Essstörung: Ursachen und Risikofaktoren – Magersucht geerbt?

Stell dir vor, dein Geist ist wie ein Garten. Einige Pflanzen gedeihen, während andere kämpfen. Essstörungen sind wie invasive Pflanzen, die den Garten überwuchern und die gesunde Flora verdrängen. Sie sind komplex und haben viele Ursachen, genau wie ein Garten von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird: Bodenqualität, Wetter und Pflege.

In diesem Artikel werden wir uns auf die verschiedenen Ursachen und Risikofaktoren von Essstörungen konzentrieren. Wir werden fünf Hauptursachen untersuchen: psychische Gesundheit, Körperbild, genetische Faktoren, Umweltfaktoren und Epigenetik. Unser Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis für dieses komplexe Thema zu schaffen, damit du besser verstehst, warum Essstörungen entstehen und wie sie behandelt werden können.

Zusammenfassung:

  • Essstörungen sind multifaktorielle Erkrankungen, die durch eine Kombination von psychischen, genetischen, umweltbedingten und epigenetischen Faktoren beeinflusst werden.
  • Die Forschung zu den Ursachen von Essstörungen ist ein dynamisches Feld, das von der Genetik bis zur Epigenetik reicht und zeigt, wie komplex die Entstehung dieser Erkrankungen ist.
  • Es gibt schützende Faktoren und Behandlungsmöglichkeiten. Niemand muss den Weg zur Genesung alleine gehen, und es ist nie zu spät, Hilfe zu suchen.

Essstörung: Ursachen und Risikofaktoren

Essstörungen sind komplexe Erkrankungen, die durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden. Es gibt keine Einheitsgröße, die für alle passt, und die Ursachen können von Person zu Person unterschiedlich sein. In der Regel spielen jedoch psychische Gesundheit und das eigene Körperbild eine entscheidende Rolle. In diesem Abschnitt werden wir uns fünf Hauptursachen ansehen, die zur Entstehung von Essstörungen beitragen können: psychische Gesundheit, Körperbild, genetische Faktoren, Umweltfaktoren und Epigenetik.

Essstörungen – Arten

1. Ursache: Psychische Gesundheit

Die psychische Gesundheit ist oft ein Schlüsselfaktor bei der Entstehung von Essstörungen. Zu den häufigsten psychischen Risikofaktoren gehören:

  • Angstzustände: Ein ständiges Gefühl der Angst kann dazu führen, dass Menschen versuchen, diese Gefühle durch Kontrolle über ihr Essen zu bewältigen.
  • Depressionen: Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit oder Traurigkeit kann das Essverhalten beeinflussen, sei es durch Überessen oder durch das Vermeiden von Nahrung.
  • Geringes Selbstwertgefühl: Ein negatives Selbstbild kann dazu führen, dass Menschen ihr Aussehen durch extreme Diäten oder Essverhalten zu kontrollieren versuchen.
  • Traumata: Erfahrungen wie sexueller Missbrauch in der Kindheit können tiefgreifende Auswirkungen auf das Selbstbild und das Essverhalten haben.
  • Soziale Stressoren: Gruppenzwang und Mobbing können ebenfalls das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und zu Essstörungen führen.

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2. Ursache: Körperbild

Das Körperbild, also wie wir unseren eigenen Körper wahrnehmen und bewerten, spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Essstörungen. Ein negatives Körperbild kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, darunter:

  • Kritische Bemerkungen und Kommentare zum Gewicht: Ob von Familie, Freunden oder in sozialen Medien, negative Kommentare können das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen und zu einem verzerrten Körperbild führen.
  • Fixierung auf einen dünnen Körper: Die ständige Bombardierung mit Bildern von “idealen” Körpern in Medien und Werbung kann zu unrealistischen Schönheitsstandards und einer Fixierung auf Dünnsein führen.
  • Frühkindliche Futter-/Essprobleme: Probleme mit dem Essen in der Kindheit können sich zu einer lebenslangen Beschäftigung mit Gewicht und Körperbild entwickeln.
  • Magen-Darm-Probleme: Körperliche Beschwerden können das Essverhalten beeinflussen und zu einer gestörten Wahrnehmung des eigenen Körpers führen.
  • Körperunzufriedenheit: Ein allgemeines Gefühl der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper kann das Risiko für die Entwicklung einer Essstörung erhöhen.

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3. Ursache: Genetische Faktoren

Genetik spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Entstehung von Essstörungen. Wenn in deiner Familie bereits Essstörungen vorgekommen sind, kann das dein eigenes Risiko erhöhen. Dieses Risiko ist jedoch nicht nur auf das familiäre Umfeld beschränkt, sondern kann auch genetisch bedingt sein.

  • Familienhistorie: Das Aufwachsen in einer Familie, in der Essstörungen oder damit verbundene Verhaltensweisen vorkommen, kann das Risiko erhöhen. Beispielsweise kann das Beobachten eines Familienmitglieds bei einer Diät prägend sein.
  • Zwillingsstudien: Forschungen haben gezeigt, dass etwa 40 % bis 60 % des Risikos für Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und Binge-Eating-Störung genetisch bedingt sein können.
  • Anorexia Nervosa Genetics Initiative (ANGI): Diese groß angelegte Studie untersucht das genetische Profil, das zu Essstörungen beiträgt, und wird in verschiedenen Ländern durchgeführt.
  • Komplexität der Genetik: Es gibt nicht “das eine Gen” für Essstörungen. Stattdessen können mehrere Gene Merkmale wie Angst, Perfektionismus oder Launenhaftigkeit beeinflussen, die wiederum das Risiko für eine Essstörung erhöhen können.

