Sexsucht: Die schockierende Wahrheit hinter dem Tabu (2024)

Stellen wir uns Sexsucht als einen unstillbaren Durst vor, der nicht durch ein Glas Wasser gelöscht werden kann. Man trinkt und trinkt, aber der Durst bleibt. Dieser Durst beeinträchtigt das tägliche Leben, die Beziehungen und sogar die geistige Gesundheit. Wie bei jeder Sucht ist das Verlangen überwältigend, aber die Befriedigung bleibt aus.

In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt der Sexsucht ein. Wir klären, was Sexsucht eigentlich ist, zerlegen Mythen und beleuchten die wissenschaftlichen Fakten. Du erfährst, wie man die Symptome erkennt, welche Diagnosekriterien es gibt und welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Unser Ziel ist es, ein umfassendes, fundiertes und empathisches Verständnis für dieses komplexe Thema zu schaffen.

Zusammenfassung:

  • Sexsucht ist eine ernsthafte psychische Störung, die durch ein übermäßiges und zwanghaftes Verlangen nach sexueller Aktivität gekennzeichnet ist.
  • Die Diagnose und Behandlung von Sexsucht sind komplex und erfordern einen individuellen Ansatz, der Medikamente und Psychotherapie umfassen kann.
  • Es gibt Hoffnung und Hilfe für Betroffene; der erste Schritt zur Besserung ist das Erkennen des Problems und das Suchen professioneller Unterstützung.

Sexsucht – Was ist das?

Definition
Sexsucht, auch Hypersexualität genannt, ist ein übermäßiges und zwanghaftes Verlangen nach sexueller Aktivität, das das tägliche Leben und die sozialen Beziehungen beeinträchtigt. Es ist mehr als nur ein hohes sexuelles Verlangen; es ist ein Zustand, der die Kontrolle übernimmt und zu negativen Konsequenzen führen kann.

Statistiken
In Deutschland ist die genaue Prävalenz von Sexsucht schwer zu bestimmen, aber Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 3-6% der Bevölkerung betroffen sein könnten. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, aber die Zahlen steigen in beiden Geschlechtern.

Auswirkungen
Die Auswirkungen von Sexsucht sind vielfältig und reichen von Beziehungsproblemen und Jobverlust bis hin zu ernsthaften gesundheitlichen Risiken wie sexuell übertragbaren Krankheiten. Es kann auch zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit führen, einschließlich Angst und Depression.

Mythen

  1. “Es ist nur eine Ausrede für Untreue.” – Ein weit verbreiteter Mythos ist, dass Sexsucht nur eine Ausrede für schlechtes Verhalten ist. Das ist nicht wahr; es ist eine ernsthafte psychische Störung, die professionelle Hilfe erfordert.
  2. “Nur Männer sind betroffen.” – Obwohl Männer häufiger diagnostiziert werden, sind auch Frauen betroffen.
  3. “Es ist einfach zu heilen.” – Die Behandlung von Sexsucht ist ein komplexer Prozess, der Zeit, Anstrengung und oft eine Kombination aus Medikamenten und Therapie erfordert.

Sexsucht: Symptome

Obsession mit Sex
Das erste und vielleicht offensichtlichste Anzeichen ist eine ständige Besessenheit mit sexuellen Gedanken, Fantasien und Aktivitäten. Es nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass andere Lebensbereiche darunter leiden.

Häufige Selbstbefriedigung
Ein weiteres häufiges Symptom ist die regelmäßige Selbstbefriedigung, oft mehrmals täglich, als Versuch, die sexuellen Impulse zu befriedigen.

Übermäßiger Konsum von Pornografie
Das ständige Anschauen von pornografischen Materialien, sei es Videos, Zeitschriften oder Webseiten, ist ein weiteres Warnzeichen. Oft wird dabei masturbiert.

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Negative Glaubenssätze überwinden

Planung der nächsten sexuellen Aktivität
Ein auffälliges Zeichen ist auch, dass viel Zeit damit verbracht wird, die nächste sexuelle Begegnung zu planen. Wo, wie und wann es zum nächsten “sexuellen Kick” kommt, wird obsessiv durchdacht.

Nutzung sexueller Dienstleistungen
Die Nutzung von Diensten wie Telefonsex, Chatrooms oder bezahlten sexuellen Begegnungen zeigt, dass die Sucht nun auch andere Menschen involviert.

Risikoreiches sexuelles Verhalten
Das Verhalten kann eskalieren und riskant werden, etwa durch den Konsum von Substanzen während der sexuellen Aktivität oder durch gefährliche Praktiken wie Autoerotische Asphyxie.

Widerspruch zu persönlichen Werten
Die Betroffenen engagieren sich in sexuellen Aktivitäten, die ihren eigenen moralischen oder gesellschaftlichen Normen widersprechen.

Paraphilien
In extremen Fällen kann es zu sexuellen Verhaltensweisen kommen, die den psychischen Stress, die Verletzung oder den Tod einer anderen Person involvieren, wie Exhibitionismus, Voyeurismus oder Sadomasochismus.

Unfähigkeit, das Verhalten zu stoppen
Trotz negativer Konsequenzen für Finanzen, Beziehungen und Gesundheit ist der Betroffene nicht in der Lage, sein Verhalten zu kontrollieren oder zu stoppen.

Sexsucht: Diagnose nach ICD-11

Diagnosekriterien
Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) hat Sexsucht als “zwanghaftes sexuelles Verhalten” aufgenommen. Die Diagnosekriterien umfassen anhaltende Muster von Versagen bei der Kontrolle sexueller Impulse, intensive sexuelle Fantasien und Verhaltensweisen, die das persönliche, familiäre und berufliche Leben negativ beeinflussen.

Diagnoseprozess

  1. Erstgespräch: Ein ausführliches Gespräch mit einem Facharzt für Psychiatrie oder Sexualmedizin ist oft der erste Schritt. Hier werden die Symptome und der Leidensdruck erörtert.
  2. Fragebögen: Standardisierte Fragebögen können eingesetzt werden, um die Schwere der Symptome zu bewerten.
  3. Ausschluss anderer Störungen: Es ist wichtig, andere psychische Störungen oder medizinische Zustände auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen könnten.
  4. Familienanamnese: Eine Familienanamnese kann aufgenommen werden, um mögliche genetische Faktoren zu identifizieren.
  5. Behandlungsplan: Nach der Diagnose wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, der Therapie und eventuell Medikamente umfassen kann.

Wichtige Hinweise

  • Die Diagnose sollte von einem qualifizierten Facharzt gestellt werden.
  • Es ist möglich, dass die Diagnose erst nach wiederholten Konsultationen und Beobachtungen festgelegt wird.
  • Die Diagnose ist oft der erste Schritt zu einer erfolgreichen Behandlung und sollte nicht als Stigma betrachtet werden.

Sexsucht: Ursachen

Chemisches Ungleichgewicht im Gehirn
Eine der Theorien besagt, dass ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern wie Dopamin, Noradrenalin und Serotonin zu erhöhtem sexuellen Verlangen und Verhalten führen kann. Diese Chemikalien spielen eine Schlüsselrolle bei der Regulierung von Stimmung und Verlangen.

Gehirnerkrankungen und -schäden
Zustände wie Demenz, Epilepsie und bipolare Störung sowie Schäden an bestimmten Gehirnregionen (Frontallappen, Amygdala, Präfrontaler Kortex) können ebenfalls Hypersexualität auslösen.

Veränderte Gehirnfunktion
Einige Forschungen deuten darauf hin, dass veränderte Gehirnfunktionen neue neuronale Pfade schaffen können, die süchtiges Verhalten fördern.

Substanzmissbrauch
Der Gebrauch von Substanzen wie Kokain, Amphetaminen und Alkohol kann ebenfalls eine Rolle spielen. Diese Substanzen können das Belohnungssystem des Gehirns beeinflussen und so die Sexsucht fördern.

Nebenwirkungen von Medikamenten
In einigen Fällen kann die Einnahme bestimmter Medikamente, wie zum Beispiel Levodopa bei Parkinson, zu erhöhtem sexuellen Verlangen führen.

Sexsucht: Behandlung

Medikamente
Es gibt keine speziell zugelassenen Medikamente zur Behandlung von Sexsucht, aber verschiedene Arzneimittel können eingesetzt werden:

  • Antidepressiva: SSRIs (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) gelten als erste Wahl.
  • Anti-Androgene: Diese Medikamente zielen auf männliche Sexualhormone ab und können bei extremen Fällen hilfreich sein.
  • Naltrexon: Ursprünglich zur Behandlung von Alkohol- und Opioidabhängigkeit entwickelt, zeigt es auch bei Sexsucht Wirkung.
  • Stimmungsstabilisatoren: Bei gleichzeitiger bipolaren Störung können Lithium oder Valproat hilfreich sein.
  • Anti-Angst-Medikamente: Buspiron kann eingesetzt werden, wenn Angst ein Auslöser ist.

Psychotherapie

  • Kognitive Verhaltenstherapie: Diese Therapieform zielt darauf ab, negative Gedanken und Verhaltensweisen durch bessere Bewältigungsstrategien zu ersetzen.
  • Akzeptanz- und Commitment-Therapie: Hier geht es darum, belastende Gedanken und Gefühle zu akzeptieren und den Umgang damit zu ändern.
  • Motivationsinterview: Diese Methode hilft, die Sexsucht im Kontext der eigenen Lebensziele und Werte zu betrachten.

Selbsthilfegruppen
Angebote wie Sex Anonymous oder Sexaholics Anonymous basieren auf dem 12-Schritte-Programm von Alcoholics Anonymous und bieten wertvolle Peer-Unterstützung.

Prävention und Selbstmanagement

  • Bildung: Der erste Schritt ist das Verständnis der Sucht.
  • Trigger-Management: Vermeide bekannte Auslöser wie bestimmte Internetseiten oder Orte.
  • Substanzmissbrauch: Die Behandlung von Alkohol- oder Drogenproblemen kann ebenfalls hilfreich sein.
  • Gesundes Umleiten: Sport, Hobbys und andere gesunde Aktivitäten können als Ablenkung dienen.

Abschlusswort von Mentalwohl

Du bist nicht allein, und Hilfe ist immer möglich. Sexsucht mag ein komplexes und oft missverstandenes Thema sein, aber es ist wichtig zu wissen, dass es Wege zur Besserung gibt. Ob du selbst betroffen bist oder jemanden kennst, der Hilfe braucht – der erste Schritt ist, das Problem zu erkennen und professionelle Unterstützung zu suchen. Du hast die Kraft, dein Leben zu verändern und einen gesunden Umgang mit deiner Sexualität zu finden. Glaube an dich, denn der Weg zur Heilung beginnt mit dem ersten Schritt.

Häufig gestellte Fragen

  • Ist Sexsucht eine echte Sucht oder nur ein Mythos?

    Sexsucht ist ein kontrovers diskutiertes Thema in der medizinischen Gemeinschaft. Einige Experten argumentieren, dass es sich um eine echte Verhaltenssucht handelt, ähnlich wie Spielsucht. Die Symptome können intensive sexuelle Fantasien, ein Mangel an Kontrolle über sexuelle Impulse und negative Auswirkungen auf das Leben umfassen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die American Psychiatric Association Sexsucht bisher nicht als offizielle Diagnose anerkannt hat.

  • Wie unterscheidet sich Sexsucht von einem hohen Sexualtrieb?

    Während ein hoher Sexualtrieb als normal angesehen werden kann, wird Sexsucht als problematisch betrachtet, wenn sie zwanghaft und exzessiv wird und das Leben negativ beeinflusst. Im Gegensatz zu einem hohen Sexualtrieb kann Sexsucht zu riskantem oder unangemessenem Verhalten führen, wie z.B. öffentlichem Sex oder dem Besuch von Prostituierten.

  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Sexsucht?

    Es gibt keine speziell zugelassenen Medikamente zur Behandlung von Sexsucht, aber verschiedene Medikamente, die auf das Gehirn wirken, können ausprobiert werden. Dazu gehören Antidepressiva und Anti-Androgene. Psychotherapie, insbesondere kognitive Verhaltenstherapie, ist ebenfalls eine gängige Behandlungsoption. Selbsthilfegruppen, die nach dem 12-Schritte-Programm von Alcoholics Anonymous modelliert sind, können ebenfalls hilfreich sein.