Hast Du Dich jemals gefragt, warum manche Menschen immer wieder in denselben Lebensmustern feststecken? Erstaunlicherweise tragen 80% der Erwachsenen unbewusst Glaubenssätze mit sich, die ihr Leben negativ beeinflussen. Diese versteckten Überzeugungen prägen unsere Wahrnehmung, Entscheidungen und letztlich unser gesamtes Leben. Bereite Dich darauf vor, Deine Denkmuster neu zu entdecken und zu verändern.
Zusammenfassung:
- Entstehung und Einfluss: Glaubenssätze formen sich in Deiner Kindheit und Jugend und prägen, wie Du Dich selbst, andere und die Welt siehst.
- Erkennen und Hinterfragen: Durch Methoden wie die Abwärts-Pfeil-Technik kannst Du Deine Glaubenssätze erkennen und ihre Ursprünge und Auswirkungen verstehen.
- Veränderung und Wachstum: Mit Geduld und Selbstbewusstsein kannst Du Deine Glaubenssätze verändern und eine robuste Grundlage für Dein geistiges Wohlbefinden und Deine Zukunft schaffen.
Glaubenssätze – Was ist das?
Stell Dir vor, Du hast eine Brille auf, durch die Du die Welt siehst. Diese Brille besteht aus Glaubenssätzen – tief verwurzelten Überzeugungen über Dich selbst, andere Menschen, die Welt und die Zukunft. Sie formen sich aus allgemeinen Prinzipien wie “Menschen sind meistens freundlich” oder “Ich bin nicht gut genug für diesen Job”. Klingt einfach, aber es steckt mehr dahinter.
Glaubenssätze entstehen oft in der Kindheit. Du beobachtest Deine Bezugspersonen und übernimmst, was sie sagen. Sie werden auch durch Deine Familie, Freunde, Kultur, religiösen Hintergrund und vergangene Erfahrungen beeinflusst. Im Teenageralter und als junger Erwachsener entwickelst Du dann eigene Glaubenssätze basierend auf Deinen persönlichen Erfahrungen.
Es gibt drei Arten von Glaubenssätzen:
- Überzeugungen über sich selbst,
- über andere Menschen und
- über die Welt.
Sie können positiv (“Ich bin liebenswert”), negativ (“Ich bin wertlos”) oder neutral (“Das Leben ist unvorhersehbar”) sein. Diese Annahmen stecken so tief in Dir, dass Du sie oft nicht bemerkst – aber sie zeigen sich indirekt in Deinen Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen.
Glaubenssätze vs. kognitive Verzerrungen
Manchmal fühlt es sich so an, als würde unser Gehirn uns Streiche spielen. Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Glaubenssätze und kognitive Verzerrungen. Aber was ist der Unterschied?
Glaubenssätze sind feste Gedanken oder Ideen, die beeinflussen, wie Du die Welt siehst. Sie können positiv, negativ oder neutral sein und formen sich aus Deinen Lebenserfahrungen.
Kognitive Verzerrungen hingegen sind übertreibende Gedankenmuster, die sich über die Zeit entwickeln und nicht auf echten Beweisen basieren. Sie verzerren Deine Wahrnehmung der Realität und lassen Dinge oft negativer erscheinen, als sie wirklich sind.
Einige Beispiele für kognitive Verzerrungen sind:
- Katastrophisieren: Immer vom schlimmsten Fall ausgehen.
- Übergeneralisierung: Ein einzelnes Ereignis als Maßstab für alles nehmen.
- Personalisierung: Glauben, dass Du für alles, was um Dich herum passiert, voll verantwortlich bist.
Das Herausfordern und Korrigieren dieser kognitiven Verzerrungen ist eines der Ziele der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT).
Negative Glaubenssätze: Beispiele
Negative Glaubenssätze sind wie dunkle Wolken, die unsere Sicht auf die Welt trüben. Sie kommen oft in Form von absoluten Aussagen wie “Ich bin …”, “Die Menschen sind …” oder “Die Welt ist …”. Hier sind einige Beispiele, wie sich negative Glaubenssätze in verschiedenen Bereichen unseres Lebens zeigen können:
Selbstbild:
- “Ich passe nirgends hin.”
