Hypochondrie: Die Wahrheit über Krankheitsangst (2024)

Stell dir vor, du bist in einem Flugzeug und spürst plötzlich Turbulenzen. Dein Herz rast, und du bist überzeugt, dass etwas Schlimmes passieren wird. Aber der erfahrene Pilot beruhigt dich und erklärt, dass alles in Ordnung ist. Hypochondrie ist ähnlich: Dein “innerer Pilot” sendet ständig Alarmmeldungen über deine Gesundheit, auch wenn medizinisch alles in Ordnung ist.

In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt der Hypochondrie ein. Wir klären, was Hypochondrie genau ist, welche Anzeichen darauf hindeuten und wie sie diagnostiziert wird. Außerdem erfährst du mehr über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten dieser oft missverstandenen psychischen Störung. Ziel ist es, Licht ins Dunkel zu bringen und dir Werkzeuge an die Hand zu geben, um besser damit umzugehen.

Zusammenfassung:

  • Hypochondrie, auch als Krankheitsangststörung bekannt, ist eine psychische Erkrankung, bei der die Betroffenen übermäßig besorgt sind, eine ernsthafte Krankheit zu haben.
  • Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus medizinischen Tests und psychologischen Bewertungen, wobei die kognitive Verhaltenstherapie und Medikamente wie SSRIs häufig zur Behandlung eingesetzt werden.
  • Selbsthilfestrategien wie Stressbewältigung und Achtsamkeit können zusätzlich zur professionellen Behandlung hilfreich sein, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Hypochondrie – Was ist das?

Definition

Hypochondrie, auch als Krankheitsangststörung bekannt, ist eine psychische Störung, bei der die Betroffenen übermäßig besorgt sind, eine ernsthafte Krankheit zu haben. Dabei reichen oft schon alltägliche Körpersignale aus, um die Alarmglocken schrillen zu lassen. Stell dir vor, du spürst ein Ziehen im Arm und denkst sofort an einen Herzinfarkt. Das ist die Realität für Menschen mit Hypochondrie.

Statistiken

Du bist nicht allein, wenn du dich in dieser Beschreibung wiederfindest. Studien zeigen, dass etwa 1-5% der Bevölkerung von Hypochondrie betroffen sind. Das mag nicht nach viel klingen, aber in einer Stadt mit einer Million Einwohnern wären das bis zu 50.000 Menschen!

Folgen

Die Folgen der Hypochondrie sind nicht zu unterschätzen. Sie kann zu ständigen Arztbesuchen, unnötigen medizinischen Tests und einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Es ist, als würde man in einem ständigen Zustand der “Gelben Alarmstufe” leben, immer bereit für den nächsten gesundheitlichen Notfall, der vielleicht nie kommt.

Mythen

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Negative Glaubenssätze überwinden

Es gibt viele Mythen rund um Hypochondrie. Einige denken, es sei “nur im Kopf” und leicht zu überwinden. Andere glauben, dass Hypochonder einfach nur Aufmerksamkeit suchen. Diese Vorstellungen sind nicht nur falsch, sondern auch schädlich, da sie die Ernsthaftigkeit der Störung herunterspielen und die Betroffenen stigmatisieren.

Hypochondrie: Anzeichen

Du kennst das Gefühl, wenn du eine neue Pflanze kaufst und plötzlich siehst du sie überall? So ähnlich ist es mit Hypochondrie. Sobald du ein Symptom bemerkst, wird es zum Mittelpunkt deiner Gedanken. Aber wie unterscheidet man normale Sorgen um die Gesundheit von Hypochondrie? Hier sind einige Anzeichen:

Übermäßige Sorge

Das erste und offensichtlichste Anzeichen ist die übermäßige Sorge um die Gesundheit. Ein kleiner Husten wird zum Anzeichen einer schweren Lungenkrankheit, und ein Kopfschmerz lässt dich an einen Hirntumor denken.

Ständige Selbstüberprüfung

Viele Menschen mit Hypochondrie überprüfen ständig ihren Körper auf Symptome. Sie messen ihren Puls, überprüfen ihre Hautfarbe oder tasten ihren Körper nach Knoten ab.

