ADHS Medikamente: Der ultimative Leitfaden für Betroffene

Stell dir vor, du bist ein Kapitän, der ein Schiff durch stürmische Gewässer steuert. ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) kann sich manchmal wie diese stürmische See anfühlen – unvorhersehbar und schwer zu kontrollieren. Medikamente sind in diesem Fall wie der Kompass und das Steuerrad, die dir helfen, das Schiff sicher durch den Sturm zu navigieren.

In diesem Artikel nehmen wir dich mit auf eine informative Reise durch die Welt der ADHS-Medikamente. Wir werden verschiedene Arten von Medikamenten vorstellen, ihre Wirkungen und Nebenwirkungen beleuchten und dir Dosierungsempfehlungen und Tipps zur Medikamenteneinnahme geben. Dabei stützen wir uns auf aktuelle Forschung und Studien, um dir ein umfassendes Bild zu bieten.

Zusammenfassung:

  • Es gibt verschiedene Arten von ADHS-Medikamenten, sowohl Stimulanzien als auch Nicht-Stimulanzien, die jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile haben.
  • Die Dosierung von ADHS-Medikamenten sollte immer individuell mit einem Facharzt abgestimmt werden, und regelmäßige Überprüfungen sind entscheidend.
  • Offene Kommunikation mit dem Arzt und bewusste Medikamenteneinnahme sind Schlüsselkomponenten für eine erfolgreiche ADHS-Behandlung.

ADHS: Medikamente

Medikamente sind die häufigste Behandlung von ADHS. Wenn dir oder deinem Kind Medikamente verschrieben werden, solltest du deine Symptome überwachen und Nebenwirkungen melden. Mit diesen Informationen kann dein Arzt die  richtige Dosis finden.

Die beiden Hauptgruppen von Medikamenten zur Behandlung von ADHS sind Stimulanzien und Nicht-Stimulanzien.

Was ist ADHS? 6 typische Mythen

1. Stimulanzien

Es mag absurd klingen, jemandem mit Hyperaktivität ein Stimulans zu verschreiben. Allerdings reduzieren Stimulanzien die Hyperaktivität und Impulsivität und erhöhen zugleich die Aufmerksamkeit.

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Beispiele für Stimulanzien sind:

  • Methylphenidat: Bekannt unter den Markennamen Ritalin und Concerta. Häufig verschrieben und in verschiedenen Formen wie Tabletten und Pflastern erhältlich.
  • Amphetamin: Oft als Adderall vermarktet. Es gibt auch eine Mischung aus verschiedenen Amphetaminsalzen, die als Mydayis bekannt ist.
  • Dexmethylphenidat: Eine spezielle Form von Methylphenidat, bekannt als Focalin. Es wird oft als eine wirksamere Alternative zu Ritalin angesehen.

Wirkung

Stimulanzien wirken, indem sie die Konzentration von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin im Gehirn erhöhen. Das kann helfen, die klassischen ADHS-Symptome wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität zu lindern. Es ist ein bisschen so, als würde man den “Fokus-Schalter” im Gehirn einschalten.

Nebenwirkungen

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Negative Glaubenssätze überwinden

Während Stimulanzien effektiv sein können, haben sie auch Nebenwirkungen. Zu den häufigsten gehören:

  • Appetitlosigkeit
  • Schlafprobleme
  • Reizbarkeit
  • Kopfschmerzen

Es ist wichtig zu wissen, dass die Nebenwirkungen von Person zu Person variieren können. Eine Studie von F. Hässler aus dem Jahr 2019 weist darauf hin, dass Stimulanzien langfristige Auswirkungen auf das Längenwachstum und die Knochenstruktur haben können.

2. Nicht-Stimulanzien

Während Stimulanzien normalerweise die erste Wahl zur Behandlung von ADHS sind, kann manchmal stattdessen ein Nicht-Stimulans verschrieben werden. Diese Option kann gewählt werden, wenn man selbst oder das eigene Kind negative Nebenwirkungen mit Stimulanzien hatten oder Bedenken hinsichtlich des Missbrauchs von Stimulanzien bestehen.

Beispiele für Nicht-Stimulanzien sind:

  • Atomoxetin: Bekannt unter dem Markennamen Strattera. Es ist nicht suchterzeugend und wird oft als Alternative zu Stimulanzien verwendet.
  • Guanfacin: Vermarktet als Intuniv. Es wirkt auf den präfrontalen Kortex und ist besonders nützlich für Menschen, die auf Stimulanzien nicht gut ansprechen.
  • Clonidin: Bekannt als Kapvay. Ursprünglich ein Blutdruckmedikament, das auch die Symptome von ADHS lindern kann.

Wirkung

Nicht-Stimulanzien haben eine andere Wirkungsweise als Stimulanzien, sind aber ebenfalls zur Behandlung von ADHS zugelassen. Sie beeinflussen Neurotransmitter wie Noradrenalin und sind oft eine gute Option für Menschen, die auf Stimulanzien nicht gut ansprechen oder diese nicht vertragen.

