Panikattacke: Ursachen & 5 Risikofaktoren einer Panikstörung

von | Jul.2021 | Angststörung

Panikattacke Ursachen: Mann, der sich an die Brust hält

Mindestens 20 % der Allgemeinbevölkerung hat einmal im Leben eine Panikattacke (1). Dabei haben Studien festgestellt, dass es zahlreiche Faktoren gibt, die das Risiko für Panikattacken und die Entwicklung von Panikstörungen und Agoraphobie erhöhen.

Obwohl Studien gezeigt haben, dass bestimmte Risikofaktoren mit der Entwicklung einer Panikstörung verbunden sind, bedeuten diese Ergebnisse nicht, dass sie die Ursachen der Panikattacke/ Panikstörung sind (2).

Im folgenden Artikel werden einige der häufig beobachteten Ursachen und Risikofaktoren vorgestellt, die im Zusammenhang mit einer Panikstörung stehen.

Panikattacke: Ursachen und Auslöser

Nachfolgend werden die häufigsten Ursachen und Auslöser einer Panikattacke bzw. Panikstörung vorgestellt.

Panikattacke Ursachen
Panikattacke: Ursachen, Auslöser und Risikofaktoren

1. Ursache: Genetik

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Panikstörung und genetischen Faktoren. Menschen, die ein nahes Familienmitglied mit Panikstörung haben, verfügen über eine bis zu 8-mal höhere Chance, selbst die Krankheit zu entwickeln. Diese Zahlen können je nach Erkrankungsalter ansteigen.

Wenn ein Familienmitglied vor dem 20. Lebensjahr eine Panikstörung entwickelt hat, ist die Wahrscheinlichkeit einer Panikstörung bei biologischen Verwandten ersten Grades bis zu 20-mal höher.

Trotz dieser überwältigenden Statistiken hat die Forschung gezeigt, dass mindestens die Hälfte der Menschen mit Panikstörung keine nahen Verwandten mit einer Panikstörung haben (3).

2. Ursache: Neurobiologie

Bei der Entstehung von einer Panikstörung scheinen bestimmte Neurotransmittersysteme beteiligt zu sein. Dies sind das serotonerge, noradrenerge und das GABA- System. Dabei scheint eine Panikattacke in der Amygdala ausgelöst zu werden (4).

Noradrenalin ist mit Angst verbunden, da es bei der Kampf-oder-Flucht-Reaktion oder ihrer physiologischen Reaktion auf Stress freigesetzt wird . Schließlich spielt GABA eine Rolle beim Ausgleich von Aufregung oder Erregung und induziert durch seine hemmende Wirkung Gefühle der Ruhe und Entspannung.

Der Neurotransmitter Dopamin kann ebenfalls zu Symptome einer Panikattacke führen. Dopamin beeinflusst neben anderen Funktionen das Energieniveau, die Aufmerksamkeit, die Belohnung und die Bewegung einer Person.

3. Ursache: Gedanken und Psychophysiologie

Durch den rasanten Aufschaukelungsprozess zwischen körperlichen, affektiven, kognitiven und perzeptiven Veränderungen scheint eine Panikattacke zu entstehen. Dabei werden physiologische Veränderungen und kognitive Symptomen von den Betroffenen wahrgenommen und als Gefahr gedeutet. Hierdurch wird eine Angst ausgelöst, die die physiologischen Veränderungen intensiviert, wodurch die Bedrohung als gefährlicher eingestuft wird.

Oft haben Betroffene eine verzerrte Informationsverarbeitung und eine höhere Sensibilität für Angst. Sie scheinen angstbezogene Reize als bedrohlich zu interpretieren, selektiv wahrzunehmen und diese besser abrufen zu können (4).

Lesen Sie als Nächstes: Symptome einer Panikstörung

4. Ursache: Lerntheorie

Lerntheoretische Modelle gehen davon aus, dass Konditionierungsprozessen bei der Entstehung einer Panikstörung eine Rolle spielen. Dabei scheint es zu einer Angstassoziation zwischen einer anfänglichen Panikattacke und einem ehemaligen neutralen internen oder externen Reizen zu kommen, wodurch sich eine klassisch konditionierte Reaktion manifestiert (4).

Panikattacke: Risikofaktoren

Nachfolgend werden einige Risikofaktoren vorgestellt, die eine Panikattacke bzw. Panikstörung begünstigen.

1. Risikofaktor: Belastende Lebensereignisse

Es wurde vermutet, dass belastende Lebensereignisse zum Ausbruch einer Panikstörung beitragen können (5). Zu den belastenden Lebensereignissen können schwierige Lebenserfahrungen gehören, wie der Tod eines geliebten Menschen, der Verlust des Arbeitsplatzes oder eine Scheidung.

Einige Lebensübergänge, die unser Leben stark verändern, können auch viel Stress verursachen, wie zum Beispiel Heirat, Umzug, Geburt eines Babys oder Pensionierung.
Die Forschung hat auch gezeigt, dass das Erleben eines traumatischen Ereignisses, z. B. Opfer von körperlichem oder sexuellem Missbrauch, eine höhere Korrelation mit einer Panikstörung hat (6).