- “Ich bin nicht gut genug.”
- “Ich kann nichts richtig machen.”
Familie:
- “Meine Familie versteht mich nie.”
- “In meiner Familie kann man keinem trauen.”
- “Ich muss meine Familie zufriedenstellen, sonst bin ich wertlos.”
Beziehungen:
- “Wenn ich jemanden liebe, wird er mich verlassen.”
- “Niemand mag mich wirklich.”
- “Ich verdiene keine glückliche Beziehung.”
Karriere:
- “Ich werde nie Erfolg haben.”
- “Niemand schätzt meine Arbeit.”
- “Ich muss perfekt sein, sonst bin ich ein Versager.”
Diese Glaubenssätze beeinflussen stark, wie wir Ereignisse interpretieren, Entscheidungen treffen und unser Leben erleben. Sie können uns in einem Zustand ständiger Unzufriedenheit und Angst festhalten.
Fühlst Du Dich oft gefangen in negativen Glaubenssätzen? Es ist Zeit für eine Veränderung! Mit unserem E-Book bieten wir Dir einen praxisnahen Leitfaden, um diese selbst auferlegten Grenzen zu durchbrechen.
Positive Glaubenssätze: Beispiele
Genau wie negative Glaubenssätze unser Leben beeinträchtigen können, können positive Glaubenssätze es bereichern und erhellen. Sie sind wie Sonnenstrahlen, die durch die Wolken brechen und uns Wärme und Klarheit bringen. Hier einige Beispiele für positive Glaubenssätze in verschiedenen Lebensbereichen:
Selbstbild:
- “Ich bin wertvoll, so wie ich bin.”
- “Ich habe die Kraft, meine Herausforderungen zu meistern.”
- “Jeder Fehler ist eine Chance zu lernen und zu wachsen.”
Familie:
- “Meine Familie unterstützt mich auf ihre eigene Art.”
- “Ich kann Liebe und Unterstützung in meiner Familie finden.”
- “Ich habe die Freiheit, meinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn meine Familie anders denkt.”
Beziehungen:
- “Ich verdiene eine liebevolle und gesunde Beziehung.”
- “In jeder Beziehung kann ich etwas Wertvolles lernen.”
- “Echte Liebe ist gegenseitig und unterstützend.”
Karriere:
- “Wenn ich hart arbeite, kann ich erfolgreich sein.”
- “Meine Meinungen und Ideen haben Wert.”
- “Jede Herausforderung bei der Arbeit ist eine Gelegenheit, mich zu verbessern.”
Positive Glaubenssätze helfen uns, uns selbst und die Welt um uns herum in einem konstruktiven Licht zu sehen. Sie fördern unser Selbstvertrauen, unsere Beziehungen und unsere berufliche Entwicklung
Wie entstehen Glaubenssätze
Hast Du Dich jemals gefragt, woher Deine tiefsten Überzeugungen kommen? Glaubenssätze sind nicht angeboren; sie bilden und festigen sich im Laufe Deines Lebens. Sie sind wie Samen, die in Deiner Kindheit und Jugend gepflanzt werden und mit der Zeit zu mächtigen Bäumen heranwachsen.
In Deiner Kindheit versuchst Du, die Welt um Dich herum zu verstehen, basierend auf Deinen begrenzten Erfahrungen. Die Art und Weise, wie Deine Familie Dich behandelt, die Medien, die Du konsumierst, und Deine Altersgenossen beeinflussen die Glaubenssätze, die Du in jungen Jahren entwickelst. Wenn Deine Eltern beispielsweise emotionale Ausdrücke wie Weinen bestraft haben, könntest Du den Glaubenssatz entwickeln, dass es gefährlich ist, Gefühle zu zeigen.