Nebenwirkungen

Wie alle Medikamente haben auch Nicht-Stimulanzien Nebenwirkungen. Zu den häufigsten gehören:

  • Müdigkeit
  • Übelkeit
  • niedriger Blutdruck.
  • Mundtrockenheit
  • Verstopfung

Es ist wichtig, diese Nebenwirkungen im Auge zu behalten und mit einem Arzt über die beste Behandlungsoption für deine individuellen Bedürfnisse zu sprechen.

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Die besten Medikamente für ADHS

Es ist wichtig zu betonen, dass “das beste Medikament” für jeden Einzelnen unterschiedlich sein kann, da die Wirksamkeit und Verträglichkeit von vielen Faktoren abhängen. Hier sind jedoch einige der in Deutschland zugelassenen Medikamente, die häufig bei der Behandlung von ADHS eingesetzt werden:

  • Methylphenidat: Unter den Markennamen Ritalin und Concerta erhältlich. Es ist eines der am häufigsten verschriebenen Medikamente für ADHS in Deutschland.
  • Atomoxetin: Verkauft als Strattera, ist es eine gute Option für diejenigen, die Stimulanzien nicht vertragen.
  • Guanfacin: Als Intuniv vermarktet, ist es in Deutschland weniger verbreitet, aber dennoch eine zugelassene Option.
  • Lisdexamfetamin: Bekannt als Elvanse, ist es ein Prodrug von Dextroamphetamin und in Deutschland für die Behandlung von ADHS bei Kindern ab 6 Jahren und Erwachsenen zugelassen.

Wichtige Überlegungen

  • Altersgruppe: Einige Medikamente sind für Kinder und Jugendliche besser geeignet, während andere auch für Erwachsene zugelassen sind.
  • Nebenwirkungen: Jedes Medikament hat sein eigenes Profil von Nebenwirkungen, die berücksichtigt werden sollten.
  • Kombinationstherapie: Manchmal werden Medikamente in Kombination mit Verhaltenstherapie oder anderen Behandlungsansätzen verwendet.

Es ist entscheidend, mit einem Facharzt über die beste Behandlungsoption für deine individuellen Bedürfnisse zu sprechen. Nur so kann eine fundierte Entscheidung getroffen werden.

Als Nächstes Lesen: Ursachen von ADHS

Dosierungsempfehlungen (in Deutschland)

Wichtiger Hinweis: Die folgenden Dosierungsempfehlungen sind allgemeine Richtlinien und ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt. Jeder Mensch ist unterschiedlich, und die optimale Dosierung sollte immer individuell mit einem Facharzt abgestimmt werden.

1. Methylphenidat (Ritalin, Concerta)

  • Kinder und Jugendliche: In der Regel wird mit einer niedrigen Dosis von 5–10 mg pro Tag begonnen und je nach Bedarf angepasst.
  • Erwachsene: Die Dosierung kann zwischen 20–60 mg pro Tag variieren.

2. Atomoxetin (Strattera)

  • Die empfohlene Anfangsdosis liegt bei etwa 0,5 mg/kg Körpergewicht, die nach einer Woche auf etwa 1,2 mg/kg erhöht werden kann.

3. Guanfacin (Intuniv)

  • Die Anfangsdosis beträgt in der Regel 1 mg pro Tag und kann schrittweise erhöht werden.

4. Lisdexamfetamin (Elvanse)

  • Bei Kindern ab 6 Jahren wird oft mit einer Dosis von 30 mg pro Tag begonnen, die je nach Verträglichkeit und Wirksamkeit angepasst werden kann.

Wichtig zu beachten:

  • Die Einnahme der Medikamente sollte immer mit Nahrung erfolgen, um Magenbeschwerden zu vermeiden.
  • Einige Medikamente haben eine verzögerte Freisetzung und sollten daher nicht zerkaut oder zerstoßen werden.

Allgemeine Tipps zur Medikamenteneinnahme bei ADHS

1. Kommunikation mit dem Arzt
Offene Kommunikation mit deinem Arzt ist entscheidend. Teile alle Symptome, Nebenwirkungen und Bedenken mit, damit die Behandlung optimal angepasst werden kann.

2. Regelmäßige Überprüfung
Regelmäßige Arztbesuche sind wichtig, um die Wirksamkeit der Medikation zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.

3. Einnahmezeitpunkt
Achte darauf, das Medikament zur gleichen Zeit jeden Tag einzunehmen, um einen gleichmäßigen Wirkstoffspiegel im Körper zu gewährleisten.

4. Nahrungsaufnahme
Die Einnahme der Medikamente sollte idealerweise mit einer Mahlzeit erfolgen, um mögliche Magenbeschwerden zu minimieren.

5. Alkohol und andere Medikamente
Vermeide die Kombination von ADHS-Medikamenten mit Alkohol oder anderen Medikamenten, die Wechselwirkungen verursachen könnten.

6. Aufbewahrung
Bewahre die Medikamente an einem sicheren Ort auf, um Missbrauch oder versehentliche Einnahme durch andere zu verhindern.

