mit sich selbst oder einer höheren Macht zu schließen. Man denkt sich vielleicht: “Wenn ich nur härter arbeite oder ein besserer Mensch bin, dann wird diese Depression verschwinden.” Manche wenden sich in dieser Phase an ihre Glaubensquelle und beten für Linderung, als ob man durch gute Taten oder Gebete die Depression “austauschen” könnte.
Dieses Verhandeln ist oft ein Versuch, das Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen. Es ist, als würde man versuchen, die Regeln eines Spiels zu verstehen, das man nicht gewählt hat zu spielen. Aber meistens merkt man schnell, dass diese Verhandlungen nicht wirklich zu einer Lösung führen. Die Depression lässt sich nicht so einfach “wegverhandeln”.
Es ist wichtig, sich in dieser Phase bewusst zu machen, dass Verhandeln ein natürlicher, aber oft nicht effektiver Weg ist, mit der emotionalen Last umzugehen. Es kann hilfreich sein, sich stattdessen auf konkrete Schritte zur Verbesserung der eigenen psychischen Gesundheit zu konzentrieren
4. Phase: Depression
In dieser Phase wird der Name der Erkrankung zur Realität: Die Depression selbst. Gefühle der Überforderung, Feindseligkeit und Hilflosigkeit können in dieser Phase überwältigend sein. Man zieht sich vielleicht noch mehr zurück, sowohl emotional als auch physisch. Die Interaktion mit der Außenwelt wird zur Herausforderung, und selbst einfache Aufgaben wie Duschen oder das Aufräumen der Wohnung können unüberwindbar erscheinen.
Es ist, als würde man in einem dunklen Tunnel feststecken, ohne Licht am Ende. Man fühlt sich emotional betäubt und die Gedanken können sehr düster werden. In extremen Fällen können sogar Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid auftreten.
Wenn du Suizidgedanken hast, wende dich bitte an die Telefonseelsorge unter 0800.1110111, um Unterstützung und Hilfe von einem ausgebildeten Berater zu erhalten. Wenn du oder ein Angehöriger in unmittelbarer Gefahr bist, rufe die 112 an.
Diese Phase ist oft der Wendepunkt, an dem man erkennt, dass professionelle Hilfe notwendig ist. Es ist der Moment, in dem man sich eingestehen muss, dass man es nicht alleine schaffen kann – und das ist völlig in Ordnung. Hilfe anzunehmen, ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche.
5. Phase: Akzeptanz
Die Akzeptanz ist oft der Schlüssel zur Bewältigung einer Depression. In dieser Phase kommt man an den Punkt, an dem man die Realität akzeptiert: Ja, ich lebe mit einer Depression, und das ist okay. Diese Akzeptanz ist oft der erste Schritt zur Heilung. Man entscheidet sich vielleicht für eine professionelle Behandlung oder nimmt sich vor, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Krankheit selbst in den Griff zu bekommen.
Die Akzeptanz bedeutet nicht, dass man die Depression als unveränderlichen Zustand hinnimmt. Vielmehr öffnet sie die Tür zu verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Dazu gehören Medikamente, Therapie und die Zusammenarbeit mit Fachleuten, um eine individuelle Strategie zur Bewältigung der Depression zu entwickeln.
Es ist ein Moment der Erleichterung, aber auch der Verantwortung. Man erkennt, dass man nicht alleine ist und dass Hilfe verfügbar ist. Die Akzeptanz ermöglicht es, den Fokus von der Krankheit selbst auf die Möglichkeiten zur Verbesserung zu verlagern. Es ist der Beginn eines neuen Kapitels, in dem man lernt, mit der Depression zu leben, anstatt gegen sie zu kämpfen.
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Abschlusswort von Mentalwohl
Ein einschneidendes Lebensereignis ist schmerzhaft und schwierig, und möglicherweise treten Symptome einer Depression auf. Diese Symptome sind Teil einer normalen Reaktion auf ein solches Ereignis und klingen im Allgemeinen mit der Zeit ab.
Wenn du jedoch das Gefühl hast, dass du den Verlust und die damit verbundenen Symptome nicht bewältigen kannst, solltest du professionelle Hilfe aufsuchen und ein Erst-Gespräch führen.
Häufig gestellte Fragen
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Wann ist die Depression zu Ende?
Obwohl es sich sicherlich so anfühlen kann, ist eine Depression kein Ein-/Ausknopf. Für viele gibt es keine Heilung für Depressionen, denn sie können ein Leben lang bestehen bleiben.
Das heißt, es kann auch davon abhängen, welche Art von Depression man hat und was die Ursache dafür ist. Situationsbedingte Depressionen, insbesondere bei belastenden Ereignissen (die nicht traumatisch sind) können abklingen. -
Wann ist die Depression am schlimmsten?
Morgendliche Depressionen können Teil der tageszeitlichen Stimmungsschwankungen sein. Damit wird die Tatsache bezeichnet, dass die Symptome einer klinischen Depression im Laufe des Tages ansteigen und abfallen können.
Normalerweise ist sie in den Morgenstunden am schlimmsten. Manche Menschen stellen jedoch fest, dass ihre Stimmung stattdessen am Nachmittag oder am Abend einbricht. -
Wie lange können depressive Phasen dauern?
In der Regel dauert eine depressive Episode zwischen sechs und acht Monaten, je nach Person. Manche Menschen haben Depressionen, die wieder abklingen, während andere ihr ganzes Leben lang immer wieder mit Depressionen zu kämpfen haben.
Quellen
- Newman, L. (2004). Elisabeth Kübler-Ross. BMJ: British Medical Journal, 329(7466), 627.
- Stroebe, M., Schut, H., & Boerner, K. (2017). Cautioning health-care professionals: Bereaved persons are misguided through the stages of grief. OMEGA-Journal of death and dying, 74(4), 455-473.