Arzt-Hopping

Ein weiteres Anzeichen ist das sogenannte “Arzt-Hopping”. Du gehst von einem Arzt zum nächsten, in der Hoffnung, endlich eine Diagnose zu bekommen, die deine Ängste bestätigt oder entkräftet.

Internet-Recherche

Die Fähigkeit, Symptome online zu googeln, ist Fluch und Segen zugleich. Für Hypochonder kann das stundenlange Suchen nach Krankheiten im Internet zur Obsession werden.

Vermeidungsverhalten

Manchmal führt die Angst vor einer Krankheit dazu, dass Betroffene bestimmte Aktivitäten oder Orte meiden. Zum Beispiel der Verzicht auf Sport aus Angst vor Herzproblemen.

Emotionaler Stress

Die ständige Sorge um die Gesundheit kann zu emotionalen Stresssymptomen wie Reizbarkeit, Schlafstörungen und Depressionen führen.

Wenn du mehrere dieser Anzeichen bei dir feststellst, könnte es sinnvoll sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Hypochondrie eine behandelbare Störung ist und du nicht allein bist.

Hypochondrie: Diagnose nach ICD-11

Die Diagnose einer psychischen Erkrankung ist wie das Lösen eines Puzzles. Jedes Teil muss genau passen, um das gesamte Bild zu sehen. Bei Hypochondrie ist das nicht anders. Laut der 11. Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) wird die Hypochondrische Störung nun unter dem Kapitel 6B2 “Zwangsstörungen und verwandten Erkrankungen” geführt, mit dem Code ICD-11 6B23.

Diagnosekriterien

  • Übermäßige Sorge um die Gesundheit für mindestens sechs Monate
  • Kein Vorhandensein einer tatsächlichen schweren Krankheit, die die Sorge rechtfertigt
  • Beeinträchtigung im Alltag durch die Sorge um die Gesundheit

Diagnoseprozess

Der Diagnoseprozess beginnt in der Regel mit einem ausführlichen Gespräch mit dem Arzt, gefolgt von verschiedenen Tests und Untersuchungen, um andere Krankheiten auszuschließen. Oft wird auch ein Psychologe oder Psychiater hinzugezogen, um die Diagnose zu bestätigen und einen Behandlungsplan zu erstellen.

Wichtig zu wissen

Es ist wichtig zu betonen, dass die Diagnose einer Krankheitsangststörung nicht bedeutet, dass deine Symptome “eingebildet” sind. Sie sind real, aber die Interpretation und die Angst, die sie auslösen, sind das Problem.

Die Diagnose ist der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung. Sie öffnet die Tür zu verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten, die dir helfen können, ein erfüllteres Leben zu führen.

Hypochondrie: Ursachen

Das Verstehen der Ursachen von Hypochondrie ist wie das Entschlüsseln eines komplexen Codes. Es gibt keine Einheitsantwort, aber verschiedene Faktoren können eine Rolle spielen. Stell dir vor, es ist wie bei einem Puzzle: Einige Teile passen zusammen, andere nicht, aber am Ende ergibt alles ein Bild.

Ungeklärte Faktoren

Die genauen Ursachen für Hypochondrie, auch als Krankheitsangststörung bezeichnet, sind nicht vollständig bekannt. Es ist ein komplexes Zusammenspiel aus psychologischen, sozialen und biologischen Faktoren.

Kindheit und Trauma

Eine Krankheitsgeschichte in der Kindheit oder Erfahrungen mit Traumata, Missbrauch und Vernachlässigung können die Grundlage für die Entwicklung einer Hypochondrie legen.

Andere psychische Erkrankungen

Oft tritt Hypochondrie zusammen mit anderen psychischen Störungen auf, wie Angstzuständen, Zwangsstörungen oder schweren depressiven Störungen.

Stress und Körpersymptome

Stress und ein Unwohlsein bei normalen Körperempfindungen können ebenfalls Trigger sein. Manchmal kann sogar ein ernsthaftes Symptom, das eine echte Gesundheitsgefahr darstellt, der Auslöser sein.

Internet und Information

Einige Studien weisen darauf hin, dass Menschen, die viel Zeit im Internet verbringen und sich über Symptome informieren, ein höheres Risiko für Hypochondrie haben könnten.

Überschneidungen mit anderen Angststörungen

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen mit Hypochondrie auch an anderen Angststörungen wie spezifischen Phobien, generalisierten Angststörungen oder Panikstörungen mit Agoraphobie leiden.

