Depression behandeln: Medikamente, Therapie & Selbsthilfe

Stell dir vor, du bist in einem dunklen Tunnel gefangen, ohne zu wissen, wie du herauskommst. Du siehst ein schwaches Licht am Ende, aber der Weg dorthin ist unklar und voller Hindernisse. So fühlt sich Depression oft an – wie ein endloser Tunnel, der einen gefangen hält. Kann man eine Depression behandeln? Absolut! Es gibt verschiedene Wege, wie man das Licht am Ende des Tunnels wieder erreichen kann.

In diesem Artikel werden wir uns intensiv mit der Behandlung von Depressionen beschäftigen. Wir werden verschiedene Therapieansätze, Medikamente und weitere Verfahren beleuchten, die dir oder deinen Lieben helfen können, den Weg aus dem “Tunnel” zu finden. Zudem geben wir dir praktische Tipps zur Selbsthilfe und beantworten häufig gestellte Fragen zum Thema.

Zusammenfassung

  • Vielfältige Therapieansätze: Psychotherapie ist bei der Behandlung von Depressionen bedeutend, wie z.B. Kognitive Verhaltenstherapie, Psychodynamische Therapie und Interpersonelle Therapie. Diese Ansätze können individuell angepasst werden, um den Bedürfnissen des Patienten gerecht zu werden.
  • Medikamentöse Unterstützung: Neben der Psychotherapie spielen Medikamente wie SSRIs, SNRIs und NDRIs eine wichtige Rolle bei der Linderung der Symptome. Sie sind am effektivsten, wenn sie in Kombination mit einer Therapie angewendet werden.
  • Ergänzende und Alternative Methoden: Als letzte Option können biologische Verfahren wie Elektrokonvulsionstherapie und Transkranielle Magnetstimulation in Betracht gezogen werden. Zudem sind Selbsthilfemethoden wie Stressmanagement und regelmäßige körperliche Aktivität als unterstützende Maßnahmen wichtig.

Depression behandeln

Depression ist mehr als nur ein vorübergehendes Gefühl der Traurigkeit. Es ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die professionelle Hilfe erfordert. Die gute Nachricht ist, dass es viele wirksame Behandlungsmöglichkeiten gibt, die dir helfen können, wieder ein erfülltes Leben zu führen. In diesem Abschnitt werden wir uns auf die verschiedenen Therapieansätze konzentrieren, die bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden.

Was ist eine Depression?

Depression: Therapie

Oft als “Gesprächstherapie” bezeichnet, bietet die Psychotherapie einen sicheren Raum, in dem du deine Gedanken und Gefühle mit einem qualifizierten Therapeuten teilen kannst. Es gibt verschiedene Ansätze zur Psychotherapie, und oft wird eine Kombination aus mehreren Methoden verwendet, um eine individuell zugeschnittene Behandlung zu entwickeln.

1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Die KVT hilft dir, negative Gedanken- oder Verhaltensmuster zu identifizieren und zu ändern, die deine Depression verschlimmern können. Diese Therapie ist meist kurzfristig und fokussiert sich auf aktuelle Probleme und das Erlernen neuer Bewältigungsstrategien.

2. Psychodynamische Therapie

In der psychodynamischen Therapie erfährst du, wie deine Depression mit früheren Erfahrungen und ungelösten Konflikten zusammenhängt. Der Therapeut hilft dir, diese Probleme zu bearbeiten, damit du in deinem Leben vorankommen kannst.

3. Interpersonelle Therapie

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Negative Glaubenssätze überwinden

Diese Therapieform konzentriert sich auf die Verbesserung deiner Beziehungsfähigkeiten. Ziel ist es, dir zu helfen, ein besserer Gesprächspartner zu werden und Konflikte effektiver zu lösen.

4. Paar- und Familientherapie

Wenn deine Depression auch andere Menschen in deinem Umfeld betrifft, kann eine Paar- oder Familientherapie sinnvoll sein. Diese Therapieform bezieht deine Angehörigen mit ein und klärt sie über die Auswirkungen der Depression auf.

5. Verhaltensaktivierung

Hier lernst du, wie du Ziele setzen und angenehmere Aktivitäten in deinen Alltag integrieren kannst. Das Ziel ist es, Isolation zu vermeiden und positive Interaktionen zu fördern.

6. Training sozialer Kompetenzen

Durch das Training sozialer Kompetenzen lernt man, seine Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und ein starkes soziales Netzwerk mit anderen aufzubauen.

