Borderline: Ursachen & Auslöser – Diese 5 solltest Du kennen

Stell dir vor, du bist auf einem Schiff inmitten eines stürmischen Ozeans. Die Wellen sind unberechenbar, und du fühlst dich, als könntest du jeden Moment kentern. So ähnlich kann sich das Leben mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung anfühlen. Die emotionalen Wellen sind schwer zu navigieren, und es ist oft unklar, was den nächsten Sturm auslösen könnte.

In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt der Borderline-Persönlichkeitsstörung ein, um die verschiedenen Ursachen und Auslöser zu verstehen. Wir werden aktuelle Forschung und Studien heranziehen, um ein umfassendes Bild zu zeichnen. Von genetischen Faktoren bis hin zu Umwelteinflüssen und kognitiven Auslösern – wir decken alle Aspekte ab, die zu dieser komplexen Erkrankung beitragen können.

Zusammenfassung:

  • Ursachen von BPS: Die Entstehung von BPS ist multifaktoriell und kann durch eine Kombination aus genetischen, biologischen und umweltbedingten Faktoren beeinflusst werden.
  • Auslöser für BPS: Verschiedene kognitive und emotionale Auslöser können die Symptome von BPS verschlimmern oder einen akuten Schub auslösen.
  • Hoffnung und Hilfe: Es gibt zahlreiche Therapieansätze und Medikamente, die bei der Behandlung von BPS wirksam sein können. Der erste Schritt zur Besserung ist das Verständnis und die Akzeptanz der eigenen Situation.

Borderline: Ursachen und Risikofaktoren

Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine komplexe psychische Erkrankung, die durch emotionale Instabilität, Probleme im zwischenmenschlichen Bereich und ein schwankendes Selbstbild gekennzeichnet ist. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von genetischen Faktoren über biologische Aspekte bis hin zu Umwelteinflüssen. In diesem Abschnitt beleuchten wir die verschiedenen Ursachen, die zur Entstehung von BPS beitragen können.

Was ist Borderline? – Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

1. Ursache: Genetik

Die Rolle der Genetik bei der Entstehung von BPS ist ein wichtiger Forschungsbereich. Studien haben gezeigt, dass genetische Faktoren etwa 41% der Varianz in BPS-Symptomen erklären können (Schermer et al., 2020). Das bedeutet, dass Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von BPS oder anderen psychischen Erkrankungen ein erhöhtes Risiko haben, selbst BPS zu entwickeln.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Genetik nur ein Teil des Puzzles ist. Sie legt nicht fest, dass jemand definitiv an BPS erkranken wird, sondern erhöht lediglich die Anfälligkeit. Andere Faktoren wie Umwelteinflüsse und persönliche Erfahrungen spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle.

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2. Ursache: Biologische Faktoren

Biologische Faktoren sind ein wichtiger Baustein im Verständnis der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Diese Faktoren umfassen das Zusammenspiel von Gehirnchemie, Hormonen und dem Nervensystem.

Gehirnstruktur und -funktion

Mehrere Studien haben Unterschiede in der Gehirnstruktur und -funktion bei Menschen mit BPS festgestellt. Besonders auffällig ist die übermäßige Aktivität in Teilen des Gehirns, die für das Erleben und den Ausdruck von Emotionen zuständig sind. Zum Beispiel zeigt das limbische System bei Menschen mit BPS eine stärkere Aktivierung als bei Menschen ohne diese Störung. Dieser Bereich des Gehirns ist maßgeblich an der Kontrolle der Emotionen Angst, Wut und Aggression beteiligt, was die emotionalen Instabilitätssymptome von BPS erklären könnte.

Hormonelle Faktoren

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Negative Glaubenssätze überwinden

Neuere Forschungsergebnisse weisen auch auf eine Rolle des Hormons Oxytocin bei der Entstehung von BPS hin. Oxytocin ist bekannt für seine Wirkung auf soziale Bindungen und Stressreaktionen, und eine Dysregulation könnte zu den komplexen emotionalen Mustern bei BPS beitragen.

3. Ursache: Umwelteinflüsse

Umwelteinflüsse sind ein weiterer wichtiger Faktor bei der Entstehung von Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Insbesondere belastende oder traumatisierende Kindheitserlebnisse können eine entscheidende Rolle spielen1.