Diese Glaubenssätze sind zäh. Sie halten sich, auch wenn es wenig oder keine Beweise gibt, und Menschen können diese Muster ihr ganzes Leben lang festhalten. Ein Kind, das den negativen Glaubenssatz “Ich bin nicht liebenswert” entwickelt hat, hört vielleicht auf, von anderen Liebe zu suchen, weil es schmerzhaft ist, immer wieder zurückgewiesen zu werden.
Später im Leben spielen Dein soziales Umfeld, Mitschülerinnen und Mitschüler, Freundinnen und Freunde eine erhebliche Rolle bei der Entwicklung Deiner Glaubenssätze. Menschen, die schon früh das Gefühl hatten, nicht gut genug zu sein, neigen dazu, dieses Muster auch im Erwachsenenleben weiterzuführen. Diese negativen Überzeugungen werden immer wieder bestätigt und verfestigen sich somit weiter.
Die gute Nachricht ist: Glaubenssätze können verändert werden! Wenn Du Dir eine Veränderung in Deinem Leben wünschst, kann es sehr hilfreich sein, an Deinen Glaubenssätzen zu arbeiten.
Glaubenssätze erkennen
Das Erkennen Deiner eigenen Glaubenssätze ist wie auf Schatzsuche zu gehen. Es erfordert Neugier und den Mut, tiefer zu graben. Eine verbreitete Methode dafür ist die “Abwärts-Pfeil-Technik”. Sie hilft Dir, automatische Gedanken bis zu ihren Wurzeln zurückzuverfolgen.
Beginne damit, ein Ereignis auszuwählen, das ein reaktives Verhalten oder einen Gedanken ausgelöst hat, den Du näher betrachten möchtest. Dann stelle Dir eine Reihe von Fragen, um tiefer zu gehen, bis Du auf das grundlegende Thema stößt:
- Was bereitet mir an dieser Situation Sorgen?
- Was ist das Schlimmste, das passieren könnte?
- Was würde das bedeuten?
- Na und?
- Warum stört mich das?
- Was würde das über mich aussagen?
- Wenn das wahr wäre, was würde es bedeuten?
- Warum wäre das so schlimm?
Nehmen wir an, Du machst Dir Sorgen über eine Präsentation bei der Arbeit nächste Woche und Dein negativer Selbstgespräch übernimmt die Oberhand. Du könntest eine Abfolge von Fragen wie diese durchgehen:
F: Was bereitet mir an dieser Situation Sorgen?
A: Ich könnte etwas vergessen oder etwas Dummes sagen.
F: Was ist das Schlimmste, das passieren könnte?
A: Ich verliere die Glaubwürdigkeit bei meinen Kollegen.
F: Was würde das bedeuten?
A: Jeder würde merken, dass ich nicht weiß, wovon ich rede.
F: Na und?
A: Sie würden erkennen, dass ich nicht gut genug für diesen Job bin.
Sobald Du erkennst, dass Dein grundlegender Glaubenssatz “Ich bin nicht gut genug” ist, kannst Du hinterfragen, warum Du das denkst und Informationen wie Deine Erfolge oder das Lob Deines Vorgesetzten nutzen, um diesen Glaubenssatz zu widerlegen.
Glaubenssätze auflösen
Das Auflösen alter Glaubenssätze ist wie das Entwirren eines alten, komplizierten Knotens. Es braucht Zeit und Geduld, aber es ist möglich. Hier sind Schritte, die Dir dabei helfen können, Deine Glaubenssätze zu verändern, am Beispiel des Glaubenssatzes “Ich verdiene kein Glück”:
- Seinen Einfluss erkennen: Glaubenssätze wirken sich oft auf mehrere Bereiche Deines Lebens aus. Nimm Dir Zeit, um nachzudenken und aufzuschreiben, wie dieser Glaubenssatz Dich bei der Arbeit, in Deinen Beziehungen und in Deinem allgemeinen Lebensansatz einschränkt. Notiere die automatischen negativen Gedanken, die negativen Emotionen und wie er Dein Verhalten beeinflusst.