7. Problemlösungstraining

Das Problemlösungstraining zielt darauf ab, die akutesten Probleme zu definieren, und Möglichkeiten zu finden, sie zu überwinden. Der Therapeut hilft dabei, all deine Optionen zu bewerten und die beste Lösung für dich auszuwählen.

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Depression: Medikamente

Medikamente spielen oft eine Schlüsselrolle bei der Behandlung von Depressionen. Sie können die Symptome lindern und dir helfen, dich besser zu fühlen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Medikamente am effektivsten sind, wenn sie in Kombination mit einer Therapie angewendet werden.

1. Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRIs)

SSRIs wie Fluoxetin, Paroxetin und Sertralin sind heute die am häufigsten verschriebenen Medikamente gegen Depressionen. Sie haben sich als wirksam bei verschiedenen Schweregraden der Depression erwiesen und haben im Vergleich zu anderen Antidepressiva weniger Nebenwirkungen.

Vorsicht: SSRIs sollten nicht zusammen mit Monoaminoxidase-Hemmern (MAOIs) eingenommen werden, da dies das Risiko für das Serotoninsyndrom erhöhen kann.

2. Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRIs)

SNRIs wie Venlafaxin und Duloxetin sind eine neuere Klasse von Antidepressiva. Sie blockieren nicht nur die Wiederaufnahme von Serotonin, sondern auch von Noradrenalin.

Vorsicht: Bei Leber- oder Nierenproblemen sowie Engwinkelglaukom ist besondere Vorsicht geboten.

3. Noradrenalin-/Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmer (NDRIs)

NDRIs wie Bupropion können bei Depressionen helfen, indem sie sowohl Noradrenalin als auch Dopamin im Gehirn erhöhen[^4^]. Sie sind oft eine gute Wahl, wenn andere Antidepressiva Nebenwirkungen wie sexuelle Dysfunktion verursachen.

4. Monoaminoxidase-Hemmer (MAOIs)

MAOIs wie Isocarboxazid und Phenelzin sind ältere Antidepressiva, die bei schwer zu behandelnden Depressionen nützlich sein können. Wenn du MAOIs einnimmst, musst du jedoch deine Ernährung anpassen, um das Risiko von hohem Blutdruck zu minimieren.

5. Trizyklische Antidepressiva (TCAs)

TCAs wie Amitriptylin und Imipramin waren einige der ersten Antidepressiva und sind immer noch wirksam, insbesondere bei chronischen Depressionen. Sie haben jedoch mehr Nebenwirkungen als neuere Medikamente.

6. Neuere Medikationsoptionen

Esketamin, ein Nasenspray, wurde speziell für behandlungsresistente Depressionen entwickelt und wirkt innerhalb von 20 bis 40 Minuten. Es ist jedoch mit Risiken verbunden und muss unter Aufsicht eingenommen werden.

Depression Behandlung, Medikamente und Therapie
Depression: Behandlung – Medikamente und Therapie

Depression: Weitere Verfahren

Neben Psychotherapie und Medikamenten gibt es auch biologische Verfahren, die bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden können. Diese Methoden werden oft als letzte Option in Betracht gezogen, wenn andere Behandlungsansätze nicht erfolgreich waren.

1. Elektrokonvulsionstherapie (EKT)

Die Elektrokonvulsionstherapie ist eine invasive Methode, bei der elektrische Impulse im Gehirn ausgelöst werden, um Krampfanfälle zu verursachen. Dies verändert die Biochemie des Gehirns und hat eine hohe Erfolgsquote von 65–90 % bei der Akutbehandlung von Depressionen. Die Behandlung erfolgt unter Vollnarkose, sodass du dich nicht an die Sitzung erinnern wirst.

2. Transkranielle Magnetstimulation (TMS)

TMS ist eine weniger invasive Form der Hirnstimulation. Ein kleines Gerät wird auf den Schädel gesetzt, um die Neuronen im präfrontalen Cortex zu stimulieren, die bei depressiven Patienten oft unteraktiv sind. Dies kann die Symptome der Depression lindern.

3. Vagusnervstimulation (VNS)

VNS ist eine weitere invasive Methode, bei der ein Gerät in die Brust implantiert wird, um elektrische Impulse an das Gehirn zu senden. Aufgrund seiner Invasivität wird es seltener bei depressiven Patienten angewendet.