Arten von traumatischen Erfahrungen

Zu den Erfahrungen, die mit BPS in Verbindung gebracht werden, gehören:

  • Frühzeitige Trennung von Bezugspersonen oder Betreuungspersonen
  • Emotionale oder körperliche Vernachlässigung
  • Mangelnde Sensibilität der Eltern
  • Körperlicher und sexueller Missbrauch

Die Rolle einer emotional entwertenden Umgebung

Eine emotional entwertende Umgebung ist eine, in der die emotionalen Bedürfnisse eines Kindes nicht erfüllt werden. Diese Umgebung kann für Betroffene, aber auch für Außenstehende nicht immer offensichtlich sein. Schmerzhafte Erfahrungen können versteckt und sogar verherrlicht werden.

Zusammenspiel mit biologischen Faktoren

Es wird angenommen, dass biologische Faktoren und eine emotional entwertende Umgebung in der Kindheit zusammenwirken können. Dieses Zusammenspiel begünstigt die Entwicklung von BPS.

Individualität der Erfahrungen

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jeder, der BPS hat, traumatisierende Erfahrungen gemacht hat, obwohl dies bei einem Großteil der Fälle zutrifft. Ebenso entwickelt nicht jeder, der solche Erfahrungen gemacht hat, eine BPS. In den meisten Fällen sind die Ursachen für BPS vielschichtig und nicht auf einen einzelnen Faktor zurückzuführen.

Borderline: Auslöser

Auslöser (im Engl. Triggers genannt) sind Ereignisse, bei denen man das Gefühl hat, dass die eigenen BPS-Symptome außer Rand und Band geraten. Diese Auslöser können intern (z. B. Gedanke) oder extern (z.B. Ereignis in der Umgebung) sein. Unmittelbar nach einem Trigger können sich eines oder mehrere BPS-Symptome deutlich verstärken.

1. Kognitive Auslöser

Manchmal werden die BPS-Symptome durch interne Ereignisse ausgelöst, z. B. durch Gedanken, die aus heiterem Himmel zu kommen scheinen. Dies gilt insbesondere für Menschen mit BPS, die ein traumatisches Ereignis wie Kindesmissbrauch in der Vergangenheit erlebt haben.

Zum Beispiel kann eine Erinnerung oder ein Bild an eine vergangene Erfahrung (wie ein traumatisches Ereignis oder ein Verlust) intensive Emotionen und andere BPS-Symptome auslösen. Eine Erinnerung muss jedoch nicht belastend sein, um Symptome auszulösen. Manche Menschen werden durch Erinnerungen an glücklichere Zeiten getriggert, die sie daran erinnern können, dass die Dinge in der Gegenwart nicht so gut sind.

2. Beziehungsauslöser

Die häufigsten BPS-Auslöser stehen im Zusammenhang mit zwischenmenschlichem Stress, insbesondere mit Beziehungen. Menschen mit BPS erleben oft intensive Angst, Wut, impulsives Verhalten, Selbstverletzung (wie z.B. Ritzen oder Schneider der Haut) und sogar Suizidalität, wenn Ereignisse in einer Beziehung dazu führen, dass sie sich abgelehnt, kritisiert oder verlassen fühlen.

Wenn du Suizidgedanken hast, wende dich bitte an die Telefonseelsorge unter 0800.1110111, um Unterstützung und Hilfe von einem ausgebildeten Berater zu erhalten. Wenn du oder ein Angehöriger in unmittelbarer Gefahr bist, rufe die 112 an.

Man kann sich beispielsweise gereizt fühlen, wenn man einem Freund eine Nachricht hinterlassen hat und dieser sich nicht zurückgemeldet hat. Vielleicht wartet man ein paar Stunden, bis irgendwann Gedanken aufkeimen wie „Er ruft nicht zurück, er muss sauer auf mich sein.“

Diese Gedanken können sich zu Gedankenmustern entwickeln wie: „Er hasst mich wahrscheinlich“ oder „Ich werde nie einen Freund haben, der an meiner Seite bleibt.“ Mit diesen spiralförmigen Gedanken gehen spiralförmige Symptome einher, wie intensive Emotionen, Wut und der Drang, sich selbst zu verletzen.

