Psychologische Beratung – Das sollten Sie wissen (2023)

von | Nov.2022 | Psychotherapie

Psychologische Beratung

Psychologische Beratungsangebote gibt es heutzutage viele, jedoch ist es schwer zu erkennen, welches Angebot für Ihr persönliches Problem oder Bedürfnis geeignet ist. Gerade psychologische Beratung kann als erste Anlaufstelle dienen und uns wichtige Informationen für unsere zugrundeliegenden Probleme geben. Sie dient als mildeste, niedrigschwellige Maßnahme in den Bereich der psychologischen Versorgung.

Doch worin genau liegen die Aufgabenbereiche eines/ einer psychologischen Berater:in? Und wodurch unterscheidet sich psychologische Beratung von der Psychotherapie? Vielleicht fragen Sie sich auch, welche psychologische Hilfe Sie in Ihrem Fall benötigen.

In dem folgenden Artikel werden diese und ähnliche Fragen beantwortet.

Was ist psychologische Beratung?

Die psychologische Beratung umfasst häufig psychologische Aktivitäten und Interventionen, um Menschen bei der Verarbeitung und Überwindung von Problemen und Konflikten zu unterstützen. Dies ist eine wesentliche Maßnahme im Bereich der nichtheilkundlichen Psychologie (beratende Psychologie). Der Begriff psychologische(r) Berater:in ist in Deutschland nicht gesetzlich geschützt und sollte nicht mit den Begriffen Psycholog:in, Psychotherapeut:in oder Heilpraktiker:in auf dem Gebiet der Psychotherapie durcheinander gebracht werden.

Tätigkeiten, die nur die Aufarbeitung oder Überwindung sozialer Konflikte oder sonstige Zwecke außerhalb der Heilkunde zum Gegenstand haben“ (§ 1 Abs. 2 Satz 3 des Psychotherapeutengesetzes, September 2020), gehören in Deutschland „nicht zur Ausübung der Psychotherapie“. Dies trifft größtenteils in Österreich und der Schweiz auch zu, wobei es einige Unterscheidungen gibt.

Was macht ein psychologischer Berater?

Bei Beratung handelt es sich in der Regel um ein persönliches Gespräch mit dem Ziel, Klient:innen bei der Lösung eines bestimmten Problems professionell zu unterstützen. Der Aufgabenbereich eines/ einer psychologischen Berater:in kann sehr breit sein und umfasst viele Themen – von Ehe und Partnerschaft über Schule und Erziehung bis hin zur Sucht und Abhängigkeitsproblemen. Sie ist allerdings nicht nur im klinischen und psychosozialen Bereich von Belang, sondern auch im arbeits- und organisationspsychologischen Kontext und kann folgende Aufgaben beinhalten:

  • Unterstützung von Menschen in akuten Belastungssituationen
  • Intervention bei Krisen
  • Stärkung des psychischen Wohlbefindens der Klient:innen
  • Vorbeugung psychischer Erkrankungen und Psychoedukation
  • Unterstützung bei der Lösungsfindung
  • Unterstützung bei Motivations-, Orientierungs- und Entscheidungsprobleme
  • Verbesserung der Lebensqualität

Demnach gehen psychologische Berater:innen primärpräventiv vor und stellen eine wichtige Stütze im Gesundheitssystem dar, wie z.B. Ehe- und Lebensberatungsstelle oder Jugend- und Familienberatungsstelle. Oft haben psychologische Berater:innen eine psychologische Grundausbildung in Form eines Bachelors in Psychologie.

Wenn man im Rahmen eines psychologischen Studienganges einen Master (Diplom-Psychologe oder Diplom-Psychologin) erlangt hat, kann man sich auch als Psycholog:in (gesetzlich geschützter Begriff) bezeichnen. Weiterhin weisen viele psychologische Berater:innen eine Heilpraktiker- und/oder Coachingausbildung vor.

Welche psychologischen Beratungsformen gibt es?

Es gibt eine große Anzahl von psychologischen Beratungsbereichen. Hierzu gehören beispielsweise:

  • Seelsorge,
  • Lebensberatung,
  • Psychosoziale Beratung,
  • Ehe- und Partnerschaftsberatung,
  • Berufsberatung,
  • Beratung für Studierende/ Studium
  • Personal- und Führungskräfteberatung,
  • Konfliktberatung,
  • Bildungsberatung,
  • Erziehungsberatung,
  • Familienberatung,
  • Entscheidungsberatung,
  • Mobbingberatung,
  • Jugendberatung und Drogenberatung,
  • Beratung zur Bewältigung spezieller Erkrankungen oder Behinderungen und
  • Beratung in Bezug auf Möglichkeiten und Planung einer Psychotherapie.

Was ist der Unterschied zwischen Beratung und Psychotherapie?

Ob man nun Berater:in, Therapeut:in oder Psycholog:in ist – in allen Fällen muss man über ausgezeichnete Kommunikations-, Zuhör- und zwischenmenschliche Fähigkeiten verfügen. Die Begriffe „Beratung“ und „Psychotherapie“ werden oft synonym verwendet und haben viele Gemeinsamkeiten, aber es gibt auch einige wichtige Unterschiede.

Im Allgemeinen wird eine Beratung für bestimmte Themen und Situationen empfohlen, z. B. Sucht oder Trauer, und erstreckt sich über Wochen bis Monate. Somit ist eine Beratung eher konkret und kurzfristig.

In der Psychotherapie werden häufig psychische Störungen (diagnostiziert nach ICD-11 oder DSM-5) behandelt, welche nur von psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeut:innen oder Heilpraktiker:innen für Psychotherapie durchgeführt werden dürfen. Oft werden Themen aus der Vergangenheit behandelt, die möglicherweise zu aktuellen Problemen beitragen. Sie findet oft kontinuierlich oder mit Unterbrechungen über einen Zeitraum von Jahren statt.

In der Praxis gibt es jedoch viele Überschneidungen zwischen den beiden Therapieformen. Während der Begriff ,,psychologische(r) Berater:in“ in Deutschland nicht zu den gesetzlich geschützten Berufsbezeichnungen gehört, ist der Begriff ,,Psychotherapeut“ ein gesetzlich geschützter Titel, der mit einer mehrjährigen, staatlich geregelten Weiterbildung gebunden ist.

Wann sollte ich zur Psychotherapie

Hier sind einige Beispiele von Problemen, bei denen das Aufsuchen eines/ einer Therapeut:in empfohlen wird:

  • Bei Vorliegen einer psychischen Störung
  • Das Nachdenken über das Problem oder deren Bewältigung nimmt mindestens eine Stunde pro Tag in Anspruch
  • Das Problem ist Ihnen peinlich oder Sie gehen anderen Menschen aus dem Weg
  • Das Problem hat dazu geführt, dass Ihre Lebensqualität gesunken ist
  • Das Problem hat sich negativ auf verschiedene Lebensbereiche (Schule, Arbeit oder Beziehungen) ausgewirkt
  • Das Problem führt zu einem allgemeinen Gefühl der Überforderung

Wann sollte ich zur psychologischen Beratung

Hier sind einige Beispiele, bei denen das Aufsuchen eines/ einer psychologischen Berater:in empfohlen wird:

  • Wenn Sie in einer akuten Belastungssituation sind
  • Wenn Sie bestimmte Aspekte Ihres psychischen Wohlbefindens verbessern möchten
  • Wenn Sie zu bestimmten Themen, wie z.B. Eheprobleme oder Abhängigkeitsprobleme beraten werden möchten
  • Wenn Sie eine Lösung zu einem konkreten Konflikt suchen
  • Wenn Sie Ihre Lebensqualität verbessern möchten
  • Wenn Sie bei bestimmten Entscheidungen geholfen werden möchten

Was zeichnet einen guten psychologischen Berater aus?

Sind Sie auf der Suche nach einem/ einer passenden Berater:in und wissen nicht, nach welchen Kriterien Sie Ausschau halten sollen? Hier sind einige Punkte, die einen gute(n) Berater:in auszeichnen:

  • hohe Kooperationsbereitschaft
  • hohe Empathie
  • starke Kommunikationsfähigkeiten
  • Gute Beobachtungsgabe
  • Viel Geduld
  • Neutrale Grundhaltung
  • Kann gut aktiv zuhören
  • Baut leicht Vertrauensbasis auf
  • Respektvoller Umgang
  • auf Augenhöhe mit Klient:innen
  • Expertise in Bezug auf Ihr Problem (z.B. durch zertifizierte Fortbildungen oder Berufserfahrungen)
  • Idealerweise: Psycholog:in, Coach:in oder Heilpraktiker:in (in Psychotherapie)

Häufig gestellte Fragen


Was versteht man unter psychologischer Beratung?

Unter psychologischer Beratung werden bestimmte psychologische Beratungsprozesse auf verschiedenen Gebieten verstanden (z. B. Supervision, Training, Laufbahnentwicklung, Prävention und Gesundheit). Durch ihren primärpräventiven Charakter bildet sie im Gesundheitssystem eine wesentliche Stütze.


Wird psychologische Beratung von der Krankenkasse bezahlt?

Psychologische Beratung wird in den meisten Fällen von der Krankenkasse nicht finanziert. Online-Beratung oder telefonische Beratungsangeboten werden demnach auch oft privat bezahlt werden. Abhängig von der politischen und wirtschaftlichen Situation übernehmen Stadt, Land und andere Träger jedoch oft die Kosten (besonders bei Beratungsstellen, Krisenzentren oder dem sozial-psychiatrischen Dienst).

In einigen Fällen kann auch der Sozialhilfeträger über das Bundessozialhilfegesetz (BSHG) die Kosten für Beratung tragen. Manchmal kann in Einzelfällen auch bei privaten Krankenversicherungen eine Kostenübernahme beantragt werden, wenn der/die psychologische Berater:in über eine Approbation als Psychotherapeut:in oder eine Zulassung zur Heilkunde als Heilpraktiker:in bzw. Heilpraktiker:in für Psychotherapie verfügt.

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