4. Lichttherapie

Die Lichttherapie ist besonders bei saisonaler Depression, auch als Winterdepression bekannt, wirksam. Dabei sitzt du vor einer Speziallampe, die ein sehr helles, weißes Licht erzeugt. Dies kann bei einigen Patienten zu einer deutlichen Verbesserung der Stimmung führen.

Lies als Nächstes: Ursachen einer Depression

Depression: Selbsthilfe

Selbsthilfe ist ein wichtiger Baustein im Umgang mit Depressionen, insbesondere wenn die Symptome leicht bis mittelschwer sind. Selbsthilfemethoden können auch eine wertvolle Ergänzung zu professionellen Behandlungsansätzen sein oder eine Option für diejenigen, die keinen Zugang zu solchen Ressourcen haben.

Wenn du Suizidgedanken hast, wende dich bitte an die Telefonseelsorge unter 0800.1110111, um Unterstützung und Hilfe von einem ausgebildeten Berater zu erhalten. Wenn du oder ein Angehöriger in unmittelbarer Gefahr bist, rufe die 112 an.

1. Selbstfürsorge

Selbstfürsorge ist ein Schlüssel zur Linderung depressiver Symptome. Es ist wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und sich bewusst zu ernähren, soziale Kontakte zu pflegen und Aktivitäten nachzugehen, die Freude bereiten. Auch wenn es schwerfällt, solltest du versuchen, soziale Isolation zu vermeiden, da der Kontakt zu nahestehenden Menschen oft hilfreich ist.

2. Stressmanagement

Stress kann die Symptome einer Depression verschlimmern. Methoden wie Atemübungen, Meditation oder Yoga können dir helfen, deinen Stresslevel zu senken und deine Emotionen besser zu regulieren.

3. Regelmäßige Aktivität

Bewegung hat sich als wirksam bei der Vorbeugung und Linderung von Depressionen erwiesen. Schon drei Stunden moderater körperlicher Aktivität pro Woche können einen Unterschied machen.

4. Selbsthilfegruppen

In Selbsthilfegruppen kannst du dich mit anderen austauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Viele Menschen finden in diesen Gruppen wertvolle Unterstützung und neue Perspektiven.

5. Selbsthilfebücher

Selbsthilfebücher können dir wertvolle Techniken und Strategien vermitteln. Sie sind oft eine kostengünstige und leicht zugängliche Ressource.

6. Online-Ressourcen

Das Internet bietet eine Vielzahl von Websites, Chatrooms und Programmen, die dir rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Hier kannst du Informationen und Unterstützung finden, wann immer du sie brauchst.

Lies als Nächstes: Arten einer Depression

Depression Selbsthilfe - Methoden
Depression: Selbsthilfe – 6 Tipps

Abschlusswort von Mentalwohl

Unabhängig von dem Schweregrad der Symptome stehen wirksame Behandlungen zur Verfügung. Depressionen können es einem schwierig machen, das Leben in vollen Zügen zu genießen.

Spreche mit einem Facharzt oder Psychotherapeut, wenn du Symptome einer Depression hast, um einen für dich geeigneten Behandlungsplan zu erstellen.

Häufig gestellte Fragen

  • Kann ich meine Depression alleine bewältigen?

    Es ist möglich, leichte bis mittelschwere depressive Symptome durch Selbsthilfemaßnahmen zu lindern. Dazu gehören Selbstfürsorge, Stressmanagement und regelmäßige körperliche Aktivität. Bei schweren Depressionen ist jedoch eine professionelle Behandlung dringend empfohlen. Selbsthilfe kann eine Ergänzung, aber keinen Ersatz für professionelle Hilfe darstellen.

  • Wie lange dauert es, bis Antidepressiva wirken?

    Die Wirkung von Antidepressiva ist von Person zu Person unterschiedlich. In der Regel kann es zwei bis vier Wochen dauern, bis eine spürbare Verbesserung eintritt. Es ist wichtig, die Medikation wie vom Arzt verschrieben einzunehmen und eventuelle Nebenwirkungen zu besprechen.

  • Sind Online-Selbsthilfegruppen und -Ressourcen zuverlässig?

    Online-Ressourcen können eine wertvolle Ergänzung zur Behandlung sein, aber sie sollten nicht als Ersatz für professionelle medizinische Beratung angesehen werden. Achte darauf, dass die Informationen aus zuverlässigen Quellen stammen und bespreche alle Bedenken mit einem Fachmann.


Quellen

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