4. Ursache: Umweltfaktoren

Umweltfaktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Essstörungen. Sie umfassen eine breite Palette von Einflüssen, von der Familie bis hin zu Medien und Kultur.

  • Soziokulturelle Risikofaktoren: Das Tripartite Modell zeigt, wie Medien, Freunde und Familie zur Idealisierung von Dünnheit und sozialem Vergleich beitragen können. Diese Faktoren können ein schlechtes Körperbild fördern und das Risiko für Essstörungen erhöhen.
  • Geschlecht und Ethnizität: Diese Faktoren können andere Umweltfaktoren verstärken oder abschwächen. Zum Beispiel können bestimmte Kulturen oder Geschlechterrollen das Risiko für Essstörungen erhöhen oder verringern.
  • Schützende Umweltfaktoren: Gemeinsame Familienmahlzeiten, emotionale Regulationsfähigkeiten und Achtsamkeitstechniken können schützend wirken. Auch das Hinterfragen unrealistischer Schönheitsideale kann helfen.
  • Gesellschaftliche Veränderungen: Die Verbesserung des Status von Frauen, die Verringerung der Objektivierung und der Respekt für alle Körperformen können schützend wirken und freundlichere Gemeinschaften schaffen.
  • Wechselspiel zwischen Genen und Umwelt: Essstörungen entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel von genetischen und umweltbedingten Faktoren. Zum Beispiel kann eine genetische Anfälligkeit die Reaktion auf bestimmte Stressoren, wie gewichtsbezogene Kommentare, beeinflussen.

5. Ursache: Epigenetik

Die Epigenetik ist ein relativ neues Forschungsfeld, das uns hilft zu verstehen, wie Umweltfaktoren die Genexpression beeinflussen können. Dies geht über die reine Genetik hinaus und betrachtet, wie bestimmte Lebenserfahrungen die Aktivität unserer Gene verändern können.

  • Einfluss von Stress: Stress bei den Eltern kann nicht nur ihr eigenes Verhalten beeinflussen, sondern auch die Genexpression bei ihren Kindern verändern. Das bedeutet, dass die Kinder möglicherweise anfälliger für Stress und damit verbundene Erkrankungen wie Essstörungen sind, selbst wenn sie diesem Stress nie direkt ausgesetzt waren.
  • Dauer der Erkrankung: Es gibt Hinweise darauf, dass die Dauer einer Erkrankung wie Anorexia nervosa die Genexpression beeinflussen kann. Das bedeutet, je länger jemand an der Störung leidet, desto wahrscheinlicher ist es, dass epigenetische Veränderungen auftreten, die den Verlauf der Erkrankung beeinflussen.
  • Unterernährung: Unterernährung selbst könnte bestimmte Gene an- oder ausschalten, die dann den Verlauf der Essstörung beeinflussen.
  • Forschungsstand: Es ist wichtig zu betonen, dass die epigenetische Forschung zu Essstörungen noch in den Anfangsphasen steckt. Zukünftige Studien könnten jedoch wertvolle Einblicke in die komplexen Mechanismen bieten, die zu Essstörungen führen.
Essstörung Ursachen, Auslöser & Risikofaktoren
Essstörung: Ursachen & Risikofaktoren

Abschlusswort von Mentalwohl

Essstörungen sind komplexe Erkrankungen, die durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden. Es ist wichtig zu verstehen, dass niemand allein ist und dass Hilfe verfügbar ist. Die Forschung macht stetig Fortschritte, und es gibt immer mehr Möglichkeiten zur Behandlung und Prävention. Jeder Mensch ist einzigartig, und es gibt keinen “richtigen” oder “falschen” Weg zur Genesung. Der erste Schritt ist oft der schwerste, aber er ist auch der wichtigste. Du bist es wert, ein erfülltes und gesundes Leben zu führen. Du bist nicht allein, und es ist nie zu spät, Unterstützung zu suchen.

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Häufig gestellte Fragen

  • Wann bekommt man eine Essstörung?

    Essstörungen sind sehr komplexe Erkrankungen. Wissenschaftler verstehen immer noch nicht ganz, was sie verursacht. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle, wie die psychische Gesundheit, genetische und biologische Faktoren und das soziale Umfeld. Die Gründe sind bei jedem unterschiedlich.

  • Wo fängt eine Essstörung an?

    Meist gehen Essstörungen mit den folgenden frühen Anzeichen einher:
    1. Änderung der Essgewohnheiten
    2. Verstärktes Interesse fürs Essen
    3. Sozialer Rückzug
    4. Stimmungsschwankungen, insbesondere im Zusammenhang mit Essen

  • Wer erkrankt an einer Essstörung?

    Essstörungen können bei allen Geschlechtern, Altersgruppen, Rassen, Ethnien und bei jedem sozioökonomischen Status vorliegen.
    Allerdings leiden Mädchen im Teenageralter und junge Frauen häufiger als Jungen im Teenageralter bzw. junge Männer an Magersucht oder Bulimie. Nichtsdestotrotz können aber auch Männer an Essstörungen leiden.
    Obwohl Essstörungen über ein breites Altersspektrum hinweg auftreten können, entwickeln sie sich oft im Teenageralter und Anfang der 20er Jahre.


Quellen

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