7. Reisen
Wenn du reist, stelle sicher, dass du genügend Medikamente dabei hast und informiere dich über die Regelungen zur Mitnahme von Medikamenten im Reiseland.

8. Notfallplan
Habe immer einen Notfallplan, falls du eine Dosis vergisst. Sprich mit deinem Arzt über die besten Schritte in solchen Situationen.

Weitere Behandlung und Therapie bei ADHS

Medikamente sind nur ein Teil des Behandlungsspektrums bei ADHS. Es gibt auch andere Ansätze, die alleine oder in Kombination mit Medikamenten wirksam sein können.

ADHS Medikamente, Therapie & Behandlung
ADHS: Medikamente, Therapie & Tipps zur Behandlung

1. Verhaltenstherapie
Diese Therapieform zielt darauf ab, unerwünschte Verhaltensmuster zu erkennen und durch positive Verhaltensweisen zu ersetzen. Sie kann besonders bei Kindern und Jugendlichen effektiv sein.

2. Neurofeedback
Hierbei werden Gehirnwellen in Echtzeit überwacht, um dem Patienten zu helfen, seine Aufmerksamkeit besser zu steuern.

3. Ernährungsumstellung
Einige Studien deuten darauf hin, dass eine ausgewogene Ernährung, reich an Omega-3-Fettsäuren, die Symptome von ADHS verbessern kann.

4. Sport und Bewegung
Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Symptome von ADHS lindern, indem sie die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin fördert.

5. Achtsamkeit und Entspannungstechniken
Methoden wie Meditation und Achtsamkeitsübungen können helfen, Stress abzubauen und die Konzentration zu verbessern.

6. Eltern- und Familientraining
Die Unterstützung des sozialen Umfelds ist entscheidend für den Therapieerfolg. Spezielle Schulungen für Eltern und Angehörige können sehr hilfreich sein.

7. Schulische und berufliche Anpassungen
Individuelle Förderpläne oder spezielle Arbeitsbedingungen können dazu beitragen, den Alltag mit ADHS besser zu bewältigen.

Abschlusswort von Mentalwohl

Das Leben mit ADHS kann manchmal wie eine Achterbahnfahrt sein, voller Höhen und Tiefen. Aber denk daran: Du bist nicht allein, und es gibt viele Wege, um Unterstützung und Behandlung zu finden. Medikamente können ein wichtiger Baustein auf deinem Weg zu einem erfüllteren Leben sein. Sie sind wie Werkzeuge in deinem Werkzeugkasten der Selbstfürsorge. Es ist wichtig, gut informiert zu sein und eng mit deinem Arzt zusammenzuarbeiten, um die beste Behandlung für dich zu finden. Du hast die Kraft, die Kontrolle über dein Leben zu übernehmen und deine Ziele zu erreichen. Glaub an dich!

Häufig gestellte Fragen

  • Kann ich ADHS-Medikamente absetzen, wenn ich mich besser fühle?

    Es ist verständlich, dass du dich besser fühlst und überlegst, die Medikamente abzusetzen. Aber es ist wichtig, solche Entscheidungen immer in Absprache mit deinem Arzt zu treffen. Ein plötzliches Absetzen der Medikation kann zu Entzugserscheinungen und einem Wiederauftreten der Symptome führen. Du bist auf dem richtigen Weg, lass dich professionell begleiten.

  • Gibt es natürliche Alternativen zu ADHS-Medikamenten?

    Ja, es gibt auch natürliche Behandlungsmethoden wie Ernährungsumstellung, Bewegung und Verhaltenstherapie. Diese können allein oder in Kombination mit Medikamenten wirksam sein. Sprich mit deinem Arzt über alle Optionen, um den besten Behandlungsplan für dich zu finden. Du hast die Wahl, und es ist okay, verschiedene Wege zu erkunden.

  • Wie lange dauert es, bis ADHS-Medikamente wirken?

    Die Wirkungsdauer kann von Medikament zu Medikament und von Person zu Person variieren. Stimulanzien wirken in der Regel schnell, oft innerhalb von 30 bis 60 Minuten, während Nicht-Stimulanzien einige Wochen benötigen können, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Geduld ist hier der Schlüssel, und regelmäßige Arztbesuche sind wichtig, um die Wirksamkeit zu überprüfen.


Quellen

  • American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (5th ed.). APA DSM-5
  • Barkley, R. A. (2015). Attention-deficit hyperactivity disorder: A handbook for diagnosis and treatment (4th ed.). Handbook
  • Faraone, S. V., Asherson, P., Banaschewski, T., Biederman, J., Buitelaar, J. K., Ramos-Quiroga, J. A., … & Franke, B. (2015). Attention-deficit/hyperactivity disorder. Nature Reviews Disease Primers, 1, 15020. Nature Reviews
  • Hässler, F. (2019). Langzeitwirkungen von Stimulanzien auf das Längenwachstum und die Knochenstruktur. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 47(5), 417-426. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie