Stell dir vor, du steckst in einem Labyrinth fest. Jeder Ausgang, den du findest, führt dich nur tiefer hinein. So fühlt sich Spielsucht an – ein endloser Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist.
In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt der Spielsucht ein. Wir klären, was Spielsucht eigentlich ist, welche Anzeichen darauf hindeuten und wie sie diagnostiziert wird. Außerdem erfährst du mehr über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Unser Ziel ist es, dir ein umfassendes Bild dieses komplexen Themas zu geben.
Zusammenfassung:
- Spielsucht ist eine komplexe psychische Störung, die durch verschiedene Faktoren wie psychologische, soziale und biologische Einflüsse getrieben wird.
- Die Anzeichen von Spielsucht können vielfältig sein, von Verhaltensänderungen bis hin zu finanziellen Problemen, und die Diagnose erfolgt nach den Kriterien der ICD-11.
- Die Behandlung erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der von professioneller Therapie bis hin zu Selbsthilfestrategien reicht, und die Unterstützung von Familie und Freunden ist oft entscheidend für den Erfolg.
Spielsucht – Was ist das?
Definition
Spielsucht, auch als pathologisches Spielen bekannt, ist eine psychische Störung, die durch den wiederholten, zwanghaften Drang gekennzeichnet ist, zu spielen. Dabei steht nicht das Gewinnen im Vordergrund, sondern der Akt des Spielens selbst. Es ist eine ernsthafte Erkrankung, die sowohl psychische als auch physische Auswirkungen haben kann.
Statistiken
In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 Menschen von Spielsucht betroffen. Die Dunkelziffer könnte jedoch weit höher sein, da viele Betroffene ihre Sucht verheimlichen. Interessanterweise sind Männer häufiger betroffen als Frauen.
Mythen
Es gibt viele Mythen rund um das Thema Spielsucht. Einige glauben, dass nur “schwache” Menschen süchtig werden können oder dass man einfach aufhören kann, wenn man will. Diese Vorstellungen sind nicht nur falsch, sondern auch schädlich, da sie die Ernsthaftigkeit der Erkrankung herunterspielen.
Formen
Spielsucht kann in verschiedenen Formen auftreten. Dazu gehören Wetten auf Sportereignisse, Online-Glücksspiele, Spielautomaten und sogar Lotterien. Jede Form hat ihre eigenen Herausforderungen und Risiken, aber der Kern des Problems bleibt der gleiche: der zwanghafte Drang zu spielen.
Spielsucht: Anzeichen
Wie erkennt man, dass jemand spielsüchtig ist? Die Anzeichen können subtil sein, aber es gibt bestimmte Warnsignale, auf die man achten sollte.
Verhaltensänderungen
Eines der ersten Anzeichen ist eine deutliche Verhaltensänderung. Die Person wird immer mehr Zeit mit Spielen verbringen und andere Aktivitäten vernachlässigen.
Finanzielle Probleme
Ein weiteres Warnsignal sind finanzielle Schwierigkeiten. Spielsüchtige neigen dazu, mehr Geld auszugeben, als sie sich leisten können, und häufen oft Schulden an.
Emotionale Schwankungen
Stimmungsschwankungen, insbesondere Reizbarkeit und Niedergeschlagenheit, können ebenfalls auf eine Spielsucht hindeuten. Die Person wird oft gereizt, wenn sie nicht spielen kann.
Geheimhaltung
Spielsüchtige versuchen oft, ihr Verhalten zu verheimlichen. Sie lügen über den Umfang ihres Spielens oder die Höhe ihrer Verluste.
Vernachlässigung von Pflichten
Ob es sich um Arbeit, Schule oder familiäre Verpflichtungen handelt, eine vernachlässigte Verantwortung ist ein weiteres Anzeichen.
Kontrollverlust
Der vielleicht deutlichste Hinweis ist der Verlust der Kontrolle. Trotz des Wissens um die negativen Folgen können Betroffene nicht aufhören zu spielen.
Spielsucht: Diagnose nach ICD-11
Die Diagnose einer Spielsucht erfolgt nach bestimmten Kriterien, die in der 11. Ausgabe der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegt sind.
Die Diagnostischen Kriterien
Laut ICD-11 muss ein wiederholtes Muster des Spielverhaltens über einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten vorliegen, das zu erheblichen Beeinträchtigungen in persönlichen, familiären oder beruflichen Bereichen führt.
- Kontrollverlust: Ein Hauptkriterium ist der Kontrollverlust. Die betroffene Person hat Schwierigkeiten, das Spielen zu beginnen, zu reduzieren oder aufzuhören, selbst wenn negative Konsequenzen offensichtlich sind.
- Priorität des Spielens: Ein weiteres Kriterium ist, dass das Spielen eine höhere Priorität hat als andere Lebensbereiche und tägliche Aktivitäten.
- Fortsetzung trotz negativer Konsequenzen: Trotz des Wissens um negative Konsequenzen wie finanzielle Verluste, zerstörte Beziehungen oder schlechtere Leistung in der Schule oder bei der Arbeit, wird das Spielen fortgesetzt.
- Entzugserscheinungen: Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit, Unruhe oder Ängstlichkeit können auftreten, wenn versucht wird, das Spielen zu reduzieren oder aufzuhören.
Der Diagnoseprozess
Die Diagnose einer Spielsucht ist ein mehrstufiger Prozess, der in der Regel von einem Facharzt für Psychiatrie oder einem klinischen Psychologen durchgeführt wird. Hier sind die üblichen Schritte:
- Erstgespräch: Ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten ist oft der erste Schritt. Hierbei werden die Spielgewohnheiten, die Dauer der Sucht und die Auswirkungen auf das tägliche Leben erörtert.
- Fragebögen und Tests: Verschiedene standardisierte Fragebögen und Tests können eingesetzt werden, um die Schwere der Sucht zu bewerten.
- Körperliche Untersuchung: Obwohl Spielsucht eine psychische Störung ist, kann eine körperliche Untersuchung dazu beitragen, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen könnten.
- Beurteilung durch Fachleute: In einigen Fällen kann eine zweite Meinung von einem anderen Facharzt oder Therapeuten hilfreich sein.
- Familienanamnese: Informationen über das Spielverhalten in der Familie können ebenfalls nützlich sein, da Spielsucht oft familiär gehäuft auftritt.
- Behandlungsplan: Nach der Diagnose wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, der Therapie, Medikamente und möglicherweise auch Selbsthilfegruppen umfassen kann.
Spielsucht: Ursachen
Die Ursachen für Spielsucht können vielfältig sein und oft ist es eine Kombination aus verschiedenen Faktoren, die zur Entwicklung der Sucht beiträgt.
Psychologische Faktoren
Einige Menschen nutzen das Spielen als eine Form der Flucht vor anderen Problemen in ihrem Leben. Stress, Angst oder Depressionen können Auslöser sein.
Soziale Faktoren
Der Einfluss von Freunden oder der Familie kann ebenfalls eine Rolle spielen. Manchmal beginnt die Sucht in einem sozialen Kontext und entwickelt sich dann zu einem persönlichen Problem.
Biologische Faktoren
Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Faktoren und Neurotransmitter im Gehirn eine Rolle spielen könnten. Ein Ungleichgewicht von Substanzen wie Dopamin kann das Belohnungssystem im Gehirn beeinflussen.
Umweltfaktoren
Die Verfügbarkeit von Glücksspielangeboten, sei es online oder in physischen Einrichtungen, kann das Risiko einer Suchtentwicklung erhöhen.
Frühere Erfahrungen
Manchmal kann eine positive Erfahrung mit dem Spielen, wie ein großer Gewinn, den Wunsch verstärken, weiterzuspielen, was schließlich zu einer Sucht führen kann.
Spielsucht: Behandlung
Die Behandlung von Spielsucht ist ein komplexer Prozess, der oft mehr als nur den Willen erfordert, mit dem Spielen aufzuhören. Es geht darum, in der Genesung zu bleiben und gesündere Entscheidungen zu treffen.
Erste Schritte zur Genesung
- Verantwortung übernehmen: Gib die Kontrolle über deine Finanzen an eine vertrauenswürdige Person ab und schließe Online-Wett-Konten.
- Zeitmanagement: Plane deine Freizeit so, dass sie nichts mit Glücksspiel zu tun hat.
- Umfeld ändern: Meide Orte und Websites, die zum Spielen verleiten könnten.
Alternativen zum Glücksspiel
- Sport und Hobbys: Statt der Aufregung des Glücksspiels kannst du dich in Sport oder anspruchsvollen Hobbys wie Klettern oder Go-Kart-Fahren engagieren.
- Soziale Kontakte: Überwinde Isolation durch den Besuch von Selbsthilfegruppen oder den Aufbau eines Unterstützungsnetzwerks.
- Emotionale Intelligenz: Lerne, mit negativen Gefühlen umzugehen, statt sie durch Glücksspiel zu betäuben.
Professionelle Behandlung
- Therapie: Kognitive Verhaltenstherapie kann helfen, schädliche Verhaltensweisen und Gedankenmuster zu ändern.
- Medikation und Lifestyle-Änderungen: In einigen Fällen können Medikamente und Änderungen im Lebensstil hilfreich sein, insbesondere wenn die Spielsucht mit anderen psychischen Problemen einhergeht.
- Familientherapie: Die Unterstützung der Familie ist oft ein wichtiger Faktor auf dem Weg zur Genesung.
Umgang mit Rückfällen
Rückfälle können passieren. Das Wichtigste ist, aus ihnen zu lernen und die Genesung fortzusetzen. Suche in solchen Momenten den Kontakt zu deinem Unterstützungsnetzwerk oder besuche eine Selbsthilfegruppe.
Abschlusswort von Mentalwohl
Spielsucht ist eine ernsthafte Erkrankung, aber es ist wichtig zu wissen, dass Hilfe da ist und Genesung möglich ist. Du bist nicht allein auf diesem schwierigen Weg. Mit der richtigen Unterstützung, den richtigen Werkzeugen und dem unerschütterlichen Willen, dein Leben zu ändern, kannst du den Teufelskreis durchbrechen. Erinnere dich daran, dass jeder Tag, an dem du nicht spielst, ein Sieg ist. Und jeder Sieg bringt dich einen Schritt näher an ein erfülltes, glückliches Leben ohne die Fesseln der Spielsucht.
Häufig gestellte Fragen
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Woran kann ich merken, ob ich glücksspielsüchtig bin oder nicht?
Für eine eindeutige Diagnose einer Glücksspielsucht ist ein Gespräch mit einer Fachkraft notwendig. Selbsttests können eine erste Einschätzung des eigenen Spielverhaltens geben. Wenn du feststellst, dass du Schwierigkeiten hast, das Spielen zu beenden, sobald du einmal damit begonnen hast, ist das ein typisches Warnsignal für eine mögliche Spielsuchtgefährdung.
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Welche Glücksspiele sind besonders gefährlich?
Jede Art von Glücksspiel kann zur Sucht werden. Besonders riskant erweisen sich jedoch Glücksspielautomaten in Spielbanken, Geldspielautomaten in Spielhallen oder Gastronomiebetrieben und Poker.
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Was soll ich tun, wenn meine Partnerin oder Kind spielt?
Als Angehörige eines glücksspielsüchtigen Menschen stehen dir spezielle Hilfsangebote zur Verfügung. Von einer Spielsucht ist immer auch das familiäre Umfeld betroffen. Es gibt verschiedene Unterstützungsangebote, wie Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen, die dir helfen können.
Quellen
- Cowlishaw S, Merkouris S, Chapman A, Radermacher H. Pathological and problem gambling in substance use treatment: A systematic review and meta-analysis. J Subst Abuse Treat. 2014;46(2):98-105. doi:10.1016/j.jsat.2013.08.019
- Okuda M, Balán I, Petry NM, Oquendo M, Blanco C. Cognitive-Behavioral Therapy for Pathological Gambling: Cultural Considerations. Am J Psychiatry. 2009;166(12):1325-1330. doi:10.1176/appi.ajp.2009.08081235