Das Verständnis der Ursachen kann der erste Schritt sein, um effektive Behandlungsstrategien zu entwickeln und ein erfüllteres Leben zu führen.

Hypochondrie: Behandlung

Die Behandlung von Hypochondrie ist wie das Navigieren durch einen Irrgarten. Es gibt viele Wege, aber nicht alle führen zum Ziel. Die gute Nachricht ist, dass es bewährte Methoden gibt, die dir helfen können, den Ausgang zu finden und deine Ängste zu bewältigen.

Psychotherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine der effektivsten Methoden zur Behandlung von Hypochondrie. Sie ist wie ein Trainingsprogramm für deinen Geist, das dir hilft, deine Ängste besser zu verstehen und zu kontrollieren. Durch CBT lernst du, wie du deine Gedanken und Gefühle steuern kannst, um deine Symptome zu lindern.

Medikamente

Neben der Psychotherapie können auch Medikamente wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) hilfreich sein. Diese Medikamente, zu denen Zoloft, Paxil und Prozac gehören, wirken, indem sie den Serotoninspiegel im Gehirn beeinflussen. Sie sind wie ein “Schmiermittel” für deine Gedanken, das hilft, die Reibung der Angst zu reduzieren.

Selbsthilfestrategien

Es gibt auch eine Reihe von Selbsthilfestrategien, die dir helfen können:

  • Stressbewältigung: Techniken wie tiefes Atmen, Visualisierung und progressive Muskelentspannung können dir helfen, deinen Stresspegel zu senken.
  • Achtsamkeit: Durch Achtsamkeit lernst du, dich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren. Das kann dir helfen, normale Körperempfindungen besser zu verstehen und sie nicht als Bedrohung zu sehen.
  • Informationsmanagement: Vermeide es, ständig beängstigende Artikel über Gesundheitszustände zu lesen. Suche stattdessen nach vertrauenswürdigen und beruhigenden Quellen.

Erster Schritt: Der Hausarzt

Wenn du ständig über körperliche Symptome besorgt bist, ist der erste Schritt, deinen Hausarzt aufzusuchen. Er oder sie kann medizinische Ursachen ausschließen und dich an einen Psychologen verweisen, falls nötig.

Die Behandlung von Hypochondrie ist ein wichtiger Schritt, um deine Lebensqualität zu verbessern. Eine unbehandelte Krankheitsangststörung kann deine Aktivitäten einschränken, aber mit der richtigen Behandlung kannst du deine Symptome in den Griff bekommen und dein Leben wieder genießen.

Abschlusswort von Mentalwohl

Du bist am Ende dieses Artikels angekommen, und ich hoffe, du fühlst dich jetzt besser informiert und weniger allein. Hypochondrie ist eine Herausforderung, aber sie ist nicht unüberwindbar. Denk daran, du bist mehr als deine Ängste und Sorgen. Mit den richtigen Informationen und Behandlungsmöglichkeiten kannst du lernen, deine Ängste zu kontrollieren und ein erfüllteres Leben zu führen. Du bist stark, du bist fähig, und du bist nicht allein auf dieser Reise. Mach den ersten Schritt, suche professionelle Hilfe und öffne die Tür zu einem besseren Morgen.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Folgen kann eine unbehandelte Hypochondrie haben?

    Eine unbehandelte Hypochondrie kann zu depressiven Stimmungsschwankungen führen und das soziale Leben massiv beeinträchtigen. Die betroffene Person könnte sich immer mehr von ihren Mitmenschen abkapseln und sich alleine und nicht ernst genommen fühlen.

  • Welche Arten von Hypochondrie gibt es?

    Es gibt zwei Hauptformen von Hypochondrie. Die erste Gruppe umfasst Personen, die unter Symptomen leiden, deren Ursache medizinisch unerklärbar ist. Die zweite Gruppe fürchtet sich vor einer bestimmten Krankheit.

  • Was können Angehörige tun?

    Angehörige können Unterstützung bieten, indem sie die Betroffenen ernst nehmen und sie ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist wichtig, den Gesundheitsstatus der betroffenen Person realistisch einzuschätzen und sie bei der Suche nach einer geeigneten Behandlung zu unterstützen.


Quellen

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