PTBS: Symptome -Posttraumatische Belastungsstörung erkennen

von | Jun.2021 | Angststörung

PTBS Symptome: Frau mit Trauma

Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) tritt nach einem traumatischen Ereignis auf und beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit einer Person. Womöglich fragen Sie sich ja auch, ob Sie (oder eine nahestehende Person) an eine PTBS leiden und ob Sie professionelle Hilfe benötigen.

Wenn Sie die folgenden Symptome bei sich wiederfinden, sollten Sie einen Facharzt (Psychiater) aufsuchen, damit Sie die richtige Diagnose und eine angemessene Behandlung erhalten.

Posttraumatische Belastungsstörung: Symptome & Diagnosekriterien

1. Stressor

Hierzu gehören Nahtoderfahrungen, schwere Verletzungen oder sexuelle Gewalt, die wie folgt, eingetreten sein könnten (1):

  1. Das Ereignis ist einem direkt selbst widerfahren.
  2. Man hat miterlebt, wie das Ereignis jemand anderem widerfahren ist.
  3. Man kennt einen nahen Verwandten oder einen engen Freund, der in einem tatsächlichen oder drohenden Unfall verwickelt war oder gewaltsam gestorben ist.
  4. Man war wiederholt beunruhigenden Details von Ereignissen ausgesetzt. Dies schließt Nachrichten aus elektronischen Medien, Fernsehen, Filme oder Bilder ein.
PTBS Symptome
PTBS: Symptome

2. Intrusionssymptome

Das traumatische Ereignis wird auf eine oder mehrere der folgenden Arten wieder erlebt (1):

  • Wiederkehrende, unfreiwillige und aufdringliche Erinnerungen an das Trauma. Kinder, die älter als sechs Jahre sind, können diesbezüglich dieses Symptom durch wiederholtes Spielen ausdrücken und Aspekte des Traumas einbauen.
  • Traumatische Albträume oder verstörende Träume mit Inhalten zum Ereignis. Betroffene können diesbezüglich beängstigende Träume haben, die sich auf das Trauma beziehen.
  • Dissoziative Reaktionen, wie zum Beispiel Flashbacks. Hierbei handelt es sich um das Gefühl, nochmal die Trauma-Erfahrung wieder zu erleben. Dieses Wiedererleben kann von kurzen Episoden bis hin zum vollständigen Bewusstseinsverlust reichen. Kinder spielen womöglich die Ereignisse im Spiel nach.
  • Intensiver oder längerer Stress nach traumatischen Erinnerungen.
  • Ausgeprägte physiologische Reaktivität nach traumatischen Erinnerungen (wie erhöhte Herzfrequenz).

3. Negative Stimmungsschwankungen

Es liegen negative Veränderungen der Wahrnehmung und der Stimmung vor, die nach dem traumatischen Ereignis begannen oder sich verschlimmerten. Dabei treffen zwei oder mehr der folgenden Punkte zu (1):

  • Unfähigkeit, sich an Schlüsselmerkmale des traumatischen Ereignisses zu erinnern. Dies ist normalerweise eine dissoziative Amnesie, die nicht auf eine Kopfverletzung, Alkohol oder Drogen zurückzuführen ist.
  • Anhaltende und oft verzerrte negative Überzeugungen und Erwartungen über sich selbst oder die Welt. Beispiele zu diesem Thema sind „Ich bin schlecht“ oder „Die Welt ist völlig gefährlich“.
  • Anhaltende verzerrte Schuld an sich selbst oder anderen in Bezug auf das traumatische Ereignis oder die daraus resultierenden Folgen.
  • Anhaltende negative Emotionen. Hierzu gehören z.B. Angst, Schrecken, Wut, Schuld oder Scham.
  • Deutlich vermindertes Interesse an Aktivitäten, die früher Spaß gemacht haben.
  • Sich von anderen entfremdet oder losgelöst fühlen.
  • Anhaltende Unfähigkeit, positive Emotionen wie Glück, Liebe und Freude zu erleben.

4. Vermeidungsverhalten

Das nächste Kriterium ist das beharrliche, bemühte Vermeiden belastender traumabezogener Erinnerungen, wobei eine oder mehrere der folgenden Aussagen zutrifft (1):

  • Vermeidung von traumabezogenen Gedanken oder Gefühlen.
  • Vermeidung von traumabezogenen externen Erinnerungen wie Personen, Orten, Gesprächen, Aktivitäten, Objekten oder Situationen.

5. Veränderungen der Erregung und Reaktivität (Hyperarousal)

Daneben treten traumabedingte Veränderungen der Erregung und Reaktivität auf, die nach dem traumatischen Ereignis begannen oder sich verschlimmerten. Dies schließt zwei oder mehr der folgenden Punkte ein (1):

  • Reizbares oder aggressives Verhalten
  • Selbstzerstörerisches oder rücksichtsloses Verhalten
  • Ständig „auf der Hut“ zu sein oder das Gefühl, dass „Gefahr hinter jeder Ecke lauert“ (Hypervigilanz)
  • Übertriebene Schreckreaktion
  • Konzentrationsprobleme
  • Schlafstörung

6. Funktionale Auswirkung

Es liegen erhebliche symptomatische Belastungen oder Beeinträchtigungen verschiedener Lebensbereiche vor, z. B. gesellschaftlich oder beruflich (1).

7. Dauer der Symptome

Die bis eben erwähnten Symptome liegen schon mehr als einen Monat vor, um eine PTBS zu diagnostizieren (1).

8. Ausschluss anderer Einflüsse

Die Störung ist nicht auf Medikamente, Drogenkonsum oder andere Krankheiten zurückzuführen (1).

PTBS: Diagnose und weitere Kriterien

Zusätzlich zur Verwendung des DSM-5- oder des ICD-11-Handbuchs zur Beurteilung der PTBS-Kriterien wird ein Arzt wahrscheinlich eine körperliche Untersuchung durchführen. Dieser versucht auszuschließen, dass anderweitige medizinische Problemen zu den Symptomen beitragen oder diese verursachen könnten.

Es wird wahrscheinlich eine psychologische Untersuchung empfohlen, die es einen ermöglicht, offen mit seinem Arzt über einige der Ereignisse zu sprechen, die zu diesen Symptomen geführt haben. Während dieser Untersuchung teilt man seinem diesem die auftretenden Anzeichen und Symptome sowie deren Dauer und Intensität mit (3).

Diese gesammelten Informationen können Ärzten, Psychiatern und Therapeuten letztlich dabei helfen, Ihre Behandlungsbedürfnisse zu verstehen und Ihnen einen angemessenen Behandlungsplan zu bieten.

Möchten Sie wissen, ob bei Ihnen eine posttraumatische Belastungsstörung vorliegt? Machen Sie den kostenlosen PTBS-Test

Wann Sie professionelle Hilfe aufsuchen sollten

Die Symptome von einer PTBS können das Leben, Arbeiten und die sozialen Interaktionen erschweren. Leider wenden sich viele Menschen, die mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen haben, ungesunden Bewältigungsstrategien wie Drogenmissbrauch oder Selbstverletzung zu. Hierdurch versuchen sie, ihre emotionale Belastung zu minimieren oder ihr zu entkommen.

Wenn man seit mehr als einen Monat Symptome hat, kann es hilfreich sein, mit einem Experten zu sprechen. Wenn man mit Albträumen, Rückblenden und einer negativen Einstellung zu sich selbst und anderen zu kämpfen hat, kann sich schnell ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit einstellen.

Eine qualifizierte Person kann Ihnen dabei helfen, gesunde und effektive Wege der Bewältigung zu erlernen. Hierdurch kann Ihre Hoffnung wiederhergestellt werden.

PTBS: Komorbidität

Obwohl das Kennzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung darin besteht, ein traumatisches Ereignis erlebt oder miterlebt zu haben, kommen eine Vielzahl von belastenden Symptomen nach dem traumatischen Ereignis vor.

Da sich einige dieser Symptome mit anderen psychischen Erkrankungen überschneiden können, sollte sicherheitshalber eine gründliche Untersuchung durchgeführt wird, um die Korrektheit der Diagnose zu gewährleisten.

Andere Bedingungen, die aufgrund ihrer ähnlichen und überschneidenden Symptome mit Ihrem Arzt besprochen oder untersucht werden sollten, sind Folgende:

Häufig gestellte Fragen



Verschwindet PTBS mit Zeit?

Manchmal glauben Menschen nach einem traumatischen Erlebnis, dass ihre Symptome mit der Zeit verschwinden werden. Diese mögliche Linderung der belastenden Symptome kann bei manchen Menschen auftreten – aber nicht bei jedem.

Möglicherweise treten Symptome noch lange nach dem traumatischen Ereignis auf, was es schwierig macht, Ihre Symptome mit einer PTBS in Verbindung zu bringen.

Auch wenn Monate oder Jahre vergangen sind, kann es für Sie hilfreich sein, mit einer qualifizierten Person zu sprechen, um ein genaues Verständnis davon zu gewinnen, was bei Ihnen vor sich geht. Hierdurch können Sie sich auch, geeignete Ressourcen aneignen, die Ihnen helfen können, Ihre Lebensqualität zurückzugewinnen.


Was kann eine PTBS auslösen und verursachen?

Eine posttraumatische Belastungsstörung kann sich nach einem sehr belastenden, beängstigenden oder belastenden Ereignis oder nach einem längeren traumatischen Erlebnis entwickeln.

Zu den Arten von Ereignissen, die zu PTBS führen können, gehören:

– schwere Unfälle
– körperliche oder sexuelle Übergriffe
– Missbrauch, einschließlich Kindes- oder häuslicher Gewalt
– Exposition gegenüber traumatischen Ereignissen bei der Arbeit
– schwerwiegende gesundheitliche Probleme, wie z. B. die Aufnahme auf die Intensivstation
– Geburtskomplikationen, wie der Verlust eines Babys
– der Tod einer Ihnen nahestehenden Person
– Krieg und Konflikt
– Folter

Bestimmte Auslöser können die Symptome Ihrer PTBS auslösen und wecken starke Erinnerungen. Dabei haben Sie womöglich das Gefühl, dass Sie alles noch einmal durchleben. Auslöser können Anblicke, Geräusche, Gerüche oder Gedanken sein, die Sie in irgendeiner Weise an das traumatische Ereignis erinnern.

Einige PTBS-Auslöser sind offensichtlich, wie z. B. das Sehen eines Nachrichtenberichts über einen Angriff. Andere sind weniger klar. Wenn Sie beispielsweise an einem sonnigen Tag angegriffen wurden, kann es Sie aufregen, einen strahlend blauen Himmel zu sehen.

Die Kenntnis Ihrer Auslöser kann Ihnen helfen, besser mit Ihrer posttraumatischen Belastungsstörung umzugehen.


Was passiert, wenn PTBS nicht behandelt wird?

Neben der Sucht werden Patienten mit unbehandelter PTBS wahrscheinlich schwerwiegende Folgen haben, darunter die folgenden:

Probleme mit der Wutbewältigung: Bei einigen führen die Momente wiederkehrenden Stresses und der Angst zu Wutausbrüchen. Dies kann zu Missbrauch von Kindern oder Ehepartnern oder öffentlicher Gewalt führen.
Einsamkeit: Da PTBS das Zusammensein mit einer Person sehr erschweren kann und oft nicht diagnostiziert wird, können Personen mit der Krankheit isoliert und allein enden.
Schwere Depression: Schwere Depression ist immer ein Risiko bei PTBS. Viele Betroffene können Selbstmordgedanken oder -handlungen aufweisen, während sie sich mitten in einer PTBS-Episode befinden.

Für viele Menschen, die mit PTBS zu kämpfen haben, mag der Konsum von Alkohol oder Drogen zur Linderung der Symptome als eine gute Idee erscheinen. Aber die Selbstmedikation von PTBS mit einer Substanz macht eine schwere Krankheit oft noch viel komplexer.

PTBS kann wie andere Formen von psychischen Erkrankungen durch angemessene Behandlungsmöglichkeitenverbessert werden, einschließlich Medizin, Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie) und Selbsthilfegruppen.

Mit der richtigen Behandlung gibt es für PTBS-Betroffene Hoffnung. Sie hilft Betroffenen nicht nur dabei, die Symptome zu reduzieren, sondern hilft auch dabei, die eigenen Emotionen zu kontrollieren und Vermeidungsverhalten zu reduzieren.

Nichts kann die Tatsache ändern, dass ein traumatisches Ereignis passiert ist. Aber die Behandlung von PTBS kann Ihnen helfen, Ihre mentale Gesundheit zu wiederherzustellen und ein erfülltes und glückliches Leben außerhalb Ihrer Traumaerfahrung zu führen.

Abschlusswort von Mentalwohl

Da sich einige der belastenden Symptome ein wenig mit anderen psychischen Erkrankungen überschneiden können, ist es wichtig, mit einer qualifizierten Person zu sprechen. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass Sie eine genaue Diagnose und einen passenden Behandlungsplan erhalten.

Ehrlich und offen mit Ihrem Facharzt oder Therapeuten über Ihre erlebten Symptome zu sprechen ist entscheidend, um Ihr Störungsbild zu verstehen und den richtigen Weg für Ihre Heilung zu finden.


Quellenverzeichnis

  1. American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (DSM-5®). American Psychiatric Pub. 1
  2. National Institute of Mental Health (2019). Post-Traumatic Stress Disorder. NIH 2
  3. Lancaster, C. L., Teeters, J. B., Gros, D. F., & Back, S. E. (2016). Posttraumatic stress disorder: overview of evidence-based assessment and treatment. Journal of clinical medicine5(11), 105.

Weitere Literaturempfehlung

  • Schneider, F. (2017). Facharztwissen Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (p. 725). Berlin: Springer.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicken Sie auf die Sterne, um zu bewerten.

Es tut uns leid, dass der Beitrag nicht hilfreich für Sie war!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Anzeige