Lies als Nächstes: Typen von Borderline

Borderline Ursachen & Auslöser
Borderline: Ursachen & Auslöser

Abschlusswort von Mentalwohl

Das Verstehen der Ursachen und Auslöser von Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist ein wichtiger Schritt, um sowohl Betroffenen als auch ihren Angehörigen zu helfen. Es ist wichtig zu betonen, dass niemand allein ist und dass es viele Wege gibt, Unterstützung und Hilfe zu finden. Die Forschung macht stetige Fortschritte, und es gibt immer mehr Therapieansätze und Medikamente, die wirksam sind. Jeder Mensch ist einzigartig, und was für den einen funktioniert, muss nicht zwangsläufig für den anderen gelten. Aber der erste Schritt zur Besserung ist immer das Verständnis und die Akzeptanz der eigenen Situation. Du bist nicht allein, und es ist nie zu spät, den ersten Schritt zu machen.

Häufig gestellte Fragen

  • In welchem Alter tritt Borderline auf?

    Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) wird meist im späten Jugendalter oder frühen Erwachsenenalter diagnostiziert. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Symptome oft schon in der Kindheit oder Jugend auftreten können, aber erst im Erwachsenenalter als BPS erkannt werden. Frühe Intervention und Diagnose können entscheidend für die Behandlung sein.

  • Wie gefährlich ist ein Borderliner?

    Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass Menschen mit BPS gefährlich sind. Während emotionale Instabilität und impulsives Verhalten zu Konflikten führen können, sind die meisten Menschen mit BPS nicht gefährlich für andere. Sie sind eher selbst gefährdet, insbesondere in Bezug auf Selbstverletzung oder Suizidgedanken.

  • Wie verhält man sich gegenüber einem Borderliner?

    Der Umgang mit jemandem, der an BPS leidet, kann herausfordernd sein, aber Empathie und Verständnis sind entscheidend. Klare Kommunikation, Grenzsetzung und die Vermeidung von Urteilen können hilfreich sein. Es kann auch sinnvoll sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um den besten Umgang mit der Situation zu finden.


Quellen

  1. National Institute of Mental Health (2017). Borderline personality disorderNIMH
  2. Maurex, L., Zaboli, G., Öhman, A., Åsberg, M., & Leopardi, R. (2010). The serotonin transporter gene polymorphism (5-HTTLPR) and affective symptoms among women diagnosed with borderline personality disorder. European Psychiatry25(1), 19-25.
  3. Bennett, A. J., Lesch, K. P., Heils, A., Long, J. C., Lorenz, J. G., Shoaf, S. E., … & Higley, J. D. (2002). Early experience and serotonin transporter gene variation interact to influence primate CNS function. Molecular psychiatry7(1), 118-122
  4. Ruocco, A. C., & Carcone, D. (2016). A neurobiological model of borderline personality disorder: systematic and integrative review. Harvard Review of Psychiatry24(5), 311-329.
  5. Brüne, M. (2016). On the role of oxytocin in borderline personality disorder. British Journal of Clinical Psychology55(3), 287-304.
  6. Cattane, N., Rossi, R., Lanfredi, M., & Cattaneo, A. (2017). Borderline personality disorder and childhood trauma: exploring the affected biological systems and mechanisms. BMC psychiatry17(1), 1-14.
  7. Reeves, M., James, L. M., Pizzarello, S. M., & Taylor, J. E. (2010). Support for Linehan’s biosocial theory from a nonclinical sample. Journal of Personality Disorders24(3), 312-326
  8. Bungert, M., Liebke, L., Thome, J., Haeussler, K., Bohus, M., & Lis, S. (2015). Rejection sensitivity and symptom severity in patients with borderline personality disorder: effects of childhood maltreatment and self-esteem. Borderline personality disorder and emotion dysregulation2(1), 1-13.
  9. Staebler, K., Helbing, E., Rosenbach, C., & Renneberg, B. (2011). Rejection sensitivity and borderline personality disorder. Clinical psychology & psychotherapy18(4), 275-283. psychosomatik