- Seinen Ursprung aufspüren: Versuche, den Ursprung Deines Glaubenssatzes zurückzuverfolgen. Vielleicht stammt er aus familiären Dynamiken, einem spezifischen traumatischen Ereignis oder einer Kombination davon.
- Seine Funktion anerkennen: Auch die dysfunktionalsten Glaubenssätze erfüllten ursprünglich einen Zweck: Sie schützten eine Verletzlichkeit. Indem Du Dir bewusst machst, dass er aus einem Selbstschutzgedanken entstanden ist, kannst Du mit Dir selbst mitfühlender sein.
- Einen neuen Glaubenssatz gestalten: Formuliere einen neuen Glaubenssatz, der mehr als nur die Umkehrung des alten ist. Anstelle von “Ich verdiene kein Glück” könnte ein neuer, realistischerer Gedanke sein: “Ich bin offen für Glück” oder “Glück ist für jeden verfügbar”.
- Beweise sammeln: Sammle Beweise gegen den alten und für den neuen Glaubenssatz. Beginne, den neuen Glaubenssatz vorübergehend anzunehmen und achte darauf, wie Du auf glückliche Menschen reagierst und wie Du Deine eigenen positiven Emotionen wahrnimmst.
Mit der Zeit wird es immer einfacher, den neuen Glaubenssatz aufrechtzuerhalten, da die Beweise für ihn sich anhäufen.
Abschlusswort von Mentalwohl
Du bist am Ende einer aufschlussreichen Reise angelangt. Denke daran, Glaubenssätze sind wie Landkarten, die uns durchs Leben führen. Manchmal sind sie veraltet und führen uns in Sackgassen. Aber das Schöne ist: Du kannst Deine Karte aktualisieren und neue, positive Wege einschlagen.
Erinnere Dich, dass Veränderung Zeit und Geduld erfordert. Du hast die Macht, Deine Glaubenssätze zu hinterfragen und zu verändern, um ein erfüllteres, glücklicheres Leben zu führen. Glaube an Dich und Deine Fähigkeit zur Veränderung. Du bist es wert.
Häufig gestellte Fragen
-
Was sind Beispiele für Glaubenssätze?
Glaubenssätze sind tiefe Überzeugungen, die beeinflussen, wie Du Dich selbst, andere und die Welt siehst. Beispiele dafür können sein: “Ich bin nicht gut genug”, “Menschen sind grundsätzlich gut” oder “Erfolg ist nur mit harter Arbeit möglich”. Sie spiegeln wider, wie Du über Dich selbst, Deine Beziehungen und Deine Umwelt denkst.
-
Was sind die wichtigsten Glaubenssätze?
Die wichtigsten Glaubenssätze sind die, die Dein tägliches Leben am meisten beeinflussen. Das können positive Glaubenssätze sein, wie “Ich bin fähig und stark”, oder negative, wie “Ich verdiene kein Glück”. Sie prägen, wie Du Entscheidungen triffst, wie Du mit Herausforderungen umgehst und wie Du Beziehungen führst.
-
Was können Glaubenssätze sein?
Glaubenssätze können eine Vielzahl von Formen annehmen. Sie können sich auf Dein Selbstbild, Deine Fähigkeiten, Deine Werte, Beziehungen, Arbeit und Deine Sicht auf die Welt beziehen. Sie können positiv, negativ oder neutral sein und sind oft unbewusst, beeinflussen aber stark, wie Du die Welt erlebst und mit ihr interagierst.
Quellen
- Cowan HR, et al. (2019). Core beliefs in healthy youth and youth at ultra high-risk for psychosis: Dimensionality and links to depression, anxiety, and attenuated psychotic symptoms.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6127011/ - Disner SG, et al. (2011). Neural mechanisms of the cognitive model of depression.
https://www.nature.com/articles/nrn3027 - Millings A, et al. (2015). Core belief content examined in a large sample of patients using online cognitive behaviour therapy.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0165032715303025 - Otani K, et al. (2018). Marked differences in core beliefs about self and others, between sociotropy and autonomy: personality vulnerabilities in the cognitive model of depression.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5877496/