Es ist auch möglich, während eines stressigen Lebensereignisses Panikattacken zu erleben, diese dann aber nie wieder zu erleben. Beispielsweise kann eine Person, die Opfer einer Straftat wird oder eine Naturkatastrophe erleidet, während dieses Ereignisses eine Panikattacke erleiden.

Um mit einer Panikstörung diagnostiziert zu werden, müsste eine Person jedoch wiederkehrende und unerwartete Panikattacken haben.

2. Risikofaktor: Alter

Das Erkrankungsalter der Panikstörung liegt häufig zwischen der späten Adoleszenz und dem frühen Erwachsenenalter. Auch wenn sich eine Panikstörung typischerweise im Alter zwischen 18 und 35 Jahren entwickelt, kann sie jederzeit während der gesamten Lebensspanne auftreten (6). Allerdings scheinen Männer für das erstmalige Auftreten einer Panikattacke einen zweiten Erkrankungsgipfel abseits des 40. Lebensjahrs zu haben (7).

Obwohl dies weitaus seltener ist, kann sich eine Panikstörung auch in der Kindheit oder im späten Erwachsenenalter entwickeln. Es ist auch möglich, dass die Panikstörungen über das gesamte Leben verbleibt. Beispielsweise kann eine Person mehrere Monate lang wiederkehrende und unerwartete Panikattacken haben, gefolgt von mehreren Jahren, in denen keine Symptome auftreten.

2. Risikofaktor: Geschlecht

Frauen sind anfälliger für Angsterkrankungen als Männer. Insbesondere Panikstörungen, die ebenfalls zur Gruppe der Angststörungen gehört, treten bei Frauen häufiger auf. Tatsächlich haben Frauen ein mehr als doppelt so hohes Risiko für eine Panikstörung als Männer (8).

Aus diesem Grund empfehlen Experten ein Screening für Angststörung bei Routineuntersuchungen für Frauen und Mädchen über 13 (9). 

2. Risikofaktor: Persönlichkeit

Untersuchungen haben ergeben, dass ein gewisser Zusammenhang zwischen Kindern mit ängstlicheren oder nervöseren Persönlichkeitstypen und der späteren Entwicklung einer Panikstörung besteht (10). Daher gibt es einige Möglichkeiten, wie Eltern dazu beitragen können, das Risiko ihrer Kinder für eine Angststörung zu verringern. 

Die Ursache der Panikstörung ist jedoch unbekannt und viele Spezialisten für psychische Gesundheit sind sich einig, dass sie höchstwahrscheinlich durch eine komplexe Kombination von umweltbedingten, biologischen und psychologischen Faktoren verursacht wird (2).

2. Risikofaktor: Familienumgebung

Es gibt bestimmte Familienmerkmale, die einen Zusammenhang mit Panikstörungen gezeigt haben. Insbesondere bei Eltern, die ängstliches Verhalten zeigen, übermäßig anspruchsvoll sind und Perfektionismus erwarten, besteht ein gewisses Risiko Kinder zu bekommen, die später im Leben eine Angststörung entwickeln (11).

Erwachsene mit Panikstörung sind jedoch meist unter verschiedenen Familiendynamiken aufgewachsen.

Panikstörung: Komorbidität

Viele Menschen mit einer Panikstörung haben auch mit allgemeinen Sorgen, Ängsten und Traurigkeit zu kämpfen und leiden eventuell auch an einer anderen psychischen Erkrankung. Dabei liegen die lebenszeitbezogenen Komorbiditätsraten für Panikstörung bei 70 %, was sehr hoch ist (12). Andere typische gleichzeitig auftretende Erkrankung sind (10):

Bei einer Person mit Panikstörung besteht auch das Risiko, eine Agoraphobie zu entwickeln (6). Bei der Agoraphobie besteht eine Furcht und damit auch Vermeidung vor Orten bzw. Situationen (z.B. Fahrstühle, öffentliche Plätze oder Einkaufszentren), von denen eine Flucht schwierig ist.

Dabei wird die Flucht als schwierig empfunden, weil diese Orte meist einen schlechten Zugang zu einem sicheren Ort haben, das Verlassen mit Schamgefühlen verbunden ist oder es keine schnelle Hilfe gibt.

Agoraphobie kann jederzeit nach anhaltenden Panikattacken auftreten. Eine Person mit Panikstörung entwickelt jedoch typischerweise innerhalb des ersten Jahres nach wiederholten Panikattacken eine Agoraphobie.

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Häufig gestellte Fragen

Wie fängt eine Panikattacke an?

Panikattacken fängt typischerweise aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung an. Sie können jederzeit auftauchen – beim Autofahren, im Einkaufszentrum, im Tiefschlaf oder mitten in einem Geschäftstreffen. Möglicherweise haben Sie gelegentlich Panikattacken oder sie treten häufig auf.

Was tun, wenn Panikattacke kommt?

Falls Sie während einer Panikattacke hyperventilieren, kann eine Atemübung Ihre Symptome wie Angstgefühle und Atemnot etwas senken. Versuchen Sie folgende Aspekte zu beachten:

  • Atmen Sie so langsam, tief und sanft wie möglich durch die Nase ein
  • Atmen Sie langsam, tief und sanft durch den Mund aus
  • Schließen Sie Ihre Augen und konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung
  • Manche Menschen finden es hilfreich, bei jedem Ein- und Ausatmen kontinuierlich von eins bis fünf zu zählen

Sie sollten sich in der Regel in wenigen Minuten besser fühlen.

Oft ist auch die Vorstellung an eine Panikattacke der Grund, wieso sich die Symptome verschlimmern. Deswegen kann sich im Rahmen der Bewältigung einer Panikattacke eine Ablenkung als hilfreich erweisen. Hierbei sollte die Ablenkung etwas Einfaches sein, das Sie tun können, wenn sich bei Ihnen ein Gefühl der Panik und Angst breit macht.

Probieren Sie hierzu folgende Ideen und Tipps aus: 

  • Hören Sie (entspannte) Musik
  • Singen oder summen Sie 
  • Streicheln Sie (Ihren) Hund oder Katze
  • Rufen Sie einen Freund an, der weiß, wie Sie sich besser fühlen können
  • Gehen Sie spazieren
  • Stellen Sie sich an einem friedlichen Ort vor 

Wie fühlt man sich, wenn man eine Panikattacke hat?

Eine Panikattacke fühlt sich an wie eine intensive Angstwelle, die durch ihre Unerwartetheit und lähmende Intensität gekennzeichnet ist. Ihr Herz fängt an zu pochen (Herzrasen), Sie können nicht atmen (Atemnot) und Sie fühlen sich vielleicht, als würden Sie sterben oder verrückt werden.

Welcher Mangel löst Angstzustände aus?

Psychische Krankheiten oder Gesundheitsprobleme wie Gedächtnisverlust, Angstzustände, Depressionen, Reizbarkeit und Schlaflosigkeit (Insomnie) sind mit einem Mangel an Vitamin B1 verbunden. Das Gehirn verwendet dieses Vitamin, um Glukose oder Blutzucker in Energie umzuwandeln. Das bedeutet, dass das Gehirn ohne sie möglicherweise nicht genug Energie hat, um normal zu funktionieren.


Quellenverzeichnis

  1. Wittchen, H. U., Gloster, A. T., Beesdo‐Baum, K., Fava, G. A., & Craske, M. G. (2010). Agoraphobia: a review of the diagnostic classificatory position and criteria. Depression and Anxiety27(2), 113-133.
  2. National Institute of Mental Health. (2016). Panic Disorder: When Fear OverwhelmsNIMH
  3. Telman, L. G., van Steensel, F. J., Maric, M., & Bögels, S. M. (2018). What are the odds of anxiety disorders running in families? A family study of anxiety disorders in mothers, fathers, and siblings of children with anxiety disorders. European child & adolescent psychiatry27(5), 615-624.
  4. Berking, M., & Rief, W. (Eds.). (2012). Klinische Psychologie und Psychotherapie für Bachelor: Band I: Grundlagen und Störungswissen. Lesen, Hören, Lernen im Web. Springer-Verlag.
  5. National Institutes of Health.(2016). Understanding Anxiety Disorders: When Panic, Fear, and Worries OverwhelmNIMH
  6. American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth EditionAmerican Psychiatric Association
  7. Burke, K. C., Burke, J. D., Regier, D. A., & Rae, D. S. (1990). Age at onset of selected mental disorders in five community populations. Archives of general psychiatry47(6), 511-518.
  8. Bekker, M. H. & van Mens-Verhulst, J. (2007). Anxiety disorders: Sex differences in prevalence, degree and background, but gender-neutral treatment. Gender Medicine, 4 (suppl. B), 178-193.
  9. Gregory, K. D., Chelmow, D., Nelson, H. D., Van Niel, M. S., Conry, J. A., Garcia, F., … & Zahn, C. (2020). Screening for anxiety in adolescent and adult women: a recommendation from the Women’s Preventive Services InitiativeAnnals of Internal Medicine173(1), 48-56.
  10. National Institute of Mental Health. (2018). Anxiety DisordersNIMH
  11. Lozano Fernández, L. M., Valor Segura, I., García-Cueto, E., Pedrosa, I., Llanos, A., & Lozano, L. (2019). Relationship Between Child Perfectionism and Psychological Disorders.
  12. Kessler, R. C., Chiu, W. T., Jin, R., Ruscio, A. M., Shear, K. & Walters, E. E. (2006). The epidemiology of panic attacks, panic disorder, and agoraphobia in the Archives of General Psychiatry, 63, 415-424.

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